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Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert

Titel: Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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neben Ambrose stand, bemerkte sie auch und ging zügig zu ihnen. Erst als er fast bei ihnen angekommen war und sie ihm etwas hinhielten, verstand ich allmählich, was hier vor sich ging.
    Charlotte spürte meine plötzliche Anspannung und folgte meinem Blick zu den Tauchern. »Wie gut, sie haben ihn also endlich gefunden«, sagte sie monoton, während der Sanitäter den Plastikbeutel entgegennahm, der halb voll war mit blutigem Wasser.
    Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr unterdrücken. Durch den Tränenschleier erkannte ich, was darin war. Mein ganzer Körper fühlte sich plötzlich taub an, alle Luft wich so schnell aus meinen Lungen, als hätte mir jemand in den Bauch getreten. In dem Beutel war ein Arm.

 
    E rst als Charles in einen Leichensack gelegt worden war und der Reißverschluss zugezogen wurde, gingen meine Gefühle endgültig mit mir durch. Der eine Leichensack verdoppelte sich und plötzlich waren es zwei. Meine Eltern lagen darin, ich war irgendwie in der Zeit zurückgereist, über den Atlantik geflogen und erst in der Leichenhalle von New York vor einem Jahr wieder zum Stillstand gekommen.
    Ich hatte darauf bestanden, meine Eltern noch ein Mal zu sehen. Sie weigerten sich zwar, mir die Leiche meines Vaters zu zeigen, gewährten mir dann aber wenigstens einen Blick auf meine Mutter. Da sie »nur« einen Genickbruch hatte, schätzten sie wohl, ich würde ihren Anblick verkraften können. Nun war ich zurück in diesen Raum katapultiert worden und starrte wieder auf die lackierten Fußnägel meiner Mutter. Georgia stand schluchzend neben mir, während ich mir ein paar Strähnen ausriss, um sie meiner Mutter in die Haare zu flechten. Ich wusste zwar, dass sie eingeäschert werden würde, aber ich wollte, dass ein Teil von mir sie begleitete. An diesem Punkt hörte meine Erinnerung auf, ich blieb einfach in diesem blendend weißen Raum, in dem ich meine Mutter nicht allein zurücklassen wollte.
    »Kate. Kate?« Starke Hände griffen nach mir, dann tauchte Vincents Gesicht unmittelbar vor meinem auf. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich nickte benommen.
    »Warum fährst du nicht im Krankenwagen mit? Ich nehm den Roller und wir treffen uns zu Hause wieder?«
    Ich nickte noch einmal und versuchte, mich zusammenzureißen, während ich mich zwischen den Fahrer und Charlotte vorn in den Wagen quetschte.
    Als wir vor Jean-Baptistes Haus ankamen, erwartete Jeanne uns schon an der Haustür. Sie nahm Charlotte sofort in die Arme und brachte sie in ihr Zimmer. Das Ganze wirkte fast routiniert, was nur unterstrich, dass dies alles ganz offensichtlich nicht zum ersten Mal geschah. Durch das Fenster im Flur sah ich, wie Jean-Baptiste dem Fahrer des Rettungswagens einen großen Stapel Geldscheine in die Hand drückte. Jules trug den unhandlichen Leichensack herein und legte ihn behutsam auf den Boden. Ich ging mit weichen Knien den langen Weg durch den Korridor bis in Vincents Zimmer. Dort warf ich mich bäuchlings aufs Bett und ließ endlich den Tränen freien Lauf.
    Ich weinte nicht um Charles, er war nur der Auslöser. Es fühlte sich an, als wäre ein Bumerang in meine Vergangenheit geschleudert worden und jetzt mit diesen Erinnerungen zurückgekehrt. Schon hockte ich wieder an diesem dunklen Abgrund, den ich erst vor wenigen Monaten hinter mir gelassen hatte. Es war so verlockend, mich einfach nach vorn kippen zu lassen, um dann kopfüber in die Trost versprechende Dunkelheit einzutauchen. Der Gedanke, meinen Körper einfach zurückzulassen, war verführerisch. Dann würde ich mich nicht mal mehr um das kümmern müssen, was ich hinterließ.
    Jemand setzte sich aufs Bett. Ich sah nicht auf, sondern verbarg mein Gesicht nur noch tiefer in den Kissen. Dann hörte ich Vincents warme Stimme. »Kate, alles ist gut. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, so etwas zu sehen. Und ich wünschte, du hättest es nicht miterlebt. Du darfst nur nicht vergessen, dass er nicht wirklich tot ist. Er hat sein Leben aufgegeben, um das des Jungen zu retten. Aber nur vorübergehend.«
    Ich hörte seine Worte zwar, aber sie schienen in meinen Gehörgängen stecken zu bleiben, mein Gehirn weigerte sich, sie zu verstehen. Das ergab doch alles keinen Sinn, es widersprach allem, was ich bisher erlebt oder gelernt hatte. Ich konnte nicht einfach so meine Gefühle abschalten, wenn jemand von einer Schiffsschraube zerstückelt worden war. Selbst wenn dieser Jemand danach nur vorübergehend tot war. »Ist denn mit Charles ...«, setzte ich

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