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Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund

Titel: Ripley’s Game oder Der amerikanische Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Highsmith
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zutiefst argwöhnisch. »Selbstverständlich gegen Geld.«
    Das hatte Tom erwartet. Er blieb ruhig. »Nein. Nein, Madame.« Es war Ehrensache, wollte er schon sagen, doch das paßte nicht richtig, nicht einmal in seinen Augen. Aus Freundschaft – aber das würde ihr gar nicht gefallen. »Jonathan hat es aus Güte getan. Aus Güte und Mut. Sie sollten ihn nicht verurteilen.«
    Simone schüttelte ungläubig den Kopf. »Mein Mann ist kein Polizist, Monsieur. Warum sagen Sie mir nicht einfach die Wahrheit?«
    »Aber das tue ich doch«, erwiderte Tom schlicht und breitete die Arme aus.
    Angespannt hockte Simone auf dem Sessel und knetete die Finger. »Vor kurzem hat mein Mann eine ganze Menge Geld bekommen. Wollen Sie behaupten, damit hätten Sie nichts zu tun?«
    Tom lehnte sich zurück und kreuzte die Füße, die in seinen ältesten, ausgelatschten Schnürstiefeln steckten. »Ach ja. Er hat mir kurz davon erzählt.« Er lächelte. »Die deutschen Ärzte haben eine Wette abgeschlossen und den gesamten Einsatz Jonathan anvertraut. Hab ich recht? Ich dachte, das wüßten Sie.«
    Simone hörte nur zu und wartete.
    »Außerdem, sagt Jonathan, haben sie ihm einen Bonus gezahlt, eine Art Prämie. Schließlich benutzen sie ihn für ihre Versuche.«
    »Mir hat er noch gesagt, die Mittel wären eher ungefährlich. Warum sollten sie ihm dann Geld geben?« Sie schüttelte den Kopf, lachte kurz auf. »Non, M’sieur!«
    [333]  Tom schwieg. Seine Miene verriet Enttäuschung, und das sollte sie auch. »Man hat schon seltsamere Sachen gesehen, Madame. Ich habe lediglich das wiedergegeben, was Jonathan mir erzählt hat. Und für mich gibt es keinen Grund, an seinen Worten zu zweifeln.«
    Mehr war nicht zu sagen. Simone rutschte unruhig auf ihrem Sessel herum, dann stand sie auf. Sie hatte ein liebliches Gesicht mit klaren Augen, schön geschwungenen Brauen und einem klugen Mund, der je nachdem sanft oder hart wirken konnte. Im Moment wirkte er gerade hart. Sie verzog ihn zu einem höflichen Lächeln. »Und was wissen Sie über Monsieur Gauthiers Tod? Etwa gar nichts? Ich meine, Sie wären ein guter Kunde gewesen?«
    Tom war aufgestanden und stellte sich wenigstens diesem Angriff reinen Gewissens: »Ich weiß, daß er überfahren wurde, Madame, und daß der Fahrer geflüchtet ist.«
    »Mehr wissen Sie nicht?« Ihre Stimme war jetzt höher und bebte.
    »Ich weiß, daß es ein Unfall war.« Wenn er doch nur nicht französisch sprechen müßte. Seinem Gefühl nach klang er zu grob. »Dieser Unfall war sinnlos. Falls Sie glauben, Madame, ich hätte… daß ich damit irgend etwas zu tun hätte, dann verraten Sie mir vielleicht warum. Also wirklich, Madame!« Er betrachtete Georges, der sich nach einem Spielzeug bückte. Gauthiers Tod hätte aus einer griechischen Tragödie stammen können. Nein, das stimmte nicht: In griechischen Tragödien geschah nichts ohne Grund.
    Es zuckte um ihre Mundwinkel. Verbittert sagte Simone: »Ich hoffe, nun werden Sie Jonathan nicht mehr brauchen.«
    [334]  »Und wenn doch, werde ich mich nicht an ihn wenden«, erwiderte Tom freundlich. »Wie geht es –«
    Sie fiel ihm ins Wort: »Ich denke, dann sollten Sie sich an die Polizei wenden. Die wären die Richtigen, oder? Aber vielleicht sind Sie ja selbst bei der Polizei? Oder beim amerikanischen Geheimdienst?«
    Simones Sarkasmus war offenbar tief verwurzelt. Sie würde er nie für sich einnehmen können. Tom lächelte dünn, obwohl er gekränkt war. Er hatte in seinem Leben schon Schlimmeres zu hören bekommen, aber in diesem Fall war es besonders schade, weil er Simone so gern für sich gewonnen hätte. »Nein, das bin ich nicht. Ab und zu sitze ich in der Patsche, aber das wissen Sie, glaube ich.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Was ist das, eine Patsche?« meldete sich Georges zu Wort und wandte den blonden Kopf seiner Mutter zu. Er stand dicht bei ihnen.
    Tom hatte das Wort pétrin benutzt, das ihm nicht gleich eingefallen war.
    »Schsch, Georges«, sagte seine Mutter.
    »Doch in diesem Fall müssen Sie zugeben, Madame, daß es gut war, gegen die Mafia anzugehen.« Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich, wollte Tom sie fragen, aber er wollte nicht zu dick auftragen.
    »Monsieur Ripley, Sie sind mir als Mensch in höchstem Maße unheimlich. Mehr weiß ich nicht. Und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie meinen Mann und mich von nun an in Ruhe ließen.«
    Toms Blumen lagen im Flur auf dem Tisch. Keine Vase, kein Wasser.
    [335]  »Wie geht es Jonathan?«

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