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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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Dann tauchte diese Studentin auf, diese Alexandra Lehmann. Er hat sie, also Vormwald und mir, in glühenden Farben und als absolut zuverlässig geschildert und ihr eine glänzende Karriere vorausgesagt.«
    »Wusste Stern davon?« War Manuels Vater für die Inhaftierung seines Sohns verantwortlich?
    »Mir gegenüber hat er nichts verlauten lassen.«
    »Dann war Marquardt so eine Art IM, ein Informeller Mitarbeiter?«, fragte Carl.
    »Viel mehr, er hat die IMs angeworben.«
    »Hat er das Mädchen erschlagen?«
    »Ich war nicht dabei.« Dass seine Antwort geschmacklos |370| war und nicht witzig, merkte Waller selbst. »Sie stellte Forderungen, sie wollte in das System, sie wollte Geld. Von allem anderen weiß ich nichts. Ich glaube, ihre Forderungen sind ihm über den Kopf gewachsen. Sie hatten ein Verhältnis. Er meinte, dass sie zum Problem würde, aber er würde das in Ordnung bringen. Und als Stern mir dann sagte, Marquardt sei unser Problem und ich solle es lösen, da dachte ich, er meint dieselbe Art von Lösung wie bei der Lehmann   ...« Waller war gänzlich in sich zusammengesunken, ein zusammengefaltetes Fragezeichen. Es schien, als spräche er mit der Tischplatte. »Leute wie er sagen das, was sie wollen, nie direkt. Sie erwarten, dass ihre Mitarbeiter es wissen und   ... das Problem lösen. Was ist nun?« Er hob den Kopf. »Kann ich mit Ihrer Hilfe rechnen, Frau Breitenbach?«
    Carls Meinung konnte Johanna nach den fünfundzwanzig Jahren, die sie sich kannten, an seinem Gesicht ablesen, ohne dass er die geringste Regung zeigte. Er war dafür. Sie war einverstanden und griff nach dem Telefon.
    »Ich rufe jetzt den Staatsanwalt an. Einverstanden?«
    »In Gottes Namen, tun Sie’s.«
    »Den lassen Sie besser aus dem Spiel, bei dem haben Sie bis zum Jüngsten Gericht verschissen.« Zuvor schickte sie Thomas von Carls Handy aus eine SMS.
    Beim Tippen stierte ihr Waller auf die Finger, als versuchte er mitzulesen. Auch als sie danach in ihrem Notizbuch die Rufnummer des Staatsanwalts suchte, nahm er den Blick nicht von ihren Händen, zog einen Kaugummi aus der Tasche und kaute wütend darauf herum.
    »Glauben Sie, dass er allein kommt, oder ist es nötig, ihn von der Polizei abholen zu lassen?«, fragte Altmann, als Johanna ihm kurz von Wallers Geständnis berichtet hatte.
    »Er kommt selbst – nicht wahr, Herr Waller?« Die letzte Frage war an den Mann gerichtet. Er machte den Eindruck, als würde er sie und nicht den Kaugummi zwischen den Zähnen zermalmen.
    |371| »Sonst wäre ich ja wohl nicht zu Ihnen gekommen   ...«
    »Ja, er kommt von hier aus direkt zu Ihnen. Eine halbe Stunde etwa wird er benötigen – nicht wahr, Herr Waller?«
    Der nickte und kaute weiter. »Da hätte ich mir den Besuch bei Ihnen sparen können, wenn Sie nichts für mich tun.«
    Johanna legte den Hörer zurück, als das Gespräch beendet war. Sie hörte eilige Schritte auf der Treppe, dann im Flur. Thomas kam hereingestürmt und wäre fast über Waller gefallen, dann folgten Bellier und Regine. Johanna schmunzelte über so viel Engagement und schob alle drei auf den Flur und klärte sie über Wallers Geständnis auf.
    Regine war kurz vor den Tränen. »So ein Gangster. Dann ist Manuels Vater schuld, dass sein Sohn im Gefängnis ist? Er hätte ihn für Marquardt geopfert?«
    »Nicht für Marquardt«, korrigierte Johanna, »für seine Position.«
    »Er wird alles abstreiten und vertuschen. Die Zeiten, dass sich ein Boss hinterm Schreibtisch erschoss, wenn es sie je gegeben hat, sind lange vorbei. Verantwortung übernimmt niemand mehr. Falls er abtreten muss, kriegt er noch einige Millionen nachgeworfen. Als Vorstand reicht sein Einfluss bis in die Politik, und die kontrolliert die Staatsanwaltschaft, vielleicht sogar unseren Herrn Altmann. Und der pariert auch. Marquardt und Waller werden dran glauben, und vielleicht weiß Stern sogar, dass Waller hier ist.«
    »Ihr könnt froh sein, dass wir hier nicht in Frankreich sind«, sagte Pascal zu Thomas, »da wärest du im besten Fall auf der Intensivstation und Frau Breitenbach eine Wasserleiche.«
    Thomas übersetzte, aber um darauf einzugehen, war die Stimmung zu betreten. Dann bot er sich an, Waller nach Wiesbaden zu fahren.
    »Pascal kommt mit, das ist sicherer. Ich habe übrigens vorhin Marquardt gesehen, er läuft drüben im Hauptgebäude herum. Kennt jemand seinen Stundenplan?«
    |372| Regine rief in der Verwaltung an und erhielt die gewünschte Auskunft. »Am Nachmittag hat er

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