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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Kaffee
brannte in seiner Kehle.
    Schlafen konnte er später.
    Viel später.

    Cedian wusste nicht, ob er aufgeregt sein sollte oder nicht. Für ihn als
Adlaten war die Reise in die Vergangenheit mit deutlich weniger Anspannung und
Unwägbarkeit erfüllt als für die relativ kurzlebigen Menschen
oder anderen Völker, die die Milchstraße sonst noch bewohnten. Cedian
selbst war kurz nach dem Sieg über die Outsider, zu Zeiten der Großen
Stille, geboren worden, und gehörte damit noch zu den relativ jungen seines
Volkes. Das Gedächtnis der Adlaten, ihre Aufzeichnungen gleich welcher
Art, reichte Tausende und Abertausende von Jahren in die Vergangenheit, mit
den ältesten Aufzeichnungen aus dem Beginn ihrer Dienerschaft für
Lear, die mehr als 200.000 Jahre in Commonwealth-Zeitrechnung datierten. Cedian
wusste alles über den letzten Kampf gegen die Bedrohung, und das nicht
nur aus dem Studium der Dokumente und Dateien, sondern aus lebhaften und detailreichen
Darstellungen seiner Eltern selbst. Sein Vater lebte noch und hatte kurz vor
Cedians Abreise noch einmal memoriert, an was er sich genau erinnern konnte,
um seinen Sohn so gut wie möglich vorzubereiten. Cedian schließlich
war entsandt worden, da die Adlaten vermeiden wollten, dass auch nur die kleinste
Chance bestand, dass der Zeitreisende sich selbst in der Vergangenheit begegnete.
Auch Cedians engere Verwandte hielten sich nicht in diesem Teil des Kriegsschauplatzes
auf, so dass das Risiko, seinen Eltern zu begegnen, sehr gering war. In der
Tat berichtete sein Vater glaubhaft, seinem Kind in der Vergangenheit niemals
begegnet zu sein.
    Von jenen, die in diesem Gebiet des historischen Ringens aktiv gewesen waren,
lebten nicht mehr viele. Und jene, die noch am Leben waren, konnten sich nur
lückenhaft erinnern. Der Schock der Hyperbombe hatte damals auch die Adlaten
nicht unbehelligt gelassen, viele von ihnen waren zusammen mit der letzten Flotte
des Zweiten Imperiums gestorben, andere irgendwo gestrandet, weil auch ihre
natürliche Fähigkeit der überlichtschnellen Reise durch die beginnende
Große Stille beeinträchtigt worden war. Viele waren krank, geschockt
und verletzt in die Heimstatt der Adlaten zurückgekehrt, die meisten im
letzten Augenblick vor der sich ausbreitenden Hyperanomalie geflohen. Und so
waren die Berichte lückenhaft, die Erkenntnisse vage und die Fakten oft
mit Phantasie vermischt. Schließlich hatte der letzte Kampf gegen die
Outsider auch die Saat für die Rebellion gegen den Wächter gelegt,
und so waren auch aus politischen Gründen manche historische Ereignisse
neu interpretiert worden. Darin unterschieden sich die Lediri in nichts von
anderen Intelligenzwesen.
    Cedians Reise war also durchaus von einer bestimmten Ungewissheit geprägt,
aber es war die gleiche Art von Ungewissheit, die einen Menschen plagen würde,
der in das Dorf seiner Eltern zurückkehrte und nicht genau wusste, wo die
Brücke über dem Bach wirklich gelegen hatte, von der sein Vater immer
erzählt hatte. Das lange Leben der Adlaten und der langsame Wechsel der
Generationen waren für die Menschen und ihre Verbündeten schwer zu
verstehen. Mochte auch die durchschnittliche Lebenserwartung eines Mannes wie
Sentenza mittlerweile fast 150 Jahre betragen, so war dies doch noch weit von
dem entfernt, was ein Adlat altern konnte. Cedian musste sich diese Tatsache
bei seinen Gesprächen mit der Besatzung der Ikarus immer wieder
vergegenwärtigen, vor allem bei seinen langen Unterhaltungen mit dem historisch
sehr interessierten Kirchenvertreter, der zwar auf der einen Seite tief in der
Vergangenheit lebte und dachte, auf der anderen aber auch weiter von ihr entfernt
war als Cedian. Immerhin schien Panettone dieses Problem besser zu begreifen
als die Anderen, aber etwas anderes hatte er von einem Historiker auch nicht
erwartet.
    Der Adlat glitt durch den Weltraum. Er konnte die Methode, mit der er sich im
relativistischen Flug bewegte, wissenschaftlich erklären und hatte dies
den staunenden Wissenschaftlern des Raumcorps auch mehrfach tun müssen.
Für ihn als raumgeborenes Lebewesen war diese Art der Fortbewegung aber
so normal wie für Sentenza das Gehen. Er war kein bewusster Vorgang, von
der Orientierung einmal abgesehen. Doch auch diese bereitete ihm keine Mühe,
das System wies kaum Verkehr auf und er fühlte die Präsenz seiner
Artgenossen genau dort,

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