0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
»Sieben Morde kommen auf sein Konto«, sagte Mister High. »Er ist schwer bewaffnet und trägt Tag und Nacht eine kugelsichere Weste unter dem Hemd. Denken Sie daran, wenn Sie einen Schusswechsel nicht vermeiden können.«
Unser Chef deutete auf den vor ihm liegenden Stadtplan und tippte mit dem Zeigefinger seiner Rechten auf einige rot markierte Punkte. Mister High gab kurze, einprägsame Anweisungen, die keinen Zweifel und keine Unklarheit zuließen. Wir folgten seinen Ausführungen mit ruhigem Interesse, Und in unseren Hirnen spulten sich bereits die Ereignisse ab, an denen wir in einer knappen Stunde teilnehmen sollten.
Ich versuchte, mir die kommenden Geschehnisse vorzustellen. Ich dachte unseren Plan in allen Einzelheiten durch und kam zu der Überzeugung, dass es kein Loch in der Falle gab, die wir Perry Thomas Flasher stellten. Aber ich irrte mich.
Es war, als hätte der Teufel seine Hand im Spiel gehabt. Und mit dem Teufel war Perry Thomas Flasher schon immer gut ausgekommen.
Wahrscheinlich hatte sich noch nie ein so unglücklicher Schuss aus der Pistole eines FBI-Agenten gelöst wie an diesem Morgen. Die Kugel traf nicht Perry Thomas Flasher, sondern…
Mit mir waren es sechs G-men, die jetzt hier im Büro unseres Chefs, Mister High, den Auftrag erhielten, Perry Thomas Flasher zu fassen: mein Freund Phil Decker, der an diesem Tag von einer Nervosität befallen war, die ich sonst nicht an ihm kannte, sowie unsere FBI-Kollegen Roy Bennet, Jake Dean, Hyram Wolfe und Tony Jebson.
Wir sollten Flasher fassen - tot oder lebendig - wie es auf den Steckbriefen hieß, die in jedem Polizei-Office der USA hingen.
Ich blickte auf die Uhr, die an der Wand hinter Mister Highs Schreibtisch leise tickte.
Zehn Uhr dreißig. In fünfzehn Minuten sollte unsere Aktion beginnen.
Mister High hatte jetzt seine Ausführungen beendet. Er gab jedem von uns die Hand und wünschte uns viel Glück. Sein Gesicht war ernst. Er wusste, dass es ein gefährliches Wild war, das wir fangen sollten. Eine knappe Stunde später waren auch wir davon überzeugt. Bis jetzt sahen wir in Flasher nichts als einen Gangster, der sich durch ein besonderes Maß an Grausamkeit und Brutalität aus der Reihe anderer Gesetzesbrecher herausgehoben hatte.
Als wir in den Hof des Distriktgebäudes traten und in die unauffälligen Dienstwagen verschiedenen Typs stiegen, die uns zu unserem Ziel bringen sollten, lag das Häusermeer der Millionenstadt im Schein einer unbarmherzigen Sommersonne.
Ich kurbelte das Seitenfenster des grauen Buick herab ehe ich den Wagen startete, in dem außer mir Phil und Roy Bennet Platz genommen hatten. Die anderen Kollegen fuhren in einem blauen Chrysler.
Ich fuhr schnell. Es ging die Third Avenue entlang, dann ein Stück durch die Houston Street. Wir bogen in den Broadway ein und schließlich in die Chambers Street. Das Haus Nr. 135 war unser Ziel.
Ein Gewährsmann hatte uns vor vier Tagen berichtet, dass Perry Thomas Flasher vor einer Woche bereits die Wohnung Nr. 104 bezogen hatte. Anfangs hatten wir das nicht glauben wollen, denn erst wenige Tage zuvor hatte man den Gangster in Los Angeles gesehen, ihn zu stellen versucht und dabei einen taktischen Fehler begangen, der zwei uniformierten Polizeibeamten das Leben kostete. Flasher war nach diesem Doppelmord untergetaucht. Umso größer war daher unser Erstaunen über sein angebliches Hiersein.
Vier Tage lang wurden das Haus und vor allem die Wohnung 104 ununterbrochen überwacht. Dann hatten wir Gewissheit. Der siebenfache Mörder befand sich in der bezeichneten Wohnung.
Zwar hatte er seinen Unterschlupf nicht ein einziges Mal verlassen. Aber er war von dem gegenüberliegenden Haus aus mit dem Fernglas erkannt worden. Flashers Wohnung lag im vierten Stock. Ebenfalls im vierten Stock des Hauses vis-à-vis hatten sich zwei unserer Kollegen eingenistet. Sie ließen die Fenster der aus vier Zimmern bestehenden Wohnung Flashers nicht aus den Augen.
Heute Morgen hatten sie ihn gesehen. Kurz nach sieben Uhr war er an eines der Fenster getreten, hatte die Gardine zur Seite geschoben, die Fensterflügel geöffnet und etwa zehn Minuten lang vor dem Fenster gestanden. Flashers Bild war uns in allen Einzelheiten bekannt. Als Zwanzigjähriger war er wegen bewaffneten Überfalls zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt, worden. Damals hatte man ihn registriert. Später dann war er nicht mehr zu fassen gewesen, obwohl ihm mittlerweile sieben Morde einwandfrei nachgewiesen werden
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