Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
verblüffte
Arzt den Medoroboter zur Ikarus begleitete, um sogleich mit der Operation
zu beginnen. Sudeka Provost war wenige Jahre nach der Gründung des Raumcorps
mit ihrem Raumschiff spurlos verschwunden.
Niemand hatte je wieder etwas von ihr gehört.
»Ich muss zugeben, dass ich sehr verwirrt bin«, sagte Darius Weenderveen.
Er warf einen Blick auf die zentrale Projektion. Die Einsatzkräfte von
Ephalus hatten die Situation zunehmend im Griff. Die Ikarus wurde weiterhin
als Notoperationssaal verwendet und konnte noch nicht auf den Raumhafen zurückkehren,
doch die meiste Arbeit hing jetzt an Anande, unterstützt von Thorpa, Trooid
und Prior Panettone, sowie einem Heer von Medorobotern. Die Bergungsarbeiten
wurden ganz von den örtlichen Kräften übernommen, und so hatten
sich Sentenza, Weenderveen, An'ta und Sonja in die Zentrale zurückgezogen,
um eine Pause einzulegen. Von hier waren sie über aktuelle Entwicklungen
immer informiert und konnten aktiv werden, sollte sich die Notwendigkeit ergeben.
Die Tatsache, dass die Verteidiger des Systems offenbar die Oberhand gewonnen
und die angreifenden Outsider zurückgeschlagen hatten, trug zur Entspannung
der Situation nicht unwesentlich bei. Bis sich wieder etwas ereignete, widmeten
sie sich ihrer Erschöpfung und den Fragen, die in ihren Köpfen kreisten.
Und viele dieser Fragen hatten mit dem Säugling zu tun, der in einem Brutkasten
der Ikarus friedlich schlief, ein kräftiges, nur etwas zu früh
geborenes Mädchen, das Anande als kerngesund beurteilt hatte und das von
den Nachbarn ihrer toten Eltern den Namen Sudeka Provost erhalten hatte. Die
Mutter war kurz nach dem erfolgreichen Kaiserschnitt gestorben und der Leichnam
war den Behörden übergeben worden.
»Das kann ich gut verstehen«, entgegnete Sentenza und fuhr sich müde
mit der Hand über seinen Kopf.
»Es ist ganz und gar nicht verwirrend«, sagte An'ta mit Kälte
in der Stimme. Alle Blicke richteten sich auf die Grey, die meisten davon entweder
etwas erstaunt oder verärgert. An'ta sah Darius an und schüttelte
den Kopf.
»Sie sollten keine Verwirrung vortäuschen, wo Tatsachen zwar außergewöhnlich,
aber doch sehr klar und eindeutig interpretierbar sind«, meinte sie mit
einem gerüttelten Maß an Verachtung in der Stimme. Die Grey mochte
ihre Qualitäten haben, soziale Kompetenz gehörte nicht dazu und Höflichkeit
schon gar nicht.
»Aha«, erwiderte der Angesprochene leicht säuerlich. »Dann
erleuchten Sie mich bitte!«
»Gerne. Wir haben das Leben der Urgroßmutter von Sudeka Provost gerettet
und damit die Gründung der Organisation ermöglicht, die uns in die
Vergangenheit geschickt hat. Ein Kreis hat sich geschlossen, der offenbar notwendig
war, um die Kontinuität historischer Prozesse zu gewährleisten. Wir
haben, wenn Sie so wollen, unsere temporale Pflicht getan.«
Darius starrte An'ta einen Moment wortlos an. Auch der Rest der Brückenbesatzung
kam über ein Stirnrunzeln nicht hinaus. Dann raffte er sich zu einer Antwort
auf.
»Das kann doch nicht Ihr Ernst sein! Was soll denn das bedeuten? Temporale
Pflichterfüllung? Das ist doch abstrus! Die Chance, dass so etwas passiert,
liegt bei ... bei ... was weiß ich!«
An'ta erwiderte den Blick kühl und gelassen.
»Ich meine das durchaus ernst. Und Ihre Wahrscheinlichkeitsrechnungen interessieren
mich nicht, sie helfen uns auch nicht weiter.«
Wenderveen stieß erbost Luft aus. Jede Müdigkeit war aus ihm verschwunden.
Es war nicht leicht, den älteren Mann wütend zu machen, aber die Grey
war offenbar auf dem besten Weg, diesen Fall eintreten zu lassen.
»Das heißt, unser Zusammentreffen war vorherbestimmt? Die Alten Völker,
wo auch immer sie jetzt sein mögen, haben in ihrer transzendenten Weisheit
dafür gesorgt, dass sich alles ganz prächtig fügt?« Darius'
Ärger hatte nun offenbar Verwunderung Platz gemacht. An'ta spreizte die
Finger.
»Ich führe hier keine religiöse Diskussion. Ob spirituelle Mächte
hier ihre Hand im Spiel gehabt haben, müssen Sie mit dem Prior diskutieren.
Ich rede hier von weitaus konkreteren Einflüssen.«
Nun gesellte sich zur Verwunderung echte Neugierde – und das nicht nur
bei Weenderveen. Alle waren an An'tas Gedankengängen sichtlich interessiert.
Die Grey schien diese allgemeine Aufmerksamkeit durchaus zu genießen.
Ihr Volk war in der Tat nicht dafür bekannt, besonders glühende
Weitere Kostenlose Bücher