Riskante Weihnachten
mich.«
Als Bennie widersprechen wollte, zog Wolf ihn kurzerhand weg.
Mike neigte in einer entschuldigenden Geste den Kopf vor dem Händler. »Die Angst um Andi lässt ihn unbeherrscht und ungerecht reagieren. Ich entschuldige mich für sein Benehmen und danke Ihnen für das Angebot.« Mike brauchte nur die Hand auszustrecken, sofort reichte ihm Wolf Papier und einen Kugelschreiber. Jetzt machte es sich bezahlt, dass Andi darauf bestanden hatte, dass jedes Teammitglied mit einem Satellitenhandy ausgerüstet worden war. »Dies ist die Nummer meines Handys. Ich bin darüber Tag und Nacht erreichbar. Können wir noch irgendetwas für Sie tun?«
»Nein. Vertrauen Sie auf die Stärke Ihres Freundes.« Ein Lächeln zeigte sich auf dem Gesicht des Afghanen. »Oder auf Ihren Gott.«
»Danke«, stieß Mike hervor und sah dem Afghanen nach, bis er ihn in der Menge der umherirrenden Menschen aus den Augen verlor.
Wolf ließ den Jeep einige Meter rollen, stoppte und stieg aus. Er rüttelte am Vorderreifen und schüttelte schließlich den Kopf. »Den können wir vergessen, der muss abgeschleppt werden. Wir nehmen unseren, der steht ein Stück weiter die Straße herunter und müsste jetzt wieder frei zugänglich sein.«
»Dann lass uns hier verschwinden.«
»Hey, Sekunde, Leute.«
Der dunkelhäutige Amerikaner, der Mike vor einer halben Ewigkeit geholfen hatte, sprintete auf sie zu. »Was hattet ihr eben mit Hassan Kazim zu tun?«
»Meinen Sie den Händler, mit dem ich eben gesprochen habe?«
»Ja, genau. Der wechselt normalerweise keine zwei Worte mit uns.« Der Amerikaner kniff die Augen leicht zusammen. »Ich vermisse bei euch das Einheits- und die Namensabzeichen. Special Forces?«
Es hatte wenig Sinn, ihre Zugehörigkeit zum KSK zu leugnen, zumal auch der Amerikaner keinerlei Abzeichen trug. »Ja, aber wieso ist das wichtig? Und wieso ist es wichtig, dass wir mit Kazim gesprochen haben?«
»Weil der Mann verdammt einflussreich ist und einen guten Ruf in der Gegend hat. Ehre geht ihm über alles.«
Vielleicht war das Angebot des Händlers dann genau das Wunder gewesen, auf das Mike gewartet hat. Da der Amerikaner sich in Kunduz offenbar hervorragend auskannte, entschloss sich Mike zur Offenheit. »Was würden Sie dazu sagen, dass er uns helfen will, unseren Boss zurückzubekommen?«
Der Sergeant stieß ein heiseres Lachen aus. »Dann glaube ich wieder an die Weihnachtsgeschichte. Aber ich hoffe, er hat Erfolg, und ihr findet euern Boss. Wenn ihr mich fragt, waren das örtliche Kriminelle, die leider zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Aus ihrer Sicht. Wenn sie herausfinden, wer ihnen da in die Hände gefallen ist, und ihn an die Taliban verkaufen, habt ihr ein Problem. Wisst ihr irgendwas, was bei der Suche nach den Kerlen helfen könnte?«
»Das Kennzeichen und den Wagentyp.«
»Das ist doch schon was. Ich arbeite eng mit der afghanischen Polizei zusammen. Versprechen kann ich nichts, aber gib mir die Daten und einen Tipp, wie ich euch erreichen kann. Ich melde mich, wenn ich was erfahre.«
Mike hasste den Gedanken, Andi zurückzulassen, doch sie hatten keine Wahl, sie mussten wieder ins Camp.
Als sie ihr Zelt erreicht hatten, war die Stimmung immer noch sehr gedrückt. Jeder von ihnen wusste, wie unwahrscheinlich es war, Andi zu retten. In gut einer halben Stunde würde die Fahrt zum Flughafen anstehen. Mike hielt wieder die Kette in der Hand. Seine Männer schienen auf etwas zu warten, aber zum ersten Mal während ihrer gesamten Zusammenarbeit konnte er ihre Reaktion nicht genau vorhersagen. »Der Konvoi zum Flughafen startet gleich«, begann er.
Wolf klappte sein Notebook zu. »Interessiert mich nicht. Ich habe gerade zu Hause Bescheid gesagt, dass sich unsere Rückkehr verspätet.«
Matz gähnte und verstaute sein privates Smartphone in seinem Rucksack. »So ein Zufall: ich auch.«
Damit blieben noch Bennie und Doc, deren Mienen aber für sich sprachen. Bennie zeigte auf die Kette in Mikes Hand. »Das Missionsziel ist klar: Wir müssen zusehen, dass Andi dies seiner Anna pünktlich unterm Tannenbaum gibt, sonst hätte sich dieser Mist nicht wirklich gelohnt. Wenn es Ärger gibt, verbringen wir eben unseren Urlaub hier. Da wir offiziell sowieso nicht in Kunduz sind, dürfte das kein Problem sein. Aber wie kommen wir an eine vernünftige Ausrüstung heran?«
Die Antwort wusste Mike selbst nicht, aber der wichtigste Punkt war geschafft, und er fragte sich, wieso er eigentlich an den Männern
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