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Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert

Titel: Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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»Noch nicht lange, oder?«
    »Ja.«
    Er nickte ernst, so als wäre ihm jetzt alles klar.
    »Das tut mir sehr leid, Kate.«
    Was immer er ausgefressen hat, ihm liegt was an mir. Der Gedanke schoss mir so plötzlich durch den Kopf, dass ich nicht mehr verhindern konnte, was er in mir auslöste. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Schnell griff ich nach der Tasse Tee und führte sie an meine Lippen.
    Das Getränk wärmte mich von innen und hatte einen unmittelbar tröstenden Effekt. Ich sah klarer und fühlte mich komischerweise sofort so, als hätte ich die Situation besser unter Kontrolle. Er weiß, wer ich bin, obwohl ich nicht das kleinste bisschen über ihn weiß.
    Mein Geständnis hatte ihn sichtlich getroffen. Entweder versucht er gerade krampfhaft, sich zusammenzureißen, dachte ich, oder etwas vor mir zu verbergen. Ich entschied, diesen schwachen Moment auszunutzen und etwas aus ihm herauszulocken. »Vincent, wenn du dich in einer so gefährlichen Situation befindest, wieso um alles in der Welt willst du dann mit mir befreundet sein?«
    »Ich hab’s dir doch schon erklärt, Kate. Du bist mir aufgefallen«, er wählte seine Worte mit Bedacht, »und ich wollte dich kennenlernen. Das war wahrscheinlich keine wirklich gute Idee. Aber ich habe ganz offensichtlich nicht weiter nachgedacht.«
    Während er sprach, wechselte der Ton in seiner Stimme von warm zu eiskalt. Ich war mir nicht sicher, ob er auf sich selbst wütend war, weil er mich in die Schwierigkeiten verstrickt hatte, in denen er steckte — oder auf mich, weil ich sie angesprochen hatte. Aber das war auch egal, der Effekt seiner plötzlichen Gefühlskälte war derselbe: Ich zitterte wie Espenlaub. »Ich glaube, ich kann jetzt gehen«, sagte ich und stand ruckartig auf.
    Auch er erhob sich und nickte. »Gut, dann bring ich dich nach Hause.«
    »Nein, nicht nötig. Ich kenn ja den Weg. Es ist mir sogar lieber, wenn du nicht mitkommst.« Das ließ mich mein Verstand sagen — derselbe Verstand, der mich dazu drängte, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen. Ein anderer Teil von mir jedoch bereute die Worte schon in dem Moment, in dem sie meine Lippen verließen.
    »Wie du wünschst«, sagte er, führte mich durch die große Empfangshalle und öffnete mir die Eingangstür.
    »Und du bist sicher, dass du gut nach Hause kommst?«, beharrte er und versperrte mir den Weg, damit ich nicht ohne Antwort gehen konnte. Ich duckte mich unter seinem Arm hindurch, um mich an ihm vorbeizuquetschen, wenige Millimeter von seinem Körper entfernt.
    Ich machte den Fehler, dabei einzuatmen. Er roch nach Eiche und Gras und Lagerfeuer. Er roch nach Erinnerungen. Nach vielen, vielen Jahren voller Erinnerungen.
    »Du bist schon wieder ganz blass.« Seine harte Schale brach so weit auf, dass ein wenig Besorgnis hindurchschimmern konnte.
    »Mir geht’s gut«, erwiderte ich und versuchte, überzeugend zu klingen. Als ich ihn so gefasst dort stehen sah, formulierte ich meine Antwort um. »Mir geht’s gut, aber dir sollte es nicht gut gehen. Du hast gerade einen Freund verloren und stehst da, als wäre nichts passiert. Mir ist egal, wer du bist und aus welchem Grund du von der Unfallstelle abgehauen bist. Aber dass es dir rein gar nichts ausmacht ... das zeigt mir, dass du ein ziemlich verkorkster Typ sein musst.«
    Eine Welle von Emotionen zog über Vincents dunkles Gesicht. Er sah richtig getroffen aus. Na, wenigstens etwas.
    »Ich versteh dich nicht. Und ich will dich auch gar nicht verstehen.« Meine Augen wurden schmal vor Verachtung. »Ich hoffe, wir sehen uns nie wieder«, sagte ich und ging auf das Tor zu.
    Ich spürte, wie eine starke Hand nach mir griff. Ich drehte mich blitzschnell um und sah, dass Vincent nur wenige Zentimeter hinter mir stand. Er beugte sich so weit zu mir hinunter, bis sein Mund fast mein Ohr berührte. »Es ist nicht alles so, wie es scheint, Kate«, flüsterte er und lockerte vorsichtig seinen Griff.
    Jetzt rannte ich zum Tor, das bereits automatisch aufschwang. Kaum war ich draußen, schloss es sich schon wieder. Ein lautes Krachen, das klang, als würde Geschirr an Marmor zerschellen, drang aus dem Haus.
    Ich stand regungslos vor dem gigantischen Eisentor. Alles in mir schrie, dass ich einen riesigen Fehler gemacht hatte. Dass ich Vincent Unrecht getan hatte. Aber alle Zeichen deuteten darauf hin, dass er ein Verbrecher war. Dem anhaltenden Scheppern nach zu urteilen vielleicht sogar ein gewalttätiger. Ich schüttelte den Kopf und

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