Revenants Trilogie 01 - Von der Nacht verzaubert
dann besser geht und du glücklich bist. Aber wenn du mit mir zusammen sein willst, kann ich dir Folgendes anbieten: Ich werde nicht sterben, solange wir ein Paar sind. Ich habe schon mit Jean-Baptiste gesprochen, es gibt sicher einen Weg, dem Drang zu widerstehen. Damit würde ich verhindern, dir ständig wieder durch meinen Tod Kummer zu bereiten. Daran, dass du drei Tage im Monat ohne mein körperliches Ich auskommen musst, kann ich nichts ändern. Aber den Rest kann ich beeinflussen. Sofern du dich entscheidest, mir eine Chance zu geben.«
T ja.
Was konnte ich darauf schon antworten?
Ich sagte: »Ja.«
W ir saßen aneinandergekuschelt auf dem Boden vor dem Kamin. »Hast du Hunger?«, fragte Vincent.
»Ehrlich gesagt, ja«, stellte ich überrascht fest. Dabei hatte ich schon lange keinen Appetit mehr gehabt. Seit ziemlich genau drei Wochen.
Während er in der Küche verschwand, rief ich meine Großmutter an. »Mamie, ist es in Ordnung, wenn ich heute nicht zu Hause esse, sondern woanders?«
»So, wie du klingst, nehme ich an, dass der Grund ein gewisser junger Mann ist?«
»Ja, ich bin bei Vincent.«
»Es freut mich, das zu hören. Ich hoffe, ihr könnt euch aussprechen, damit du endlich wieder zu uns Lebenden stößt.« Ich zuckte zusammen. Wenn sie nur wüsste.
»Wir haben einiges zu bereden«, sagte ich. »Kann sein, dass ich erst sehr spät nach Hause komme.«
»Ist gut, meine liebe Katya. Vergiss nur nicht, dass du morgen Schule hast.«
»Keine Sorge, Mamie.«
Dann folgte eine so lange Pause, dass ich mich fragte, ob meine Großmutter vielleicht aufgelegt hatte. »Mamie?«, sagte ich nach ein paar Sekunden.
»Katya«, sagte sie sehr langsam, als würde sie noch über etwas nachdenken. »Vergiss, was ich gerade gesagt habe, mein Schatz. Ich glaube, wichtiger als genug Schlaf ist im Moment, dass ihr beide einen Weg für euch findet. Wohnt Vincent bei seinen Eltern?«
»Bei seiner Familie.«
»Gut. Wenn du dich entscheidest, die Nacht bei ihm zu verbringen, sag mir Bescheid, damit ich mir keine Sorgen machen muss.«
»Wie bitte?«, rief ich ungläubig.
»Na, du kannst ja mal einen Tag in der Schule fehlen, wenn sich dadurch alles regeln lässt. Du hast meine Erlaubnis, bei deinem Freund zu bleiben. In einem eigenen Bett, versteht sich.«
»Zwischen uns wird nichts passieren«, protestierte ich.
»Ich weiß.« Ich konnte hören, dass sie lächelte. »Du bist fast siebzehn, aber dein Verstand ist schon viel reifer. Ich vertraue dir, Kate. Ich hoffe, ihr findet eine Lösung. Und meinetwegen musst du nicht nach Hause kommen.«
»Ich wusste gar nicht, dass du so ... fortschrittlich bist, Mamie«, sagte ich, vor Verwunderung wie gelähmt.
»Ich finde, ich bewege mich am Puls der Zeit«, witzelte sie und fügte leidenschaftlich hinzu: »Lebe, Katya. Sei glücklich. Sei mutig. Hab Spaß.« Dann legte sie auf.
Meine Großmutter hat mir gerade ausdrücklich erlaubt, bei meinem Freund zu übernachten. Dafür verdient sie definitiv den Preis für das bekloppteste Zugeständnis des Tages, entschied ich. Mehr noch als Vincent für seinen Schwur, meinetwegen nicht mehr zu sterben.
Vincent kam mit einem riesigen Tablett voller Leckereien zurück. »Jeanne hat sich mal wieder ins Zeug gelegt«, sagte er und stellte es auf den Tisch. Es war gefüllt mit dünn geschnittenem Fleisch, Saucissons, Käse, Baguette und fünf oder sechs verschiedenen Olivensorten. Daneben standen Wasserflaschen, Saft und eine Kanne mit Tee. Exotische Früchte stapelten sich in einer Schüssel und winzige Makronen in allen möglichen Farben waren auf einem tiefen Kuchenteller zu einer Pyramide geschichtet.
Ich schob mir eine kleine Kugel aus frischem Ziegenkäse in den Mund und gleich eine Scheibe eingelegte, sonnengetrocknete Tomate hinterher. »Ihr verwöhnt mich«, sagte ich schwärmerisch und lehnte meinen Kopf an Vincents Schulter. Es tat so gut, ihn endlich wieder wirklich zu berühren, nachdem drei Wochen lang mein Kopfkissen dafür hatte herhalten müssen.
»Schön. Genau so soll es sein. Schließlich kann ich diese nicht ganz alltägliche Ausgangssituation nur mit etwas aufwiegen, das auch nicht ganz alltäglich ist.«
»Vincent, mir reicht es voll und ganz, bei dir zu sein. Mehr brauche ich gar nicht.«
Er grinste und sagte: »Das werden wir ja noch sehen.«
Während wir aßen, fiel mir ein, was Jean-Baptiste mir gegenüber erwähnt hatte.
»Vincent, was ist eigentlich mit Charles los?«
Er war einen
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