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Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy

Titel: Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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Prolog
    Mittwoch, 19. Juni 2013
    Thomas Korn wollte es nicht wahrhaben. Er hätte niemals für möglich gehalten, dass seine langjährige Kollegin aus moralischen Gründen ihren Dienst quittieren würde. Doch genauso war es gekommen. Von heute auf morgen.
    Vor knapp zwei Wochen hatte Nora Feldt auf einen Verbrecher geschossen, um ihn davon abzuhalten, unschuldige Zivilisten in Gefahr zu bringen. Natürlich war es ihre Absicht gewesen, ihn lediglich zu verwunden. Doch eine Kugel hatte den Mann so nah am Herzen getroffen, dass er fünf Tage später gestorben war.
    Diese seelische Last ließ Nora keine Ruhe mehr. Von früh bis spät wurde sie von Schuldgefühlen geplagt. Ständig sah sie die entscheidenden Augenblicke vor Augen: den Täter, die Waffe, das Blut. Und sie fragte sich, ob sie jemals wieder ruhigen Gewissens schlafen könnte.
    Ich wünschte, das wäre niemals passiert. Warum musste es so kommen? Wieso habe ich meine Waffe benutzen müssen? Weshalb hat der Kerl mich dazu gezwungen, indem er seine eigene Pistole zog? Habe ich in den vergangenen Monaten nicht schon genug durchgemacht? Erst Timo. Dann Max. Nun auch noch dieser Mist. Ich werde noch wahnsinnig. Wenn ich jetzt nicht etwas dagegen unternehme, dann lande ich bald in einer Anstalt. Deshalb muss ich sofort hier weg, um alles in Ruhe zu verarbeiten.
    „Ich bin immer noch der Meinung, dass du dich falsch entschieden hast“, sagte Thomas, wodurch er Nora aus ihren Gedanken riss. Die beiden saßen auf der Couch in Noras Wohnzimmer. „Zwar kann ich verstehen, dass dieser Vorfall dir zu schaffen macht. Vor allem wenn man die Geschichte mit deinem Ex-Mann Max bedenkt. Die Parallelen sind wirklich erschreckend. Aber du hast in beiden Fällen richtig gehandelt. Max hat dich damals angegriffen. Du hast ihn in Notwehr erschossen. Vor zwei Wochen hat der Verbrecher seine Waffe auf dich gerichtet. Du hast dich verteidigt. Daran gibt es nichts zu rütteln. Ich war schließlich dabei. Du hast dir nichts vorzuwerfen.“
    „Das mag sein, Tommy. Trotzdem brauche ich eine gewisse Zeit, um diese Erlebnisse zu verdauen. In den vergangenen zwei Jahren ist so viel Schlimmes passiert. Das hat mich überrannt. Es dauert nun einmal, bestimmte Ereignisse im Leben zu sortieren und mit ihnen umzugehen.“
    „Aber musstest du deshalb sofort deine Kündigung einreichen? Das war in meinen Augen ein unüberlegter Schnellschuss. Ich bin mir nicht sicher, ob du in ein paar Monaten einfach so wieder einsteigen kannst.“
    „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Ich habe das mit Kortmann schon geklärt.“
    „Tatsächlich? Und was hast du mit unserem geschätzten Chef genau abgemacht?“
    „Er gibt mir eine Auszeit bis zum Ende des Jahres. Innerhalb dieser Zeit kann ich jederzeit wieder meinen Dienst antreten. Wir behandeln diesen Fall so, als wäre ich im Einsatz verwundet worden. Danach sehen wir weiter. Es ist also eher eine Beurlaubung als eine Kündigung.“
    „Und das klappt ohne Probleme?“
    „Ich hoffe es. Kortmann hat mir zumindest sein Wort gegeben.“
    „Ich verstehe.“ Thomas atmete erleichtert durch. „Das hätte ich mir eigentlich denken können. Du hältst dir deine Optionen immer offen. Planung und Organisation sind alles in deinem Leben. Du würdest niemals etwas aus dem Bauch heraus entscheiden, ohne einen Plan B zu haben.“
    „Natürlich nicht. Hast du ernsthaft geglaubt, dass ich einfach so kündigen würde? Wovon sollte ich dann in ein paar Monaten leben?“
    „Das habe ich mich auch schon gefragt. Vielleicht hast du ein kleines Vermögen geerbt, von dem niemand etwas weiß. Oder du hast den Lottojackpot geknackt.“
    „In dem Fall würde ich jetzt kaum noch hier sitzen, sondern eine Party am Strand von Honolulu feiern.“
    Thomas grinste. „Nein, das würdest du nicht. Ich kenne dich viel zu gut. Du bist und bleibst ein bodenständiger Mensch mit Prinzipien und Gewohnheiten. In dieser Umgebung fühlst du dich wohl. Das ist deine Welt.“ Er deutete auf das kleine, gemütliche Wohnzimmer. „Alles andere ist nichts für dich.“
    „Wahrscheinlich hast du recht. Den Strand und das Meer wäre ich nach einigen Monaten überdrüssig.“
    „Zudem garantiere ich dir, dass du das Nichtstun auch bald leid sein wirst. Es mag sinnvoll sein, die Gedanken zu ordnen und neue Kraft zu tanken. Aber ab einem bestimmten Zeitpunkt wendet sich das Blatt. Wenn man mit sich selbst ins Reine gekommen ist und keine alltäglichen Herausforderungen mehr zu

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