Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)
freundschaftlich auf die Schulter. »Los, komm!«
Gemeinsam gingen sie in Richtung Parkplatz. Erik sah sich dabei immer wieder
um, um nach den Mädchen Ausschau zu halten.
Adrian schmunzelte derweil vergnügt vor sich hin. »Was machen wir nur mit
dir? Wenn du so weitermachst, können wir uns bald nirgendwo mehr blicken
lassen. Wir müssen uns mal ernsthaft mit dir unterhalten.«
Er nickte beklommen. »Bei mir läuft wirklich vieles schief. Dabei versuche ich
nur zu helfen«, erklärte er tragisch.
Adrian fasste seinen Arm und zog ihn zu sich herum. »Sollte ich einmal um
Hilfe schreien, egal wie laut, tust du mir bitte den Gefallen und gehst einfach
weiter. Ich schwöre dir: Ich meine nicht dich.«
Erik ließ daraufhin die Schultern sacken und seufzte herzhaft. Dann blieb er
abrupt stehen, und seine Augen wurden groß. »Ich seh Lennarts Auto. Anna und
Holly sind auch schon da. Sieh mal, wie aufgeregt die mit den Armen wedeln! Ich
fahre nicht mit ihnen nach Hause, ich nehme den Bus.«
Sein Freund kicherte und gab zu bedenken: »Nach Waldsee fährt jetzt keiner
mehr. Heißt, wir hätten eine ziemlich lange Wanderung vor uns. Sicher, dass du das
willst?«
Er nickte vehement. »Lieber laufe ich mir Blasen an die Hacken. Den Mädchen
trete ich erst wieder unter die Augen, wenn sie sich etwas abgeregt haben. Danke,
dass du mitgehst.«
»Muss ich ja wohl. Aeneas reißt mir den Kopf ab, wenn ich dich allein gehen
lasse, und du noch was anstellst.«
Beide liefen geduckt hinter Fahrzeugen den Weg zurück. Sie hörten Lennart
ihre Namen rufen, sahen sich kurz an, schüttelten die Köpfe und verdrückten sich.
Es war eine eisige Januarnacht. Der Mond prangte als weiße Sichel am schwarzen,
sternenklaren Himmel. Darauf bedacht, ihrem Trainer nicht doch noch zu
begegnen, sahen sie sich immer wieder nach allen Seiten um.
»Scheiß kalt«, murrte Erik, als sie auf der Landstraße ankamen. »Hab die falschen
Schuhe an.«
»Ich hab die Stiefel auch stehen lassen, weil Lennart uns ja hinbringen und
abholen wollte. Hoffentlich frieren mir nicht die Zehen ab«, gab sein Leidensgenosse
mürrisch zurück. »Die Ausflüge mit dir sind nicht unbedingt lustig.«
»Tut mir leid.«
Eine Weile wanderten sie schweigend durch die Nacht.
»Ich finde deinen Vater echt cool«, bemerkte Adrian irgendwann, um seinen
immer noch verkniffen wirkenden Freund abzulenken.
»Er hat mir viel von früher erzählt, von meiner Mutter, und wie sich kennen
gelernt haben. Nur Leona, Möbius und Rufus wussten, dass sie eine Marú war.
Ganz schön mutig, zusammenzuleben, obwohl er wegen ihrer Liebe vorm Tribunal
stand. Ich freu mich jedenfalls, dass wir uns gut verstehen. Manchmal ist er allerdings
etwas merkwürdig«, erwiderte er. »Man merkt deutlich, dass er lange auf
diesem komischen Planeten war.«
Sein Begleiter lachte auf. »Ja, dieses Rantaris, oder wie das auch immer heißt,
scheint nicht besonders hoch entwickelt zu sein. Aber er ist wirklich ein toller
Magier. Seine Demonstration mit den Drachen am Himmel hat mir gut gefallen.«
»Nicht hoch entwickelt? Eher total unterentwickelt! Er ist zwölf Jahre im Rückstand.
Du glaubst gar nicht, wie Aeneas geguckt hat, als mein Vater ihm erklärt hat,
er wäre ein unmoderner Knauser. Sein Computer damals wäre sehr viel größer
gewesen als der Laptop«, erwiderte er kichernd. Dann wurde er wieder ernst.
»Schade, dass er auf diesem Planeten zu tun hat und nicht hierbleiben kann. Einmal
im Monat will er zu Besuch kommen. Ich würde ja mit ihm gehen, aber er
sagt, das sei zu gefährlich, und Schulen gäbe es dort auch noch nicht. Sobald
Leonas Verfahren abgeschlossen ist, wird sie sich Vater anschließen. Irgendein
Leander wird sie zu ihm bringen. Das ist wohl ein Freund von Aeneas. So richtig
hab ich das alles nicht verstanden. Aber Hauptsache ist, es geht den beiden gut.«
Er seufzte auf, und seine Stimme klang nicht mehr so zuversichtlich, als er
weitersprach. »Morgen will er zusammen mit mir eine Spritztour unternehmen, um
seine alte Heimat mal wiederzusehen. Mir ist schon ganz schlecht.«
»Warum?«, fragte sein Freund verblüfft.
Er sah ihn an und verdrehte die Augen. »Mann, das ist doch klar: Er benimmt
sich recht sonderbar. In Waldsee ist das okay, aber anderswo? Er denkt einfach
nicht nach, bevor er redet oder handelt. Du glaubst gar nicht, was der manchmal
von sich gibt. Als wir gestern einkaufen waren, hat er mit einem Ruck eine Hose
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