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Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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eine ausholende Geste.
    »Dies ist das neue Zentrum des wahren Glaubens. Hier ist das Wunder einer
Offenbarung geschehen. Hier soll die neue Hauptstadt der Welt entstehen! Unsere
Zeit der Wanderung ist vorüber! Mühsal und Unterdrückung haben
ein Ende! Jetzt sind die Wahrgläubigen in jeder Hinsicht die Rechtgläubigen,
denn die Alten Völker haben uns das Heiligste gesandt!«
    Ein langsam aufkommendes Gemurmel schwoll in lautstarken Jubel an. Arme wurden
hochgeworfen, Stechforken geschwunden, religiöse Formeln gesprochen. Sondal
beorderte sofort zwei Reiter zu sich und diese machten sich auf den Weg zum
Lager.
    »Der Feind – was ist mit der Miliz, Herr?«, fragte Sondal leise
seinen Anführer.
    Jamir, der den jubelnden Kriegern huldvoll zulächelte und ihnen winkte,
wandte kaum den Kopf, um ihm zu antworten.
    »Wir lassen sie ziehen. Lass sie unsere Botschaft in die Stadt tragen.
Und sobald sie fort sind, errichten wir unsere eigenen Befestigungen. Möglicherweise
haben wir uns geirrt, was unsere Chancen anging, eine Belagerung erfolgreich
durchzuführen. Aber die Miliz hat auch seit fast 150 Jahren keinen richtigen
Krieg mehr geführt.«
    Sein Lächeln wurde breiter.
    »Sie werden die Gründung unserer Stadt und die Geburt des neuen Glaubens
nicht verhindern können!«
    Und, fügte er in Gedanken hinzu, dazu gehörte auch die Machtergreifung
des neuen Propheten.
    Jamir.

    Decorian machte einen großen Schritt. Er musste so weit ausgreifen, denn
direkt vor ihm lag der zusammengeschossene Körper Tholiks, den es zu überschreiten
galt. Solanas Decorian ließ sich nicht anmerken, ob ihm der gewaltsame
Tod seines engen Vertrauten besonders nahe ging, er zeigte jedoch starke Betroffenheit
angesichts der von ihm zu verantwortenden Zerstörungen am Dimensionsfalter.
Nica Rens, die neue Leiterin der Fedajin, huschte eilfertig hinter dem Interimsverwalter
her. Sie war durch Decorians Protektion in diese hohe Stellung gekommen, die
sie normalerweise niemals erreicht hätte. Doch das Verschwinden Hargin
Flechs und das Machtvakuum, das Decorian sofort nach seiner Ernennung tatkräftig
und mit Autorität zu füllen begann, hatte auch die letzten Zweifler,
zumindest vorläufig, zum Verstummen gebracht. Decorian entschied, und er
entschied schnell. Jeder war froh, wieder etwas zu tun zu haben, und wenn jemand
ein Problem damit hatte, dass eine nur für untergeordnete Positionen geeignete
Kämpferin plötzlich Verantwortung tragen sollte, dann äußerte
es keiner. Decorian warf Nica nur hin und wieder einen amüsierten Blick
zu. Sie war zumindest in einer Hinsicht untypisch für die anderen Fedajin:
Seit ihrer Ernennung zur Chefin der Kirchengarde trug sie eine kleine Handtasche
mit sich herum, in der sie die Personalunterlagen der verbliebenen Truppe verborgen
hatte. Sie kannte ihre Kameraden nämlich so gut wie gar nicht und jedes
Mal, wenn sie einen traf, musste sie nachschauen. Die hektische Betriebsamkeit,
die dabei entstand, half Decorian – neben Rens wirkte er dann noch souveräner
und beeindruckender als ohnehin.
    »Er war Euer Gehilfe, Eminenz«, murmelte Rens nun zaghaft und richtete
einen angewiderten Blick auf Tholik. Es hatte einige Zeit gedauert, bis es den
Fedajin mit Hilfe von Decorians Zugangscodes gelungen war, in die versiegelte
Maschinenhalle vorzudringen. Darin hatten sie hilfloses Personal vor dem Dimensionsfalter
und eine mehrfach gesicherte Kontrollzentrale voller Leichen gefunden. Tholik
hatte erschossen werden müssen, da er sich standhaft gewehrt hatte.
    »Ich bin enttäuscht«, erwiderte Decorian bedrückt. »Enttäuscht
von dem Verräter, den ich an meiner Brust nährte, und enttäuscht
von mir, der ich seinen verhängnisvollen Verrat nicht rechtzeitig erkannte.«
    »Euch ist kein Vorwurf zu machen«, scharwenzelte Rens eifrig.
    »Doch, doch«, klagte Decorian salbungsvoll. »Ich werde diese
Schuld mit mir tragen. Sobald meine Zeit als Interimsverwalter vorbei ist, muss
ich in mich gehen und nach meinem Versagen forschen. Doch jetzt gilt es, andere
Fragen zu beantworten, zum Beispiel, wer Tholik angestiftet hat!«
    Rens machte ein bekümmertes Gesicht.
    »Wir haben in seiner persönlichen Habe nichts gefunden, Eminenz.«
    Decorian wusste das wohl. Schließlich war er es gewesen, der Tholik diesen
Auftrag gegeben und alles vorbereitet hatte. Selbstverständlich gab es
eine Hinterlassenschaft des Toten.

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