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Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 049 - Schritt vor dem Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Er wich ihnen gekonnt aus und eilte weiter.
     
    Sir Albert widerstand dem Impuls, der Maschine nachzusehen. Er fühlte sich, als ginge er durch den Traum von jemand anderem.
     
    »Hier durch, wir können den Turbolift zur Brücke nehmen«, wies Taler sie an.
     
    »Ist er noch … zuverlässig?«
     
    »Der hat noch Energie, ja.«
     
    Sir Albert erinnerte sich, den Aufzug schon benutzt zu haben. Er hatte zu den Privilegierten gehört, die in den ersten Tagen der Reise einen Besuch auf der Brücke hatten machen dürfen. Damals waren er und die anderen Gäste von milder Spannung erfüllt und plaudernd in die kleine Kabine gegangen. Diesmal würde kein Kapitän mit einer Flasche Perlwein auf sie warten und sie durch die große Zentrale führen, in der schmucke Offiziere Geschäftigkeit demonstrierten.
     
    Sir Albert wappnete sich gegen die Leere, die ihnen beim Öffnen der Türen entgegenkriechen würde. Er hatte das fast unbändige Bedürfnis, über etwas Belangloses zu sprechen. Vielleicht über das Wetter. Schlechtes Thema für Weltraumreisen.
     
    »Warum sind Sie nicht mit gegangen?«, platzte er heraus. »Ich meine, als der Kapitän und seine Leute aufgebrochen sind. Sie waren doch mobil, Herr Taler. Sie hätten gehen können.«
     
    »Wäre ich vielleicht auch.« Der Helm des Raumanzugs wandte sich um, was auf einen Seitenblick hindeutete. »Wenn ich es nur gewusst hätte.«
     
    »Aber es gab eine Durchsage, einen Aufruf!«
     
    »Nicht an jeden, Sir Albert.« Taler tippte den Code für die Brücke ein. »Nicht an jeden …«
     
    Einige Orte sollten nie wirklich verlassen sein. Die Notaufnahme eines Krankenhauses. Die Kontrollstation eines aktiven Fusionskraftwerkes. Und die Kommandozentrale eines im Flug befindlichen Raumschiffes.
     
    Der Anblick war so komplett falsch, dass es Sir Albert Überwindung kostete, in den großen Raum zu treten.
     
    Hier und dort blinkten einige Lichter, doch die meisten Stationen schienen zu schlafen. Der Rahmen des großen Schirmprojektors, auf dem das letzte Mal eine atemberaubende Ansicht eines Sternennebels zu sehen gewesen war, hing leer da wie nach einem Kunstraub. Am Hauptpult, wo der Platz des Kapitäns war, fehlten Teile der Verkleidung. Die Infizierten hatten offensichtlich versucht, die Stern der Freude wieder in Gang zu setzen, doch ohne Erfolg.
     
    Der Anblick war zutiefst deprimierend. Wenn ein Rudel fanatischer, kranker, aber noch im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte befindlicher Spezialisten es nicht geschafft hatte, waren ihre eigenen Chancen minimal. Und das, wie Sir Albert mit einem lautlosen Seufzen zugeben musste, war noch geschmeichelt.
     
    »Wo liegt denn das Problem? Die Instrumente sehen doch alle ganz intakt aus«, bemerkte Fräulein Miyazaki und strich über die Oberfläche.
     
    »Es handelt sich um eine passwortgeschützte Deaktivierung aller Hauptkontrollen«, erklärte Taler mit einem professionellen Singsang, der verriet, dass er selber nachgelesen hatte. »Sie muss von den beiden höchsten an Bord befindlichen Offizieren vorgenommen werden und blockiert alle anderen Stationen. Nur das entsprechende Passwort kann diese Blockade aufheben, was zu einer sofortigen Wiederinbetriebnahme aller Funktionen führt.«
     
    »Ein Passwort? Was könnte das sein? Vielleicht hatte der Kapitän einen Hund oder eine Tochter …«
     
    »Die dreimalige Eingabe des falschen Passwortes aktiviert die Selbstzerstörung des Schiffes, da dann von einer feindlichen Übernahme des Raumers ausgegangen wird«, beendete Taler seine Ausführungen. »Etwas grob, was?« Seine Stimme war übergangslos wieder die alte, kodderige. »Man hat das wegen Piratenüberfällen eingeführt, schätze ich. Was soll man mit so einem Pott, wenn man ihn nicht mehr steuern kann? Will sich ja keiner wirklich hochsprengen, aber als Abschreckung hilft’s. Wusste ja niemand, dass man sich selber so festsetzen kann.«
     
    »Aber es muss doch einen Notfallplan für diese Situation geben!«
     
    »Klar. Man schickt der Reederei einen Funkspruch, und die haben einen Mastercode.«
     
    Die Stille, die seinen Worten folgte, war beredt.
     
    »Und dann ist da noch was …«
     
    Wie tief konnte Hoffnung sinken? Sir Albert starrte den Spiegelhelm an und wartete auf den nächsten Schlag.
     
    »Ich glaube, die haben den Zündreaktor abgesprengt.«
     
    »Und das ist …?«, fragte Sir Albert.
     
    »Der Reaktor, der die Energie liefert, um den Antrieb in Gang zu setzen. Einfacher, als alles kaputt

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