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Ripley Under Water

Ripley Under Water

Titel: Ripley Under Water Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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Seitenstraße, an der die Häuser der Pritchards und der Grais’ eingezeichnet waren, dazu das kleinere, leerstehende Haus dazwischen.
    La-di-da, dachte Tom. Seine Finger drehten den Brief hin und her. Heute schon: Er war neugierig genug hinzu-gehen, soviel wurde ihm klar – je mehr man über seinen potentiellen Feind wußte, desto besser. Aber Héloïse wollte er nicht mitnehmen; er würde sich für sie etwas ausdenken müssen. Inzwischen sollte er wenigstens anrufen und zusagen, doch nicht um zwanzig vor zehn.
    Er öffnete die übrige Post bis auf einen an Héloïse gerichteten Brief, von Noëlle Hassler, der Handschrift nach. Sie war eine gute Freundin seiner Frau und wohnte in Paris. Nichts Interessantes dabei: ein Kontoauszug von der Bank Manny Hanny in New York, wo Tom ein Girokonto unterhielt, Werbemüll von Fortune 500, die ihn aus unerfindlichen Gründen für reich genug hielt, eine Zeitschrift über Geldanlagen abonnieren zu wollen. Überlegungen, wo er investieren sollte, überließ Tom seinem Steuerberater Pierre Solway, der auch für Jacques Plissot arbeitete; durch ihn hatte Tom den Mann kennengelernt. Solway hatte manchmal gute Ideen. Arbeit dieser Art (wenn man es so nennen konnte) langweilte Tom, nicht aber Héloïse – der Umgang mit oder wenigstens das Interesse an Geld schien ihr angeboren zu sein, und sie fragte auch lieber erst noch ihren Vater, bevor Tom und sie irgendwo Geld anlegten.
    Henri der Riese sollte heute vormittag um elf kommen, und obwohl er manchmal Donnerstag und Samstag verwechselte, kam er tatsächlich um zwei Minuten nach elf. Wie üblich trug er seinen ausgewaschenen Blaumann mit den altmodischen Hosenträgern und einen breitkrempigen Strohhut, auf den das Wort »zerfleddert« mehr als zutraf; außerdem einen rotbraunen Bart, den er augenscheinlich ab und zu mit einer Schere stutzte – nur um sich ja nicht rasieren zu müssen. Van Gogh hätte ihn zu gern Porträt sitzen lassen, mußte Tom oft denken. Seltsame Vorstellung, daß Henris Porträt in Pastelltönen von der Hand eines van Gogh heute für etwa dreißig Millionen Dollar angeboten und auch verkauft würde. Von denen van Gogh natürlich keinen Cent sähe.
    Tom riß sich zusammen und erklärte Henri, was während ihrer zwei- oder dreiwöchigen Abwesenheit getan werden müsse. Der Kompost: Würde Henri ihn bitte wenden? Tom hatte eine Komposttonne aus Drahtgeflecht angeschafft, brusthoch und knapp einen Meter breit, mit einer Tür, die sich öffnen ließ, indem man einen Metallstift herauszog.
    Und während Tom noch hinter Henri zum Gewächshaus ging und über das neue Rosenspritzmittel redete (hörte der Mann überhaupt zu?), ergriff Henri schon die Mistgabel, die gleich hinter der Gewächshaustür stand, und nahm den Kompost in Angriff. Er war so groß und stark, daß Tom keine Lust hatte, ihn davon abzuhalten. Henri konnte wirklich mit Kompost umgehen, weil er wußte, wozu der gut war.
    »Oui, M’sieur«, murmelte er hin und wieder sanft.
    »Und – na ja, die Rosen hab ich schon erwähnt. Kein Befall, im Moment. Und dann, nur damit’s schön aussieht, den Lorbeer – mit der Heckenschere.« Henri brauchte keine Leiter, anders als Tom, der nicht ganz ohne sie auskam, wenn er die Oberseite beschneiden wollte. Obendrauf ließ Tom den Lorbeer wachsen, wie er wollte, auch und gerade in die Höhe, weil eine oben flach getrimmte Hecke zu förmlich gewirkt hätte.
    Neidisch beobachtete Tom, wie Henri die Drahttonne mit der linken Hand umkippte und mit der Forke in der Rechten besten schwarzen Kompost vom Boden kratzte. »Ah, wunderbar! Très bien! « Wenn Tom den Behälter vom Fleck bewegen wollte, stand das Ding wie angewurzelt.
    »C’est vraiment bon«, bestätigte Henri.
    Dann die Setzlinge im Gewächshaus und ein paar Geranien dort: Sie würden Wasser brauchen. Henri stapfte über die Holzlatten des Fußbodens und nickte, er habe verstanden. Er wußte, wo der Schlüssel zum Gewächshaus lag – unter einem runden Feldstein dahinter. Tom schloß nur ab, wenn Héloïse und er länger nicht zu Hause waren. Selbst Henris braune abgetragene Arbeitsschuhe schienen aus der Zeit van Goghs zu stammen: Die Sohle war mehrere Zentimeter dick, der Schaft ging bis über die Knöchel. Erbstükke?, fragte sich Tom. Der Mann war ein lebender Anachronismus.
    »Wir werden mindestens zwei Wochen weg sein«, sagte Tom. »Aber Madame Annette bleibt die ganze Zeit hier.«
    Noch ein paar Kleinigkeiten, dann fand Tom, er habe Henri

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