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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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seine Verdienste die selten verliehene Militärauszeichnung eines Officer of the British Empire.
    Gegen Kriegsende wurde dann vom Secret Service und dem Gemeinsamen Hauptquartier die Sondereinheit MOB gebildet. Major Smythe war vorübergehend mit den Rangabzeichen eines Lieutenant-Colonel versehen und mit der Bildung einer Sondereinheit beauftragt worden, die nach dem Zusammenbruch der Deutschen die Verstecke der Gestapo und der Abwehr auszuräumen hatte.
    Davon erfuhr der amerikanische OSS und bestand auf einer Beteiligung an der Aktion. Die Folge war, daß nach dem Waffenstillstand nicht eine, sondern sechs derartige Einheiten die Arbeit in Deutschland und Österreich aufnahmen. Jede der zwanzig Mann starken Gruppen verfügte über einen Panzerspähwagen, sechs Jeeps, einen Funkwagen und drei Lastwagen. Die Leitung lag bei einer anglo-amerikanischen Kommandostelle im Alliierten Oberkommando, von der sie auch die Einsatzbefehle erhielten.
    Major Smythe war stellvertretender Kommandeur des Sonderkommandos A, dem Tirol zugeteilt worden war. Von dort aus gab es zahlreiche Fluchtwege nach Italien; deshalb wimmelte es in den schwer zugänglichen Gebirgstälern von Leuten, hinter denen das MOB her war.
    Die Sache war wirklich ein Kinderspiel, wie Major Smythe gesagt hatte. Alles lief ohne einen einzigen Schuß ab. Bis auf die beiden Schüsse, die Major Smythe persönlich abgab...
    James Bond fragte beiläufig: »Sagt Ihnen der Name Hannes Oberhauser etwas?«
    Major Smythe legte die Stirn in angestrengte Falten, »Nicht daß ich wüßte.« Es war fünfundzwanzig Grad im Schatten; aber er fröstelte.
    »Dann möchte ich Ihrem Gedächtnis etwas nachhelfen. An dem Tag, als Ihnen die Dokumente zur Durchsicht übergeben wurden, erkundigten Sie sich im Hotel Tiefenbrunner nach dem besten Bergführer. Man verwies Sie an Oberhauser. Am Tage darauf baten Sie Ihren Chef um einen Tag Urlaub. Er wurde gewährt. Sehr früh am folgenden Morgen gingen Sie zum Haus des Bergführers, verhafteten ihn und fuhren mit ihm in Ihrem Jeep weg. Erinnern Sie sich wieder?«
    Diese Phrase von »Gedächtnis etwas nachhelfen«! Wie oft hatte Major Smythe sie selbst bei Verhören benutzt. Immer mit der Ruhe! sagte er sich. Du weißt seit Jahren, daß so etwas auf dich zukommen würde. Major Smythe schüttelte zweifelnd den Kopf. »Nein, leider nicht.«
    James Bond zog ein dünnes, in blaues Leder gebundenes Notizbuch aus der Tasche und blätterte darin. Dann sah er von den Seiten auf. »Damals waren Sie mit einer Webley & Scott 0,45 bewaffnet. Sie trug die Seriennummer 8967/362.«
    »Ja, es war eine Webley. Verdammt unhandliches Ding. Hoffentlich habt ihr heutzutage etwas Praktischeres - eine Luger oder eine schwere Beretta. Die Nummer ist mir allerdings nie aufgefallen.«
    »Sie stimmt aber«, erklärte James Bond. »Das Hauptquartier hat mir das Datum der Ausgabe an Sie und auch das Datum genannt, an dem Sie die Waffe wieder ablieferten. Sie haben beidemale gegengezeichnet.«
    Major Smythe zuckte die Achseln. »Na schön, dann wird's wohl meine Waffe gewesen sein.« Er bemühte sich, seiner Stimme einen gereizten, ungeduldigen Klang zu geben. »Aber darf ich vielleicht fragen, was das alles soll?«
    James Bond sah ihn leicht verwundert an. Beinahe freundlich sagte er: »Das wissen Sie doch selbst am besten, Smythe.« Er hielt inne und schien nachzudenken. »Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Smythe: Ich gehe in den Garten und gebe Ihnen fünf oder zehn Minuten Bedenkzeit. Wenn Sie soweit sind, rufen Sie mich.« Sehr ernst fügte er hinzu: »Mir wäre es lieber, die ganze Geschichte noch einmal von Ihnen selber zu hören.« Smythe starrte ihm nach, wie er zur Gartentür ging. Am Ausgang drehte sich Bond noch einmal um. »Ich fürchte, Ihre Aussage ist nur noch eine reine Formsache. Ich habe mich gestern in Kingston ausführlich mit den Gebrüdern Fu unterhalten.« Dann trat er auf den Rasen hinaus.
    In gewisser Hinsicht fühlte sich Major Smythe erleichtert. Jetzt war die Nervenprobe vorbei. Er brauchte keine Alibis und keine Ausreden mehr zu erfinden. Wenn dieser Bond mit einem der Brüder Fu gesprochen hatte, dann wußte er alles. Keiner der beiden wollte es sich mit der Regierung verderben, und außerdem waren nur noch knapp zwanzig Zentimeter von dem Zeug übrig. Major Smythe stand hastig auf, trat an das Barschränkchen und goß sich viel Brandy und wenig Ginger Ale ein. Genieße, solange du noch kannst, sagte er sich. In Zukunft wird es keinen

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