Richard von Furzhausen
so.“ Richard hatte keine Lust, Jörn gleich am Anfang auf die Nase zu binden, dass er von Furzhausen hieß. Das würde der noch früh genug erfahren.
Und da fragte er auch schon: „Wie heißt du denn?“
„Richard.“
„Und weiter?“
„Komm, wir spielen mit den anderen Fußball“, rief Richard.
Aber Jörn ließ sich nicht ablenken. Er trabte hinter ihm her und fragte noch einmal: „Und wie ist dein Nachname?“
„Von Furzhausen“, murmelte Richard, aber er nuschelte dermaßen, dass es auch von Wurzhausen, Futzhausen oder Wusshausen hätte heißen können.
Jörn sagte nichts dazu. Wahrscheinlich hatte er nicht richtig verstanden.
9
Müller, Meier, Schulz und Schmitz
Auf dem Weg von der Schule nach Hause dachte Richard nach. Warum um alles in der Welt hatte seine Mutter sich ausgesucht, von Furzhausen zu heißen?
Er platzte in die Küche hinein. „Sag mal, Mama, warum hast du den Namen von Furzhausen genommen?“
Seine Mutter legte das Kartoffelschälmesser ab und setzte sich an den Tisch. „Komische Frage. Weil ich Papa geheiratet habe.“
„Das hättest du besser nicht getan!“
Seine Mutter guckte ihn entsetzt an. „Was? Papa heiraten?“
„Nein, das meine ich nicht! Aber du hättest doch seinen Namen nicht gleich mitheiraten müssen.“
„Ich hieß vorher Müller“, erklärte Frau von Furzhausen, „und du kannst mir glauben: Ich war froh, dass ich diesen Nachnamen endlich loswurde.“
„Ach“, seufzte Richard, „wenn ich jetzt Richard Müller hieße, das wär’ schön!“
„Müller, Meier, Schulz oder Schmitz heißen unglaublich viele Leute“, meinte seine Mutter. „Das ist doch langweilig. Und unpraktisch. Immer wenn ich irgendwo anrief und mich mit Müller meldete, wusste niemand, wer ich war.“
„Ich finde Müller in Ordnung“, meinte Richard.
Seine Mutter strich ihm übers Haar. „Sieh es mal so“, sagte sie, „dein Name ist einzigartig, was ganz Besonderes.“
„Einzigartig“, brummte Richard. „Er ist einzigartig schrecklich. Ich bräuchte bloß einen besonders schönen Vornamen, dann würde man mich immer am Telefon erkennen, auch wenn ich Müller hieße.“
Seine Mutter lachte. „Woran hattest du denn gedacht? Ernst-Eberhard vielleicht? Hilarius? Oder wie wär’s zum Beispiel mit Nepomuk?“
„Ernst-Eberhard Müller. Nee, das würde mir auch nicht gefallen. Aber Sven Müller, das fände ich cool.“
„Moment.“ Seine Mutter stand auf und kam kurz darauf mit dem Telefonbuch zurück. „Sieh mal.“ Sie zeigte ihm, dass es viele Seiten mit Müller, Meier, Schulz und Schmitz gab. Und tatsächlich waren drei Sven Müller eingetragen, sieben Sven Meier beziehungsweise Meyer, Maier und Mayer, vier Sven Schulz beziehungsweise Schultz und Schulze, kein Sven Schmitz, dafür aber zwei Sven Schmidt.
„Na gut“, gab Richard widerstrebend zu, „Sven Müller ist vielleicht auch nicht so der Renner. Aber von Furzhausen ...“
„Namen sind eigentlich unwichtig“, unterbrach ihn seine Mutter. „Im Grunde zählt doch nur eins: dass du ein lieber Junge bist. Und das bist du.“
Es war ja nett von ihr, dass sie das sagte. Trotzdem fände Richard es besser, ein lieber Junge zu sein, der einen schönen Namen hatte, als ein lieber Junge, der von Furzhausen hieß.
10
Ein Riesendurcheinander
Die Sache mit Jörns Familiennamen ließ Richard keine Ruhe. War es nicht ein seltsames Gefühl, anders zu heißen als sein Vater?
Er traf Jörn auf dem Weg zur Schule. „Hi, Ritchy!“, rief der ihm zu.
Für einen Augenblick war Richard verdattert, dann grinste er. Ritchy, das klang richtig gut. Aber gleich danach fiel ihm auf, dass Ritchy von Furzhausen auch nicht viel besser war als Richard von Furzhausen.
„Ich wollte dich was fragen“, begann er, „wegen deinem Namen.“
„Mannonmann!“ Jörn feixte. „Du hast es aber mit Namen! Liegt es vielleicht daran, dass du von Furzhausen heißt?“
Mist! Jörn hatte also doch richtig gehört. Merkwürdig, dass er sich nicht gleich totgelacht hatte.
„Mach dir nichts draus“, fuhr Jörn fort. „Einen witzigen Namen zu haben finde ich cool!“
„Ich nicht! Ich würde lieber Anders heißen, so wie du.“
„Ach, weißt du ...“ Jörn zögerte kurz, bevor er weitersprach. „Wenn die Leute hören, dass ich nicht denselben Namen habe wie mein Vater, fangen sie an zu fragen, wieso, warum, weshalb. Wie der Hauschlopp. Das nervt unheimlich!“
Richard konnte sich gut vorstellen, wie sehr das nervte. „Tut mir
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