Richard von Furzhausen
leid, dass ich dich auch gefragt habe“, sagte er.
„Schon gut.“ Jörn knuffte ihn in die Seite. „Ich erzähl dir was. Aber erst musst du mir schwören, dass du es nicht weitersagst.“
Oh, was wurde Richard da neugierig! Er hob drei Finger. „Ich schwöre.“
Sie setzten sich aufs Schulhofsmäuerchen. Jörn holte tief Luft. „Meine Mutter heißt nicht Bartels, sondern Anders, damit sie nicht anders heißt als ich“, flüsterte er.
„Hä?“ Richard verstand nur Bahnhof.
„Sie hat mich gekriegt, als sie noch Anders hieß“, erklärte Jörn weiter. „Damals war sie nicht verheiratet. Deshalb heiße ich so, wie sie damals hieß. Und sie heißt heute noch so, wie ich heiße, damit alle sehen, dass sie meine Mutter ist.“
Richard sagte: „Aha“, obwohl er immer noch nicht richtig durchblickte.
„Mein Vater ist eigentlich mein Stiefvater“, setzte Jörn hinzu. „Mein richtiger Vater heißt Vogler. Aber den sehe ich fast nie.“
Richard schwirrte der Kopf. „Anders, Bartels, Vogler“, zählte er auf, „das sind ganz schön viele Namen für eine einzige Familie.“
Komisch, dass Jörn mit diesem Durcheinander klarkam! Richard fand es zwar schlimm, dass alle in seiner eigenen Familie von Furzhausen hießen, aber wenigstens war es einfach und übersichtlich.
11
Frau Massig
Eines Tages erzählte ihnen Frau Sommer, dass sie eine neue Musiklehrerin bekommen würden, die Frau Massig hieß.
Vor der ersten Stunde bei Frau Massig warteten alle gespannt vor dem Musikraum. Endlich kam sie und – sah ganz anders aus, als die Schüler sie sich vorgestellt hatten: nämlich überhaupt nicht massig, sondern im Gegenteil klein und vor allem klapperdürr.
„Guten Tag“, sagte sie, „setzt euch.“ Dann ging sie nach vorn und malte mit großen Buchstaben an die Tafel: „FRAU MASSIG“. Sie hatte Arme und Beine wie Stöckchen, und während sie schrieb, stachen ihre Schulterblätter spitz hervor.
Ein unterdrücktes Kichern war zu hören.
Frau Massig drehte sich um. „Ich weiß“, sagte sie, „mein Name passt nicht besonders gut zu mir. Ihr könnt mir glauben: Ich esse schon dauernd dagegen an – aber es nützt nichts.“
„Wollen Sie vielleicht ein paar Smarties?“, schrie Patrick.
Alle brüllten vor Lachen. Frau Massig lachte auch. „Wenn du meinst, dass es was hilft.“
Patrick lief mit einer Tüte nach vorn und sie griff hinein. „Gib den anderen auch welche. Und danach singen wir ein bisschen.“
Sie setzte sich auf den Klavierhocker.
„Die braucht gar kein Musikinstrument“, wisperte Richard Jörn ins Ohr. „Die kann im Takt mit ihren Knochen klappern.“
„Du bist gemein“, flüsterte Jörn zurück, aber er musste trotzdem grinsen.
Richard fand es toll, dass er sich auch mal über den Namen von jemand anderem lustig machen konnte. Nach der Musikstunde, auf dem Weg zum Klassenraum, rief er: „Wenn man die Massig anguckt, sieht man sofort, dass sie massig Haut und Knochen hat.“
Er lachte lange und laut und merkte gar nicht, dass die anderen nicht mitlachten und ihn entsetzt anguckten. Als es ihm endlich auffiel, war es zu spät.
Frau Massig, die schon seit einiger Zeit hinter ihnen her ging, sagte in die Stille hinein: „Wenn du mich fragst, finde ich das gar nicht so schlimm. Viel wichtiger ist doch, dass man massig Herz und Verstand hat.“
Richard merkte, wie er feuerrot wurde.
„Wissen Sie, wie der mit Nachnamen heißt?“, schrie Frederik. „Von Furzhausen.“
„Ach so. Ich verstehe.“ Frau Massig schaute Richard kurz an, dann lief sie weiter.
„Tja“, meinte Jörn, „das ging gründlich daneben.“
Richard ballte die Fäuste. Es war so ungerecht! Dauernd musste er sich foppen lassen. Aber er selbst durfte nicht mal einen einzigen kleinen Witz über einen komischen Namen machen!
12
Verrückte Namen
„Gestern Abend haben wir übrigens was Witziges im Fernsehen gesehen“, erzählte Richards Mutter beim Frühstück.
Sein Vater lachte. „Das wäre was für dich gewesen, Richard. Schade, dass die Sendung so spät kam.“
Gespannt schaute Richard seine Eltern an.
„In der Sendung ging es um ungewöhnliche Namen“, fuhr Frau von Furzhausen fort. Die Leute, die eingeladen waren, hatten die verrücktesten Namen. Unglaublich!“ Sie lachte. „Ich denke da an den Mann, der ...“
„Ja“, fiel sein Vater ein, „und die Frau erst, die links von ihm saß.“
Die Eltern kicherten.
„Aber am irrsten fand ich den Namen von dem ... dem ...“
„Ich
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