Rettungskreuzer Ikarus Band 024 - In den Gärten der Tomakk
getan hatte.
»Oh, Jason ...«
Er wandte sich brüsk ab. »Ja?«
»Es tut mir so leid ...«
Der Händler zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Tja, Baby.
Ich bin eben ein richtiger Held.«
Missmutig stapfte er davon und wünschte sich eine Tür, die er hinter
sich zuknallen konnte.
Sie fand ihn in der Krankenstation, wo er unter Anleitung des Bordcomputers
begonnen hatte, Taishos gebrochenes Bein zu versorgen. Der junge Syridianer
war noch immer nicht zu sich gekommen.
Zögernd legte sie ihm die Hand auf die Schulter. »Jason.«
Er hielt kurz inne, drehte sich aber nicht zu ihr um. »Was?«
»Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich war eklig zu dir.«
Er sah auf und lächelte schief. »Keine Sorge. Ich werde bestimmt demnächst
auch ziemlich ungenießbar werden. Warte nur ab, bis die Entzugserscheinungen
schlimmer werden. Bisher hatte ich vielleicht zu viel Adrenalin im Blut und
genug Ablenkung, aber meine Stimmungsschwankungen treten jetzt immer häufiger
auf. Selbst bei dem Kampf mit dem Drunar vorhin wurde ich dadurch abgelenkt.
Normalerweise würde ich spätestens jetzt eine Handvoll Owari nehmen,
aber leider bin ich völlig blank.«
»Entzugserscheinungen?«, meldete sich Shanti-21 neugierig zu Wort.
»Was denn für welche?«
»Heftige Stimmungsschwankungen, von Depression bis hin zu aggressiven Wutanfällen«,
brummte der Händler, »die immer schlimmer werden und letztlich in
den Wahnsinn führen, wenn ich diese Droge nicht mehr bekomme.«
»Hmm«, machte der Biocomputer. »Eine Blutwäsche dürfte
das beseitigen.«
Jason und Shilla wechselten einen erstaunten Blick. »Eine Blutwäsche?«
»Eine vollständige Ausspülung aller Gifte aus deinem Blutkreislauf,
verbunden mit einer Stimulation der Hormondrüsen, deren Botenstoffe dein
Wohlbefinden dauerhaft steigern«, führte Shanti-21 aus. »Ein
Kinderspiel.«
Jasons Herz schlug schneller. »Und du kannst so etwas machen?«
Der Computer zögerte kurz. »Äh, nein. Nicht mit den Mitteln hier
an Bord. Aber es gäbe da noch eine Alternative.«
Der Händler verdrehte die Augen. »Und die wäre?«
»Es gibt noch einen weiteren Tomakk-Stützpunkt hier in der Nähe,
der von den Kit8ril niemals erobert wurde. Dort dürfte eine Krankenstation
sein, die mit deinem Problem fertig wird.« Shanti-21 machte eine bedeutungsschwangere
Pause. » Das war die gute Nachricht.«
Jason schluckte. »Und die schlechte?«
»Ich weiß leider so gut wie gar nichts über humanoide Organismen
– und das Bewusstsein der Person, die einmal Asahi Drel war, schwindet
allmählich. Ich werde versuchen, so viel von ihrem Wissen wie möglich
zu konservieren, aber ich kann für nichts garantieren. Schlimmstenfalls
müsst ihr die Krankenstation dort alleine aktivieren und sehen, wie ihr
damit klar kommt.«
Jason zuckte mit den Achseln. »Okay. Klingt nach einer realistischen Chance.
Versuchen wir's.« Er sah zu Shilla auf. »Wolltest du nicht noch etwas
sagen?«
Sie lächelte traurig. »Ist nicht wichtig. Ein anderes Mal.«
»Wie du willst.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Taishos Bein
zu. Als er sich wenige Augenblicke später noch einmal zu ihr umdrehte,
war Shilla bereits verschwunden.
»Ach, Jason«, seufzte Shanti-21 und klang für einen kurzen Moment
wieder sehr wie Asahi Drel, »muss Liebe schön sein!«
»Halt die Klappe.«
Me2Sam empfand so etwas wie Wut. Sein Gefühlsleben wurde im Regelfalle
durch den Nexus mitbestimmt, doch die lange Phase der Vereinzelung forderte
nun ihren Tribut und er begann, sehr individuell zu reagieren. Verständnislos
sah er auf den Hauptbildschirm seines Raumschiffs. Der dicht bewaldete Mond,
auf dem vor wenigen Minuten vier Landungsboote mit zwei Dutzend blutrünstigen
Drunar-Kriegern an Bord gelandet waren, existierte nicht mehr. Er hatte eigentlich
geplant, die Gefangenen persönlich abzuholen, sobald die Drunar wieder
sicher in ihren Kühlschlafkammern eingeschlossen waren. Die Mission war
aber ein totaler Fehlschlag. Es waren offenbar unvorhergesehene Dinge passiert.
Me2Sam war ein hochrangiger Vertreter der Kit8ril. Die untergeordneten Völker
kannten die Kit8ril nur als Exekutoren, und die Gesamtheit aller Exekutoren
bildeten den Nexus, die höchste Instanz im Nexoversum. Wo auch immer ihre
haifischförmigen Raumschiffe auftauchten, verbreiteten sie Angst und Schrecken.
Und das zu Recht, denn die Kit8ril waren die Gebieter über
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