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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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verschmolzen.
    Sie ging auf den Prinzen zu, und ich spannte mich unwillkürlich an. Aber Bodhi legte mir seine Hand auf den Arm, Buttercup stupste mich leicht von der Seite an, und ich entspannte mich wieder. Und gerade als ich sicher war, dass sie vor ihm einen Knicks machen würde, so wie sie es bei mir getan hatte, machte sie etwas ganz anderes.
    Etwas, womit ich nicht gerechnet hatte.
    Sie kniete sich auf den Boden und legte in einer Geste der äußersten Demut ihren Kopf auf seine Füße.
    Sie weigerte sich, wieder aufzustehen, bis der Prinz sie sanft dazu drängte. »Kind, bitte. Das ist nicht nötig.«
    Er griff nach ihrer Hand und half ihr auf, so dass sie ihm ins Gesicht schauen konnte. Dieses Mal war ihr Zorn verflogen. Er hatte sich mit der Seifenblase aufgelöst, und an ihre Stelle war ein junges Mädchen getreten, das großes Bedauern empfand und sich über alle Maßen beschämt fühlte.
    »Es tut mir so leid«, sagte sie. Ihre Stimme war kaum zu hören. »Ich bedauere so sehr, was ich dir angetan habe – und was mein Vater mit dir gemacht hat …« Sie schüttelte den Kopf und wand sich bei der Erinnerung an das, was sie jahrhundertelang geleugnet hatte. Endlich sah sie die ganze Wahrheit, jede grauenhafte Tat, die er über sich hatte ergehen lassen müssen. Und in diesem Moment wusste ich, dass die alte Rebecca verschwunden und eine neue an ihre Stelle getreten war. »Ich habe keine Ahnung, wie ich das jemals wiedergutmachen soll, aber ich verspreche, dass ich das irgendwie tun werde. Ich werde alles tun, was ich kann. Du musst mir nur sagen, womit ich beginnen soll.«
    Ihre Augen und ihre Wangen glitzerten, als ein Schwall kristallförmiger Tränen über ihr Gesicht lief. Und ich beobachtete verblüfft, wie der Prinz sich nach vorne beugte, eine dieser Tränen mit der Fingerspitze auffing und sie in einen wunderschönen Olivenzweig verwandelte.
    »Das ist nicht nötig.« Er legte den Zweig auf ihre ausgestreckte Hand. »Ich habe dir schon vor langer Zeit vergeben. Ich habe nur darauf gewartet, dass du dich selbst von deinem Zorn befreien kannst. Glaub mir, die körperlichen Qualen, die ich als Sklave erleiden musste, waren nichts im Vergleich zu dem Leid in der Seifenblase, wo mich meine eigenen Gedanken plagten, meine eigenen Erinnerungen an die grauenhaften Dinge, die mir angetan wurden – und auch an die schrecklichen Dinge, die ich anderen zugefügt hatte.« Er hielt inne und vergewisserte sich, dass sie ihn verstanden hatte, bevor er ihr seinen Arm entgegenstreckte. »Also, was sagst du? Sollen wir gehen?«, fragte er.
    Sie nickte leicht und hakte sich bei ihm unter. Die beiden blieben vor uns stehen, und Rebecca sah mich an. »Es tut mir so leid, ich …«
    Aber ich hob meine Hand und unterbrach sie sofort. »Kein Problem«, erklärte ich. »Glaub mir, das ist bestimmt kein Abschied für immer. Das Hier und Jetzt mag zwar ein riesiger Ort sein, aber ich bin mir sicher, dass ich dich wiedersehen werde. Ich werde mich einfach nach dem Mädchen mit der hellgelben Schleife und dem Glitzerkleid umschauen.«
    Sie sah an sich herunter, und es war ihr offensichtlich peinlich, in einem solchen Aufzug dazustehen, während der Prinz Lumpen trug.
    Also manifestierte er sofort eine neue Tunika für sich, und sie nützte die Gelegenheit, um sich etwas weniger Auffälliges und nicht ganz so Buntes anzuziehen.
    Nachdem wir uns die Hände geschüttelt und uns mit einer Umarmung tränenreich voneinander verabschiedet hatten, wandte ich mich ab. Nun schien alles endgültig vorbei zu sein, doch dann rief der Prinz noch einmal: »Miss Riley!«
    Ich warf einen Blick über die Schulter. Rebecca und Prinz Kanta standen kurz vor der Brücke, und erfreut stellte ich fest, dass ich auch mein zweites Ziel erreicht hatte.
    Es war mir nicht nur gelungen, diese Seifenblase aufzureißen und all diese verlorenen Seelen ihrem für sie vorgesehenen Schicksal zuzuführen, sondern nun hatte mich der Prinz dafür mit einem ganz besonders warmen und innigen Lächeln belohnt, bei dem er mir seine weißen Zähne und seine Grübchen zeigte.
    »Was war das denn?«, wollte Bodhi wissen und ließ seinen Blick zwischen uns hin und her gleiten.
    Aber ich zuckte nur die Schultern, lächelte und winkte dem Prinzen zum Abschied zu. »Glaub mir, das würdest du nicht verstehen.«

 

VIERUNDZWANZIG
     
    N achdem sie die Brücke überquert hatten, sah Bodhi mich an und fragte: »Und was nun? Willst du deine Ferien noch abschließen? Wir haben

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