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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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war, würde eines Tages wieder zurückkehren und als Regen in die Seen und Flüsse fallen oder als Schnee auf dem großen Nordgletscher niedergehen. Vermutlich verbrannte Keller jetzt bereits in der schrecklichen Hitze siebzig Kilometer unter ihnen.
    Oder fiel er vielleicht noch?
    Jesus Pietro, der Chef der Vollstreckungspolizei, riß sich zusammen und trat vom Klippenrand zurück.
    Der formlose Nebel rief bisweilen seltsame Halluzinationen und noch seltsamere Gedanken hervor – wie dieses eine merkwürdige Bild im Rorschachtest, das eigentlich nicht mehr war als ein leeres Blatt Papier. Jesus Pietro hatte sich gerade bei dem Gedanken daran ertappt, daß auch er auf diese Weise aus der Welt gehen wollte, wenn seine Zeit gekommen war … Und das war Verrat.
    Der Major blickte seinen Chef seltsam widerwillig an.
    »Major«, sagte Jesus Pietro, »warum ist Ihnen dieser Mann entkommen?«
    Der Major breitete die Arme aus. »Er hatte sich mehrere Minuten lang zwischen den Bäumen versteckt. Als er schließlich auf den Rand zugerannt ist, hat es ein paar Minuten gedauert, bis wir ihn entdeckt haben.«
    »Wie hat er die Bäume überhaupt erreichen können? Ich will jetzt nicht von Ihnen hören, wie er sich befreit hat. Erklären Sie mir lieber, warum Ihre Gleiter ihn nicht eingeholt haben.«
    Der Major zögerte den Bruchteil einer Sekunde zu lang. »Sie haben mit ihm gespielt«, fuhr Jesus Pietro fort. »Er konnte seine Freunde nicht erreichen und sich nirgends längere Zeit verstecken; also haben Sie beschlossen, ein wenig Spaß mit ihm zu haben – es war ja nichts dabei.«
    Der Major senkte den Blick.
    »Sie werden seinen Platz einnehmen«, sagte Jesus Pietro.
     
    Auf dem mit Gras und Bäumen bewachsenen Schulhof standen Schaukeln, Wippen und ein kleines, langsames Karussell. Die Schule, ein einstöckiges, ganz in Weiß gestrichenes Gebäude, säumte den Hof von zwei Seiten. Ein hoher, mit Weinranken bewachsener Stangenzaun sicherte die vierte Seite: den Rand des Gamma-Plateaus – eine steile Klippe über Lake Davidson auf dem Delta-Plateau.
    Matthew Keller saß unter einem Baum und dachte nach. Ringsum spielten andere Kinder, doch sie beachteten Matt ebenso wenig wie die beiden aufsichtführenden Lehrer. Die Menschen ignorierten Matt meistens, wenn er allein sein wollte.
    Onkel Matt war weg. Ihn erwartete ein derart schreckliches Schicksal, daß noch nicht einmal die Erwachsenen darüber sprechen wollten.
    Gestern bei Sonnenuntergang war die Vollstreckungspolizei ins Haus gekommen und hatte Matts kräftigen, gemütlichen Onkel mitgenommen. Da Matt wußte, daß man seinen Onkel ins Hospital bringen würde, hatte er versucht, die großen, uniformierten Männer aufzuhalten. Zwar hatten sie sich nur zurückhaltend gegen ihn gewehrt, doch ein achtjähriger Junge vermochte ohnehin nichts gegen mehrere Erwachsene auszurichten – wie eine Honigbiene, die wütend um vier Panzer herumsummt.
    Schon bald würde man den Prozeß und die Verurteilung seines Onkels im kolonialen TD-Programm ausstrahlen, zusammen mit der Anklageeröffnung und einer Aufzeichnung der Hinrichtung. Aber das war egal. Die Ausstrahlung diente nur dazu, dem Ganzen einen ordentlichen Anstrich zu verleihen. Matts Onkel würde nie wieder zurückkehren.
    Das Brennen in seinen Augen warnte Matt, daß er in Tränen auszubrechen drohte.
    Harold Lillard hörte auf, ziellos umherzurennen, als er bemerkte, daß er allein war. Er mochte es nicht, allein zu sein. Harold war zehn und ungewöhnlich groß für sein Alter, und er brauchte andere um sich herum – vorzugsweise Kleinere, Kinder, die er dominieren konnte. Er schaute sich hilflos um und entdeckte eine kleine Gestalt unter dem Baum am Rand des Schulhofs – klein genug und weit genug entfernt von der Hofaufsicht. Er ging hinüber.
    Der Junge unter dem Baum blickte auf.
    Harold verlor das Interesse. Mit leerem Blick wandte er sich ab und ging, mehr oder weniger zielstrebig auf die Wippen zu.
     
    Das Interstellare Roboterrammschiff Nr. 143 startete von Juno mit Hilfe eines Linearbeschleunigers. Es nahm Kurs auf den interstellaren Raum und wirkte wie ein riesiges Metallinsekt, das man aus allen möglichen Ersatzteilen eilig zusammengeflickt hatte. Doch abgesehen von der Ladung glich es seinen vierzig Vorgängern bis in jede Einzelheit. Der Raumgenerator bildete die Nase des Schiffes: ein riesiger, schwer gepanzerter Zylinder mit einer großen Öffnung in der Mitte. An den Seiten befanden sich zwei

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