Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Farmer, Philip José - Flusswelt 05

Titel: Farmer, Philip José - Flusswelt 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Götter der Flußwelt
Vom Netzwerk:
1
    Loga war wie ein Ei zersprungen.
    Um zehn Uhr zwei war sein Bild auf den Wandschirmen der Wohnung seiner acht Mitbewohner erschienen. Ihr Blickwinkel lag etwas über ihm, und sie konnten ihn nur vom nackten Nebel bis zu einem Punkt sehen, der ein paar Zentimeter über seinem Kopf lag. Die Schreibtischseiten entsprachen fast genau den Rändern ihres Blickfeldes, und hinter ihm konnte man etwas von der Wand und dem Boden sehen.
    Loga sah aus wie ein rothaariger grünäugiger Buddha, der jahrelang in einer Eiskremfabrik gelebt hatte und nicht in der Lage gewesen war, deren Produkten zu widerstehen. Obwohl er in den letzten drei Wochen fast zwanzig Pfund abgenommen hatte, war er immer noch sehr dick.
    Er war jedoch ein sehr glücklicher Buddha. Als er lächelte, schien sein Kürbisgesicht zu strahlen. Er sprach Esperanto. »Ich habe gerade eine wichtige Entdeckung gemacht! Sie klärt das Problem, wie…«
    Er blickte nach rechts.
    »Tut mir leid. Dachte, ich hätte etwas gehört.«
    »Sie und Frigate«, sagte Burton. »Sie werden paranoid. Wir haben jeden der
    35.793 Räume im Turm durchsucht, und…«
    Der Bildschirm flackerte. Logas Körper und Gesicht flimmerten, wurden in die Länge gezogen und dann wieder zusammengedrückt. Die Unterbrechung dauerte etwa fünf Sekunden. Burton war überrascht. Es war das erste Mal, daß ein Bildschirm eine Störung oder Fehlfunktion gezeigt hatte.
    Das Bild beruhigte sich und wurde klar.
    »Jaa?« fragte Burton gedehnt. »Was ist so aufregend?«
    Das elektronische Bild blinzelte fragend.
    Burton fuhr zusammen und umklammerte mit den Händen die Stuhllehnen. Sie waren Stützen der Wirklichkeit.
    Was er auf dem Bildschirm sah, kam ihm sehr unwirklich vor.
    Zickzacklinien waren Logas Mundwinkeln entsprungen und liefen ihm über die Wangen bis zum Haar hinauf. Sie waren tief und schienen durch die Haut und das Fleisch bis zur Mundhöhle und den Knochen zu gehen.
    Burton sprang von seinem Stuhl auf.
    »Loga! Was ist los?«
    Die Risse hatten sich nun über Gesicht, Brust, den wulstigen Bauch, Arme und Hände des Ethikers ausgebreitet.
    Blut sprudelte ihm über die rissige Haut und den Schreibtisch.
    Immer noch lächelnd, brach er wie ein aufgeschlagenes Ei auseinander und kippte vom lehnenlosen Stuhl zur rechten Seite. Burton hörte ein Geräusch, als zerspränge Glas. Alles was er jetzt noch von Loga sehen konnte, war der obere Teil eines Arms, dessen Bruchstücke verschmiert dalagen, als wären sie Teile einer zerbrochenen Weinflasche.
    Das Fleisch und das Blut verschmolzen miteinander. Nur helle Pfützen blieben übrig.
    Burton war wie erstarrt, sprang jedoch auf, als er Loga schreien hörte.
    »I tsab u!«
    Dem Schrei folgte ein dumpfer Knall, als sei ein schwerer Gegenstand zu Boden gefallen.
    Burton stimmaktivierte andere Sichtschirme in Logas Raum. Es war niemand dort, es sei denn, die roten Lachen auf dem Boden waren Logas Überreste.
    Burton atmete scharf ein.
    Sieben Bildschirme an der Wand erhellten sich jäh. Jeder zeigte das Bild eines Bewohners. Alices dunkle Augen waren größer als gewöhnlich, und ihr Gesicht war bleich.
    »Dick? Das kann doch nicht Loga gewesen sein! Aber es klang nach ihm.«
    »Du hast ihn gesehen«, sagte Burton. »Wie konnte er noch aufschreien? Er war doch tot!«
    Die anderen redeten durcheinander; sie waren so erschüttert, daß jeder in seine Muttersprache zurückgefallen war. Selbst der nicht so schnell zu beeindruckende Nur sprach Arabisch.
    »Still!« rief Burton und hob die Hände. Gleich darauf bemerkte er, daß er Englisch gesprochen hatte. Es spielte jedoch keine Rolle; sie verstanden ihn.
    »Ich weiß ebenso wenig wie ihr, was passiert ist. Einiges davon kann nicht passiert sein - und ist auch nicht passiert. Ich treffe euch alle vor Logas Wohnung. Sofort. Bringt eure Waffen mit!«
    Aus einem Schrank holte er zwei Waffen, von denen er geglaubt hatte, er würde sie nie wieder brauchen. Sie wiesen Griffe auf wie Pistolen und hatten
    Läufe von siebeneinhalb Zentimetern Durchmesser und dreißig Zentimetern Länge. An den Enden der Läufe befanden sich Kugeln von der Größe praller Äpfel.
    Alices Stimme kam von ihrem Bildschirm.
    »Werden die Schrecken nie ein Ende haben?«
    »Sie bleiben niemals lange aus«, sagte Burton. »In diesem Leben oder in einem anderen.«
    Alices dreieckiges Gesicht und ihre großen dunklen Augen zeigten jenen weggetretenen Ausdruck, den er nicht sehr mochte.
    »Hör auf damit!« sagte er hart. »Komm zu dir,

Weitere Kostenlose Bücher