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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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eures Spitzels sogar direkt von ihr!«
    Auch Cassidy erinnerte sich an Faiths Worte, dass niemand einfach so in das Gebiet der Biosphärenbewohner eindringen konnte, und, dass Jade einen Plan haben musste, um sie auf die andere Seite der Schlucht zu bringen.
    »Aber woher sollte sie wissen, dass wir euch überhaupt mitnehmen? Mein Vater war strikt dagegen und Danny wollte euch ebenfalls zurücklassen!«
    »Warum hast du uns dann gerettet?«, fragte Cassidy, woraufhin Jiao einen Moment schwieg und das E-Paper zurück in ihre Jeans gleiten ließ.
    »Weil ich Sharon schon einmal gehen lassen musste und es kein zweites Mal übers Herz gebracht habe. Über das Nachtsichtgerät konnte ich sie genau erkennen, und als ich das Blut im Scheinwerferlicht sah ...«, antwortete sie zurückhaltend und betrachtete dabei Jurijs zierliche Brille, die sie ihr vor drei Jahren geschenkt hatte.
    »Könnte die verdammte Schlampe davon gewusst haben?«, fragte Dog, der noch immer nicht über seine schmachvolle Rolle in Jades Schachspiel hinweggekommen war.
    »Es gab Streit darüber«, bestätigte Jiao ausweichend. »Ich ließ Sharon von unseren Drohnen beobachten, bis sie den westlichen Gebirgspass erreicht hatte und selbst das passte meinem Vater nicht.« Sie hob die Hände, formte zwei Gänsefüßchen mit ihren Zeige- und Mittelfingern und ahmte die Stimmlage ihres Vaters nach. »Das ist Ressourcenverschwendung, Jiao. Wir geben uns mit solchen Barbaren nicht ab, Jiao.«
    Die Frustration über ihre Ohnmacht war deutlich in ihrer Stimme zu hören, weshalb zunächst niemand an ihren Worten zweifelte. Angel wies Cassidy und Dog stattdessen an, sich in ihre ehemaligen Stellungen zu legen. Jiao übernahm Sharons Position in der Erdvertiefung. Anschließend lief Angel mit ihrem Scharfschützengewehr in die Richtung, aus der vermutlich der entscheidende Schuss gekommen war, und blickte aus vierhundert Metern Entfernung durch ihre Präzisionsoptik.
    »Unglaublich«, flüsterte sie in ihr Kehlkopfmikrofon.
    »Was? Was ist? Kannst du mich sehen?«, fragte Jiao, der allmählich die Arme einschliefen, als sie sich wie Sharon über Coles imaginären Körper beugte.
    »Ich habe ein perfektes Schussfeld auf Cassidy und Dog, aber von dir seh ich so gut wie nichts«, erwiderte Angel. »Kein Scharfschütze der Welt hätte in so einer Situation auf Sharon geschossen! Sie war weder am Kampf beteiligt noch überhaupt bewaffnet.«
    Jiao antwortete nicht auf Angels Mutmaßung, sondern verließ die Stellung, um selbst ein Auge auf die toten Angreifer zu werfen. Wortlos verfolgte die Gruppe, wie sie eine Leiche nach der anderen untersuchte.
    »Das sind keine Legionäre oder Söldner«, sagte sie naserümpfend und zeigte auf den Unterarm einer der Männer. »Seht ihr dieses Tattoo?«
    »Ein Schmiedeamboss«, brummte Dog. »Was ist daran so besonders?«
    »Das ist das Zeichen für Häftlinge von Tartaros, dem sicariianischen Gefängnis«, erklärte sie. »Die müssen von dort ausgebrochen sein. Wenigstens dieser Teil der Information hat gestimmt.«
    »Was ist mit dem da hinten?«, rief Dog und zeigte auf eine Leiche, die etwas weiter entfernt unter einer Decke aus hellbraunen Fransen lag. »War dem etwa kalt?«
    »Sieht aus wie ein Ghillie. Vielleicht ist er ja unser ...«, mutmaßte Angel. Behutsam hob sie den Stoff mit den Füßen an, bis ein langes Gewehr mit Zieloptik zum Vorschein kam. »Jep, das ist unser Scharfschütze.«
    Das Innere der Decke war mit einer silbern spiegelnden Schicht überzogen, die wie Alufolie aussah.
    »Nicht schlecht«, sagte Angel anerkennend. »Da drunter wird dem nachts sicher nicht kalt. Ohne das ganze Blut und die Einschusslöcher würde ich das Ding glatt mitnehmen.«
    »Vielleicht«, murmelte Jiao und untersuchte den Körper genauer. »Aber dadurch haben ihn auch unsere Wärmebildkameras übersehen.«
    Auf einmal hielt sie inne und zog ein ausgeblichenes Foto aus der Hosentasche des Toten. Als sie es Angel und ihren Freunden reichte, blickten sie einander fassungslos an. Das Bild zeigte Sharon bei ihrer Flucht in die Berge vor fast drei Jahren.
    »Jade ...«, grollte Jiao zähneknirschend.
    »Du hast ihr dieses Foto gegeben?«, fragte Angel.
    Jiao nickte. »Als ich von ihrem Feldzug gen Süden Wind bekam, habe ich sie gebeten, ein Auge nach Sharon offenzuhalten.«
    »Dann seid ihr also dicke Freunde!«, protestierte Dog mit verschränkten Armen. Kopfschüttelnd riss sie das Bild aus seiner Hand und schaute argwöhnisch zum

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