Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille
den Eintritt eines Geschwaders von Outsiderraumern in das System.
Zwanzig Schiffe, darunter große Einheiten.
Cedian unterdrückte seine aufkommende Panik. Unter diesen Umständen
war kaum an ein Gespräch mit dem Gouverneur zu denken.
Ein sehr, sehr schlechter Zeitpunkt.
»Ein sehr, sehr schlechter Zeitpunkt«, presste Sentenza hervor und
blickte auf die Ortungsanzeige. Die Raumhafenkontrolle hatte Systemalarm ausgelöst
und die Ikarus war nicht das einzige Schiff, das landete: Die wenigen
anderen zivilen Raumschiffe im Orbit kamen auf Geheiß der Flugkontrolle
ebenfalls hektisch hinunter, ehe die Angreifer zuschlugen. Etwas chaotisch wirkend,
dann doch offensichtlich wohl geplant und koordiniert, sah Sentenza mehrere
Staffeln von Raumjägern, die mit dicken weißen Kondensstreifen hinter
sich in steilem Vektor in den Orbit rasten. Kaum hatte die Ikarus sich
dem Raumhafen bis auf wenige hundert Meter genähert und begonnen, sanft
auf das zugewiesene Landefeld einzuschweben, entstand ein grünliches Flimmern
über dem gewaltigen Areal. Ein Schutzfeld war aktiviert worden. Sentenza
wusste, dass die Schutzschirmtechnologie des Imperiums der seiner Gegenwart
weit überlegen war, ein wesentlicher Grund dafür, dass es das Imperium
damals überhaupt so lange gegen die Invasoren ausgehalten hatte.
Als die Ikarus aufsetzte und die Außenmikrophone eingeschaltet
wurden, hörte Sentenza das schneidende Wimmern der Sirenen. Überall
in der Stadt würden die Bewohner vorbereitete Schutzräume aufsuchen,
zumindest, so genügend für alle vorhanden waren. Sentenza wusste,
dass die Bewohner von Ephalus, so pervers das auch klingen mochte, relativ sicher
vor Bombardements und dergleichen waren – die Outsider hatten kein Interesse
daran, verwüstete Welten mit dezimierter Bevölkerung zu erobern. Sie
konzentrierten ihre Angriffe meist auf organisierte Gegenwehr, um danach die
angegriffene Welt zu erobern. Schließlich hatten die Bewohner von Ephalus
noch eine wichtige Funktion zu erfüllen: Als psychische Nahrung.
Sentenza wischte den Gedanken beiseite. Ein Bodengleiter sauste auf die gelandete Ikarus zu. Zollbeamte entstiegen dem Fahrzeug und winkten in Richtung
der Außenkameras. Sentenza öffnete per Knopfdruck die Bodenschleuse
und machte sich auf den Weg, das Empfangskomitee zu spielen. Arthur Trooid gesellte
sich zu ihm. Sie hatten bereits vor der Zeitreise ihre Raumcorpsuniformen gegen
unauffällige Bordmonturen ausgetauscht, die den Designs des Imperiums ähnelten.
Drei Beamte erwarteten sie am Ende der Rampe, die zum Landefeld führte.
Obgleich um sie immer noch das Chaos landender Raumschiffe tobte, wirkten sie
bemerkenswert gelassen. Für sie war der Krieg Alltag geworden. Einer der
Männer trat vor, ein massiger Drupi in eine dunkelgrauen, schmucklosen
Uniform. In seiner Hand hielt er etwas wie ein Computerpad. Er blickte Sentenza
mit indifferentem Gesichtsausdruck entgegen.
»Sie sind der Eigner dieses Raumschiffes?«
»Ja.«
»Medizinische Güter?«
»So ist es.«
»Darf ich mir diese mal ansehen?«
Sentenza wusste, dass das eine rhetorische Frage war und machte eine einladende
Handbewegung.
Die Gruppe erklomm die Rampe und Sentenza führte sie in die Lagerräume.
Der Beamte warf nur einen flüchtigen Blick auf die Waren.
Er schien an einer wirklich gründlichen Kontrolle kein gesteigertes Interesse
zu haben, was Sentenza nur recht sein konnte.
»Captain, ich muss das alles hier im Namen der Imperialen Regierung konfiszieren.
Sie haben ja gemerkt, was gerade da draußen passiert.« Der Drupi
machte eine Handbewegung, die nach oben wies.
Sentenza nickte, bemühte sich aber um ein empörtes Gesicht. Trooid
übernahm das Wort.
»Was ist mit unseren Ausgaben? Wir haben den gefährlichen Weg in dieses
System auf uns genommen, alles mit erheblichen Risiken und Kosten verbunden!
Wir machen pleite, wenn wir nicht kompensiert werden!«
Der Drupi nickte teilnahmslos. Sentenza ahnte, dass er diese Art von Gespräch
schon mehrmals geführt hatte. Vielleicht waren die anderen zivilen Schiffe
jetzt auch Opfer von Besuchen der Zollkontrolle, die sich eher als Konfiskationskommando
entpuppte.
»Ja, ich weiß und es tut mir leid«, erwiderte der Beamte in
einem Tonfall, der seine Worte Lügen strafte. »Sie bekommen kaiserliche
Pfandbriefe im Nennwert der Ladung. Sie können diese nach dem Krieg einlösen.«
Er sagte dies
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