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Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition)

Titel: Risiko: Wie man die richtigen Entscheidungen trifft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Gigerenzer
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– sie liegt bei 0,90. Die Wahrscheinlichkeit p(A) ist beispielsweise keine bedingte Wahrscheinlichkeit. Bedingte Wahrscheinlichkeiten werden immer wieder missverstanden, und zwar auf zwei Weisen: Die eine ist die Verwechslung von p(A|B) mit der Wahrscheinlichkeit von A und B; die andere ist die Verwechslung von p(A|B) mit der Wahrscheinlichkeit von B, falls A eingetreten ist, also p(B|A). Diese Verwirrung kann man verringern, indem man bedingte Wahrscheinlichkeiten durch natürliche Häufigkeiten ersetzt. Siehe Natürliche Häufigkeiten .
    Bias-Varianz-Dilemma: Eine statistische Theorie, die den Weniger-ist-mehr-Effekt erklärt, das heißt deutlich macht, wann und warum einfache Heuristiken zu genaueren Vorhersagen führen können als komplexere Verfahren. Die Grundidee ist, dass der Gesamtfehler bei einer Vorhersage aus drei Komponenten besteht:
    Gesamtfehler = Bias 2 + Varianz + Rauschen
    Rauschen ist ein irreduzibler (Mess-)Fehler, während sich die beiden anderen Fehlerarten beeinflussen lassen. Bias ist der Unterschied zwischen mittlerer Schätzung und tatsächlichem Zustand, Varianz die Variabilität (Instabilität) der einzelnen (auf verschiedenen Stichproben basierenden) Schätzungen um deren Mittelwert. Beispielsweise hat 1/N keine freien Parameter und daher nur Bias (unabhängig von spezifischen Stichproben nimmt es immer die gleiche Verteilung vor). Komplexe Modelle mit vielen freien Parametern haben in der Regel weniger Bias, aber dafür mehr Varianz. Zu viel Varianz ist einer der Gründe, warum weniger mehr sein kann.
    Biologisch vorbereitetes Lernen: Ermöglicht stellvertretendes Lernen in gefährlichen Situationen, in denen persönliche Erfahrung tödlich wäre. Biologisch vorbereitete Objekte (oder Situationen) waren einst in der menschlichen Evolutionsgeschichte gefährlich – zum Beispiel Schlangen, Spinnen und Dunkelheit. Wenn ein Kind beobachtet, wie jemand angesichts eines biologisch vorbereiteten Objekts Furcht zeigt, wird diese Furcht oft in einer einzigen Beobachtung erworben. Beispielsweise ist bei manchen Arten die Furcht vor Giftschlangen nicht angeboren, aber das Konzept einer Schlange biologisch vorbereitet. Die Furcht vor Schlangen wird durch die Beobachtung erworben, dass jemand anderer sie zeigt. Bei biologisch nicht vorbereiteten Objekten wie Schusswaffen findet dieses schnelle Lernen nicht statt. In modernen Lebenswelten, in denen das (einst gefährliche) Objekt keine Gefahr mehr darstellt, kann uns biologisch vorbereitetes Lernen die Furcht vor den falschen Dingen eingeben.
    Blickheuristik: »Fixiere das Objekt, und passe deine Geschwindigkeit so an, dass der Blickwinkel konstant bleibt.« Eine schnelle und einfache Heuristik zur Steuerung von Bewegungsabläufen, wie etwa sicher zu landen, Bälle zu fangen oder Objekte im Raum abzupassen.
    Defensives Entscheiden: Eine Person oder Gruppe hält A für die beste Option, entscheidet sich aber für die weniger gute Option B, um sich für den Fall zu schützen, dass etwas schiefgeht und sie zur Verantwortung gezogen werden könnte. Diese Form des Selbstschutzes (»S«) gehört zum SIC-Syndrom, einem zentralen Dilemma des modernen Gesundheitswesens. Siehe SIC-Syndrom .
    Design: Eine der drei Interpretationen der Wahrscheinlichkeit (neben relativer Häufigkeit und Überzeugungsgrad ). Nach dieser Interpretation geht es bei der Wahrscheinlichkeit um die Konstruktion, nicht um das Zählen (wie bei relativen Häufigkeiten). Beispielsweise sind elektronische Spielautomaten für eine bestimmte Gewinnwahrscheinlichkeit programmiert. Das Design wird auch als Propensität bezeichnet. Historisch geht diese Interpretation auf das Glücksspiel zurück, etwa die Konstruktion von Würfeln und Rouletterädern.
    Diversifizierung: Ein Prinzip der Ressourcenallokation. Es geht darum, den Schaden zu vermeiden, der droht, wenn man alles auf eine Karte setzt. Bei Geldanlagen ist 1/N eine einfache Diversifizierungsheuristik, während das Minimum-Varianz-Portfolio eine komplexe Optimierungsmethode ist.
    Doppelzüngigkeit: Ein Trick, um den Nutzen eines Medikaments (einer Behandlung) größer und den Schaden kleiner erscheinen zu lassen. Meist wird der Nutzen in Form relativer Risiken (große Zahlen) und der Schaden in Form absoluter Risiken (kleine Zahlen) angegeben. Stellen Sie sich beispielsweise ein Arzneimittel vor, das die Sterblichkeit durch Schlaganfall von 2 auf 1 von 100 Patienten senkt, aber die Sterblichkeit durch Krebs von 1 auf 2 von 100 erhöht.

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