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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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nicht hinzufliegen? Na ja, jedenfalls blieb noch genug Zeit, die Grais’ anzurufen und ihnen mitzuteilen, wie unter guten Nachbarn eben, daß Héloïse und er für zwei, vielleicht drei Wochen nicht dasein würden.
    Als Tom sich verabschiedete (nach wechselseitigen Einladungen auf einen Drink, einen Kaffee), war ihm, als habe er den beiden vor allem aus Selbstschutz von den Pritchards erzählt. War nicht der Telefonanruf des angeblichen Dickie Greenleaf eine Art Drohung gewesen? Auf jeden Fall.
    Die Kinder, Sylvie und Edouard, kickten sich auf dem Rasen vor dem Haus einen schwarzweißen Fußball zu, als Tom davonfuhr. Der Junge winkte ihm hinterher.

3
    Als er nach Belle Ombre zurückkehrte, stand Héloïse im Wohnzimmer. Sie wirkte unruhig.
    » Chéri, ein Anruf«, sagte sie.
    »Von wem?« fragte Tom, dem sofort mulmig wurde.
    »Von einem Mann. Er sagte, er wäre Diikie Grainleaf – aus Washington.«
    »Washington?« Ihre Verunsicherung machte ihm Sorgen. »Greenleaf – das ist absurd, Süße. Ein schlechter Scherz.«
    Sie runzelte die Stirn: »Aber warum so eine – Schärz?« Sie sprach jetzt mit starkem Akzent. »Weißt du das?«
    Tom richtete sich voll auf: der Beschützer seiner Frau und auch seines Hauses. »Nein. Ein dummer Witz eben, von wer weiß wem. Keine Ahnung, wer das sein soll. Was hat er gesagt?«
    »Zuerst wollte er mit dir sprechen. Dann sagte er etwas wie, er würde in einem fauteuil roulant sitzen – einem Rollstuhl?«
    »Ja, Liebes.«
    »Wegen eines Unfalls, damals mit dir. Im Wasser…«
    Tom schüttelte den Kopf. »Ein sadistischer Scherz, chérie. Irgendwer gibt vor, Dickie zu sein, dabei hat der Kerl Selbstmord begangen – schon vor Jahren. Irgendwo, vielleicht auch im Wasser. Seine Leiche wurde nie gefunden.«
    »Ich weiß. Das hast du gesagt.«
    »Nicht nur ich«, bemerkte Tom gelassen: »Jeder. Die Polizei. Seine Leiche wurde nie gefunden. Und er hat sein Testament gemacht. Nur ein paar Wochen vor seinem Verschwinden, wenn ich nicht irre.« Im Brustton der Überzeugung sagte er das, obwohl er das Testament selber verfaßt hatte. »Jedenfalls war ich nicht dabei. In Italien war das, ist Jahre her… daß er verschwunden ist.«
    »Ich weiß, Tomme. Aber warum belästigt uns dieser Mensch jetzt?«
    Tom steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ein schlechter Witz. Manche Leute brauchen solchen Nervenkitzel – die Spannung, verstehst du? Leider kennt er unsere Telefonnummer. Wie klang seine Stimme?«
    »Jung.« Héloïse schien ihre Worte sorgsam zu wählen: »Nicht sehr tief. Amerikanisch. Die Leitung, die Verbindung war nicht so gut.«
    »Aus Amerika, wirklich?« Tom glaubte das nicht.
    »Mais oui«, sagte sie sachlich.
    Tom lächelte gezwungen. »Ich denke, wir vergessen die Sache lieber. Wenn es wieder vorkommt und ich hier bin, dann gib ihn einfach an mich weiter. Wenn ich nicht hier bin, mußt du gelassen klingen – als würdest du ihm kein Wort glauben. Und auflegen. Verstehst du?«
    »Aber ja.« Als habe sie wirklich verstanden.
    »Solche Leute wollen andere einfach durcheinanderbringen. Das ist ihre Art, sich zu amüsieren.«
    Héloïse setzte sich in ihre Lieblingsecke des Sofas, nahe der Flügeltür. »Wo warst du vorhin?«
    »Bin herumgefahren. Einmal durch den Ort.« Solche Touren unternahm Tom ungefähr zweimal die Woche in einem ihrer drei Autos – gewöhnlich nahm er den braunen Renault oder den roten Mercedes und erledigte unterwegs Dinge, die getan werden mußten, tankte etwa bei einem Supermarkt unweit von Moret oder prüfte den Reifendruck. »Mir fiel auf, daß Antoine schon zum Wochenende zurück war, also hab ich kurz angehalten und hallo gesagt. Sie luden gerade ihre Einkäufe aus. Hab ihnen von ihren neuen Nachbarn erzählt – den Pritchards.«
    »Nachbarn?«
    »Nicht weit, fünfhundert Meter oder so.« Tom lachte. »Agnès fragte, ob sie Französisch sprechen. Wenn nicht, sind sie bei Antoine ja ohnehin untendurch. Ich sagte, ich wüßte es nicht.«
    »Und was meint Antoine zu unserer Reise nach l’Afrique du Nord ?« Héloïse lächelte. »Ex-tra-va- gant ?« Sie lachte. So, wie sie es betonte, klang das Wort nach sehr viel Geld.
    »Ehrlich gesagt, ich hab’s ihnen nicht erzählt. Sollte Antoine die Kosten kommentieren, werd ich ihn daran erinnern, daß dort einiges ziemlich billig ist. Hotels zum Beispiel.« Tom ging zur Flügeltür. Er wollte über sein Grundstück spazieren, nach seinen Kräutern sehen, der prächtig stehenden Petersilie, dem robusten

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