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Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert

Titel: Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Plum
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bei mir unter und wir überquerten gemeinsam die Straße.
    »Was für ein schräger Abend«, sagte sie irgendwann und brach damit unser Schweigen.
    »Du untertreibst maßlos«, entgegnete ich. »Was meinst du, sollen wir Mamie und Papy davon erzählen?«
    »Wie bitte?« Georgia lachte. »Willst du Papy die Illusion rauben, Paris sei sicher? Die beiden würden uns nie wieder vor die Tür lassen.«

 
    A ls ich am nächsten Morgen das Haus verließ, schien die Sonne. In der Sicherheit des Tageslichts wirkten die Geschehnisse der letzten Nacht völlig surreal. Nichts von dem, was wir gesehen hatten, wurde in den Nachrichten erwähnt, aber Georgia und mich ließ das Ganze so schnell nicht los.
    Wir sprachen noch häufig darüber, doch uns fiel einfach keine vernünftige Erklärung ein. Unsere Lösungsansätze umfassten alle möglichen Szenarien. Alles — von einem sehr lebhaften Auftritt fanatischer Dungeons & Dragons-Rollenspieler bis hin zu einem dramatischen (und Lachanfall verursachenden) Zwischenfall unter zeitreisenden Rittern und Burgfräuleins — war mit dabei.
    Obwohl ich mich weiter zum Lesen ins Café Sainte-Lucie setzte, war die mysteriöse Gruppe dieser umwerfend gut aussehenden jungen Männer noch nicht wieder aufgetaucht. Nach ein paar Wochen kannte ich sowohl alle Kellner als auch die Besitzer. Viele der Stammgäste waren jetzt bekannte Gesichter: Kleine alte Damen, die ihre winzigen Yorkshireterrier in Handtaschen mitbrachten und sie von ihren Tellern fütterten. Geschäftsleute in teuren Anzügen, die pausenlos in ihre Mobiltelefone sprachen und jeder schönen Frau hinterherglotzten, die am Café vorüberging. Pärchen jeden Alters, die unter den Tischen Händchen hielten.
    Eines schönen Samstagnachmittags saß ich wieder an meinem Stammplatz in der äußersten linken Ecke der Terrasse und las Wer die Nachtigall stört. Obwohl ich das Buch schon zweimal gelesen hatte, rührten mich immer noch ein paar Stellen zu Tränen. So auch jetzt.
    Ich versuchte es mit dem alten Fingernageltrick. Man bohrt sich die Fingernägel in die Handfläche, und wenn es doll genug wehtut, muss man nicht in der Öffentlichkeit losheulen. Nur leider funktionierte es diesmal nicht. Ich war mir sicher, dass meine Augen rot und glasig wurden. Das hat mir gerade noch gefehlt — jetzt heule ich vor den Augen meiner Cafébekanntschaften, die ich gerade erst kennengelernt habe, dachte ich, während ich kurz nach rechts und links linste, ob es jemand bemerkt hatte.
    Und da sah ich ihn. Er saß ein paar Tische entfernt und schaute mich so intensiv an wie beim ersten Mal. Der Junge mit den schwarzen Haaren. Der Vorfall am Fluss, sein Sprung, um jemandem das Leben zu retten — all das schien wie ein Traum. Da saß er nun, im hellen Tageslicht, und trank Kaffee mit einem Kumpel.
    Warum? Fast hätte ich es laut gesagt. Warum musste mich beim Lesen das große Heulen überkommen, während dieser Franzose, dieser göttliche Franzose, der zu schön war, um wahr zu sein, mich aus nicht mal zehn Metern Entfernung anstarrte?
    Ich klappte mein Buch zu und legte etwas Geld auf den Tisch. Aber genau in dem Moment, in dem ich mich auf den Weg zum Ausgang machte, standen die älteren Damen vom Nebentisch auf und fingen an, in ihren unzähligen Einkaufstaschen zu wühlen. Ich trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, bis sich eine von ihnen zu mir umdrehte. »Tut mir leid, Liebes, wir brauchen noch einen Moment. Warum gehst du nicht einfach um uns herum?« Mit diesen Worten schob sie mich praktisch schon zu dem Tisch, an dem die beiden Jungs saßen.
    Ich war kaum einen Schritt an ihnen vorbei, als ich eine leise Stimme hinter mir hörte.
    »Entschuldige, hast du nicht was vergessen?«, fragte jemand auf Französisch.
    Ich drehte mich um. Er stand nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Von Nahem war er noch viel attraktiver, doch auf seinen Zügen lag dieselbe Härte, die mir beim ersten Mal schon aufgefallen war. Ich ignorierte den plötzlichen Stich in meiner Brust.
    »Deine Tasche«, sagte er und hielt sie mir an zwei Fingern vor die Nase.
    »Ähm«, sagte ich, völlig aus dem Konzept gebracht, weil er so verdammt nah stand. Als ich sah, wie sich sein Mund spöttisch verzog, riss ich mich zusammen. Der hält mich für einen absoluten Volltrottel, weil ich meine Tasche vergessen habe. »Wie aufmerksam«, sagte ich förmlich und streckte die Hand nach meiner Tasche aus, um wenigstens ein Mindestmaß an Selbstvertrauen zum Ausdruck zu

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