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Riskante Weihnachten

Riskante Weihnachten

Titel: Riskante Weihnachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Ross
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gezweifelt hatte. Er fand nur Entschlossenheit auf den Gesichtern der Soldaten, deren Familien auf sie warteten und die selbst ungeduldig auf ihren Rückflug nach Deutschland gewartet hatten. Er schluckte hart und fuhr sich über die Augen.
    »Verdammt, ist das staubig hier«, beschwerte er sich, um von seinen wahren Gefühlen abzulenken. »Ich rede mit dem Oberst. Mehr als rausschmeißen kann er mich nicht.«

4
    Joss Rawiz trommelte den Takt eines Weihnachtsliedes auf dem Lenkrad seines Toyotas mit. Der Widerspruch zwischen Rudi, dem Rentier mit der roten Nase, dessen Geschichte aus seinem MP3-Player erklang, und dem Straßenbild von Kunduz passte zu seiner zwiespältigen Stimmung. Eigentlich war er froh, hier zu sein, und dennoch wäre er lieber woanders. Sehr logisch. Wieder fragte er sich, warum er die Einladung seines Bruders, Weihnachten mit ihm und seiner Familie zu verbringen, abgelehnt hatte, obwohl er die Antwort kannte. So sehr er seinen kleinen Neffen auch liebte, wäre er sich inmitten der glücklichen Paare und Familien wie ein Außenseiter vorgekommen. Auch wenn es niemand absichtlich darauf anlegte, wurde ihm bei solchen Gelegenheiten immer wieder bewusst, dass in seinem Leben etwas fehlte. Außerdem war die Beziehung zwischen ihm und seinem Bruder etwas speziell, um es einigermaßen neutral auszudrücken. Kurze Besuche waren in Ordnung, aber Familienfeste die Hölle. Da konnte er ebenso gut arbeiten, auch wenn das hieß, die Weihnachtstage in Kunduz mit der Suche nach einem einflussreichen Drogenhändler zu verbringen, während seine Anwaltskollegen glaubten, er wäre auf einer Kreuzfahrt in der Karibik. Das war dann ein Unterschied von ungefähr vierzig Grad Celsius. In der Karibik hätte er ein traumhaftes Wetter, in Kunduz herrschten nachts Minusgrade im zweistelligen Bereich. Wenigstens passten die Temperaturen besser zu Weihnachten als Palmen und Strand. Er musste eben für Kleinigkeiten dankbar sein.
    Fluchend riss er das Lenkrad herum, als ein Pickup auf ihn zuraste. Der Fahrer schien auf eine Art eingebaute Vorfahrt zu vertrauen. Seine schnelle Reaktion brachte den Toyota ins Schleudern, aber auch an dem unerwarteten Hindernis vorbei. Joss trat mit voller Kraft auf die Bremse, und sein Wagen kam quer auf der Kreuzung endgültig zum Stehen. Der Pickup hatte nicht so viel Glück gehabt und war gegen einen Steinhaufen geknallt, der aus unverständlichen Gründen am Straßenrand aufgeschichtet war. Einfach weiterfahren wäre sinnvoll gewesen, kam aber nicht in Frage. Vor sich hin fluchend sprang Joss aus dem Wagen.
    Der Fahrer des Pickups stieß die Tür auf und schien unverletzt.
    »Hey, alles in Ordnung bei Ihnen?«
    Der Mann nickte. Blieb die Frage, was mit dem Beifahrer war. Rasch ging Joss auf das Fahrzeug zu und erstarrte, als er einen ungehinderten Blick auf die Ladefläche werfen konnte. Dort lag ein bewusstloser oder toter Mann. Auf dem Tarnanzug erkannte er die deutsche Flagge. Alarmiert fuhr Joss herum, als er den Zusammenhang begriff. Zu spät. Ein Gewehr wurde ihm ins Genick gepresst. »Das hättest du besser nicht gesehen. Nenn mir einen Grund, dich am Leben zu lassen.«
    Paschtu war Joss’ Muttersprache, und daneben verstand und sprach er noch sämtliche anderen afghanischen Dialekte, aber dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich als Afghane auszugeben, als Amerikaner waren seine Überlebenschancen deutlich besser. »Ganz ruhig. Ich bin amerikanischer Reporter. Meine Zeitung hängt an mir und würde bestimmt einiges dafür bezahlen, wenn ich weiter für sie schreibe.«
    Unauffällig wich Joss zurück und versuchte, einen weiteren Blick auf den braunhaarigen Soldaten zu erhaschen. Der Verletzte blinzelte, und ein benommener Blick aus blauen Augen traf Joss. Er war sich nicht sicher, aber der Soldat kam ihm bekannt vor. Stöhnend wälzte sich der Mann auf die Seite und verlor wieder das Bewusstsein. Vermutlich das Beste, was ihm im Moment passieren konnte. Die tiefe Wunde an seiner Taille sah nicht gut aus.
    »Amerikaner?«, erkundigte sich einer der Afghanen.
    Joss nickte und brachte sich einen Schritt dichter an den Mann mit dem Gewehr ran. Kampflos würde er sich nicht ergeben. »Der Soldat braucht Hilfe, tot wird er Ihnen nichts nützen.«
    »Stimmt. Du wirst die Gelegenheit erhalten, ihm zu helfen.« Ehe Joss begriff, was das zu bedeuten hatte, landete der Gewehrkolben auf seinem Hinterkopf und er halb bewusstlos mit dem Gesicht im Straßendreck. Er hätte die Einladung

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