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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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wie Jesus Pietro sich plötzlich erinnerte. Major Jansens Vorgänger hatte Kellers Platz eingenommen. Doch Keller war definitiv gestorben … »Und wieso spielt er dann Streiche in einer Medcheck-Station?«
    Nach kurzem Nachdenken antwortete Major Jansen: »Er hatte einen Neffen.«
    »Wäre der jetzt fünfzehn?«
    »Vielleicht. Ich werde das überprüfen.«
    Kellers Neffe, dachte Jesus Pietro. Ich könnte der Standardprozedur folgen und ihm eine Verwarnung schicken.
    Nein. Soll er doch glauben, daß er davongekommen ist. Wenn man ihm genug Freiraum gibt, wird er früher oder später den Körper ersetzen, den sein Onkel gestohlen hat.
    Jesus Pietro lächelte. Er begann, leise zu lachen, doch seine Rippen schmerzten, und so mußte er wieder damit aufhören.
     
    Die Schnauze des Rammgenerators war nicht länger hell und glänzend. Ihre Oberfläche wies eine Ansammlung kleiner und großer Löcher auf, die interstellare Staubpartikel hinterlassen hatten, welche durch das Rammfeld gedrungen waren. Überall waren diese Löcher zu sehen: auf den Fusionstriebwerken, auf dem Rumpf, und sogar auf der Frachtkapsel, die das Schiff fünfzig Kilometer hinter sich herschleppte. Das Schiff sah aus wie ein Streuselkuchen.
    Der Schaden war jedoch nur oberflächlich. Mehr als ein Jahrhundert war vergangenen, seit man die robuste Bauart der Rammschiffe zum letzten Mal verändert hatte.
    Nun, achteinhalb Jahre jenseits von Juno, fiel das Rammfeld ein zweites Mal in sich zusammen. Die Fusionsflammen verwandelten sich in zwei aktinische blaue Kerzen, die ein Zwanzigstel g erzeugten. Im Inneren des Schiffes aktivierte sich die Kabelspule und holte langsam das Frachtkabel ein, bis die Frachtkapsel wieder in ihrer Halterung ruhte.
    Die Maschine schien zu zögern … und dann schoben sich die beiden Triebwerke mit Hilfe ihrer beweglichen, insektengleichen Beine weg vom Rumpf. Sekundenlang verharrten sie im rechten Winkel zum Schiff. Dann wurden die Beine wieder angezogen; doch jetzt wiesen die Düsen nach vorne.
    Ein u-förmiger Stahlarm drehte die Frachtkapsel um, so daß sie nach vorne zeigte, und langsam rollte die Kabelspule das Kabel wieder auf volle Länge aus.
    Der Rammroboter setzte seinen Weg fort, und die Triebwerke gingen wieder auf volle Leistung, nur daß sie jetzt ihre langen Zungen aus miteinander verschmelzendem Wasserstoff und Helium durch das Rammfeld selbst feuerten.
    8,3 Lichtjahre von Sol entfernt, fast genau auf halber Strecke zwischen Sol und Tau Ceti liegen die beiden Roten Zwerge L726-8. Das Hauptmerkmal der beiden Zwergsterne ist, daß sie beide weniger Masse besitzen als jeder andere Stern, der der Menschheit bekannt ist. Trotzdem sind sie schwer genug, um im Laufe der Zeit einen dünnen Gasmantel gebildet zu haben. Als das Rammschiff durch den Rand dieses Mantels pflügte, wurde es heftig abgebremst.
    Es bremste weiter. Das Universum dehnte sich aus, und die Sterne nahmen wieder ihre ursprüngliche Form und Farbe an. 11,9 Lichtjahre von Sol entfernt und knapp zwei Millionen Kilometer über dem Stern Tau Ceti kam das Schiff zum Stillstand. Der Computer schaltete das Rammfeld ab. Eine Reihe von Sensoren begann, den Himmel abzusuchen … und fixierten sich auf ein Ziel.
    Erneut setzte sich das Schiff in Bewegung. Es mußte sein Ziel mit dem verbliebenen Treibstoff erreichen.
    Tau Ceti ist ein Stern der Klasse G8. Er ist ungefähr vierhundert Grad kühler als Sol und besitzt eine um fünfundvierzig Prozent geringere Leuchtkraft. Die Welt Mount Lookitthat umkreist Tau Ceti in circa hundertzwanzig Millionen Kilometern Entfernung; es ist eine mondlose Welt mit einer fast kreisförmigen Umlaufbahn.
    Der Rammroboter hielt auf Mount Lookitthat die Welt zu. Der Computer hatte die Sicherheitsprotokolle aktiviert, und daher bewegte sich das Schiff nur vorsichtig vorwärts. Die Sensoren sammelten weiterhin Daten.
    Oberflächentemperatur: fast einheitlich sechshundert Fahrenheit. Atmosphäre: lichtundurchlässig, dicht, in Oberflächennähe giftig. Durchmesser: 14.130 Kilometer.
    Irgendetwas kam über den Horizont. Im sichtbaren Licht wirkte es wie eine Insel in einem Meer aus Nebel. Die Topografie der Insel erinnerte an eine lange Treppe mit breiten Stufen – flache Plateaus, die durch steile Klippen voneinander getrennt waren. Aber Rammroboter Nr. 143 ortete noch mehr als nur sichtbares Licht. Auf der ›Insel‹ herrschten erdähnliche Temperaturen; die Luft war atembar, und auch der Druck entsprach in etwa dem der

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