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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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wieder einzelne Steine und sprangen polternd ins Tal. Schließlich näherten sie sich dem steil in den blauen Himmel aufragenden Felsturm.
    Sie hatten inzwischen Jacke und Hemd geöffnet. Der Schweiß lief ihnen aus allen Poren. Oberhauser hinkte, aber sie kamen trotzdem gut voran. An einem kleinen Bach mit klarem Bergwasser legten sie eine Pause ein und erfrischten sich. Oberhauser machte Smythe ein Kompliment wegen seiner guten Kondition. Knapp und nicht gerade wahrheitgemäß antwortete Major Smythe, alle britischen Soldaten seien stets top-fit. Dann machten sie sich wieder auf den Weg. Der Felshang war nicht schwierig. Das hatte Major Smythe schon vorher gewußt - sonst wäre es nicht möglich gewesen, oben auf dem Sattel die Schutzhütte zu errichten. In den Stein waren Tritte geschlagen, und gelegentlich steckten noch Eisen in Felsspalten. Die schwierigeren Übergänge hätte er aber nicht allein gefunden. Jetzt war er froh, einen erfahrenen Bergführer mitgebracht zu haben.
    Einmal löste sich unter Oberhausers tastender Hand ein Steinbrocken, den viele Jahre Frost und Schnee gelockert hatten. Er sauste hinab in die Tiefe. Da fiel Major Smythe das Problem des Lärms ein.
    »Sind hier eigentlich viele Leute in der Nähe?« fragte er, während er den Steinbrocken zwischen den obersten Bäumen verschwinden sah.
    »Keine Menschenseele zwischen hier und Kufstein«, antwortete Oberhauser mit einer weit ausholenden Handbewegung. »Keine Weiden. Kaum Wasser. Nur Bergsteiger kommen hier rauf. Und seit Ausbruch des Krieges...« Er verschluckte das Ende des Satzes.
    Sie umgingen den bläulich schimmernden Gletscher und stiegen das letzte Stück zum Sattel hinauf. Major Smythe maß mit den Blicken die Breite und Tiefe der Spalten, in die er von oben hineinsah. Es mußte reichen! Genau oberhalb, etwa dreißig Meter über der Felskante, waren die verwitterten Balken der alten Schutzhütte zu erkennen. Major Smythe schätzte die Neigung des Geländes ab - es war ein fast senkrechter Absturz. Wann?
    Jetzt oder lieber später?
    Er entschied sich für später, weil der letzte Quergang ihm nicht ganz klar war.
    Nach genau fünf Stunden erreichten sie die Hütte. Major Smythe entschuldigte sich mit einem menschlichen Bedürfnis und spazierte langsam die Felskante entlang nach Osten. Dabei hatte er keinen Blick für das atemberaubende Panorama der österreichischen und bayerischen Bergwelt, das sich nach beiden Seiten bis in die nebelhafte Ferne erstreckte. Sorgfältig zählte er die Schritte. Nach genau hundertzwanzig Schritten stand er vor einem Steinhaufen - vielleicht dem Andenken an einen abgestürzten Bergsteiger. So sah es auf den ersten Blick aus. Aber Major Smythe wußte es besser. Es juckte ihn in den
    Fingern, die Steine gleich an Ort und Stelle auseinanderzureißen. Er widerstand diesem Impuls, zog seine Webley & Scott heraus, warf einen Blick durch den Lauf und ließ die Trommel rotieren. Dann ging er zu dem Bergführer zurück. Hier in einer Höhe von dreitausend Metern oder mehr war es kalt. Oberhauser war schon in die Hütte gegangen und legte ein Feuer an. Major Smythe hatte Mühe, sich seinen Schrecken nicht anmerken zu lassen.
    »Oberhauser!« rief er gutgelaunt. »Kommen Sie heraus, und erklären Sie mir mal die Gegend! Einen herrlichen Blick hat man von hier!«
    »Sicher, Herr Major.« Oberhauser verließ hinter Major Smythe die Schutzhütte. Er griff in seine Hüfttasche und zog etwas in Papier Eingewickeltes hervor. Er schlug das Papier beiseite - es war eine runzelige Hartwurst.
    »Es ist nur eine ganz einfache Wurst«, sagte er schüchtern. »Wir nennen sie >Soldat<. Geräuchert. Hart, aber sie schmeckt gut.« Er lächelte. »So ähnliche Würste essen Sie auch immer in den Wildwest-Filmen. Wie heißen sie doch?«
    »Biltong«, antwortete der Major. »Lassen Sie sie in der Hütte, wir essen sie nachher. Kommen Sie zu mir her! Kann man von hier aus Innsbruck sehen? Was sind das für Berge?« Oberhauser verschwand hastig in der Hütte und kam sofort wieder zum Vorschein. Während er redete und hier einen Gipfel, dort einen spitzen Kirchturm erklärte, hielt sich der Major dicht hinter ihm.
    Dann standen sie genau oberhalb des Gletschers. Major Smythe zog seinen Revolver und feuerte aus einer Entfernung von einem halben Meter zweimal auf Oberhausers Genick. Die Wucht der beiden Treffer riß den Bergführer nach vorn über die Felskante. Major Smythe beugte sich vor. Oberhausers Körper schlug nur zweimal auf

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