Riskante Weihnachten
es?«, fragte er auf Englisch.
»Ich habe nichts abbekommen, aber Sie haben meinen Boss entführt. Wir müssen …«
Der dunkelhäutige Sergeant legte ihm mitfühlend eine Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, im Moment können wir nichts machen. Wir haben keine Fahrzeuge und keine Helis. Die werden gebraucht, um die Verletzten ins Krankenhaus zu bringen. Das muss warten. Erst mal kümmern wir uns um Ihre Wunde am Kopf.«
»Was?« Mikes Hand fuhr zur Schläfe. Überrascht sah er das Blut an seinen Fingern. Wenigstens wusste er jetzt, woher die Benommenheit kam. »Das ist nichts, geht schon. Wir können nicht warten. Wenn wir sie jetzt nicht verfolgen, ist es zu spät.«
»Ich weiß. Tut mir leid, Buddy.«
Der Amerikaner half ihm hoch. Mike lehnte sich gegen den Jeep und umklammerte dabei die Kette so fest, dass es schmerzte. Die Amerikaner übernahmen es, eine gewisse Ordnung wiederherzustellen. Zivile und militärische Krankenwagen zwängten sich mit heulenden Sirenen über die holprigen Straßen, aber auch normale Wagen wurden als Krankentransporte zweckentfremdet.
Der Besitzer des Esels führte das Tier am Strick und blieb vor Mike stehen. Wieder verstand er nicht, was der Afghane ihm sagte, aber als der Mann ihm einen Zettel reichte, begriff Mike sofort, worum es sich handelte. Der Afghane hatte das Kennzeichen und den Typ des Pickups notiert, in dem Andi entführt worden war.
»Danke. Vielen Dank«, brachte Mike auf Deutsch hervor. Seine rudimentären Sprachkenntnisse waren wie weggeblasen, aber der Afghane verstand ihn auch so und verabschiedete sich mit einem aufmunternden Schulterklopfen.
Das Warten machte Mike wahnsinnig. Die anderen Fahrzeuge versperrten den Weg, zu Fuß käme er nicht weit. So sehr es ihm auch widerstrebte, er musste Geduld haben, bis die Straßen wieder frei waren. Solange konnte er nichts tun. Die Amerikaner hatten die Lage im Griff, dort würde er nur stören.
»Mike?« Wolfs Stimme riss ihn aus den Grübeleien, aber die Erleichterung, dass er nicht länger alleine war, brachte ihn fast zum Zusammenbrechen. »Mensch, Mike, setz dich hin. Du siehst aus, als ob du gleich umkippst. Wo ist Andi?«
Langsam rutschte Mike am Jeep herunter. Ihr komplettes Team hatte um ihn herum Stellung bezogen. Er brachte kein Wort hervor, erst als Wolf ihn fest an den Schultern packte, bekam er sich in den Griff. »Es hat Andi ziemlich erwischt. Aber er lebt, das heißt, ich weiß es eigentlich nicht, aber er muss leben, sonst hätten ihn die Mistkerle nicht entführt.«
»Hauptsache, er lebt. Wir holen ihn zurück, Mike. Komm schon. Wenn Doc mit dir fertig ist, überlegen wir uns, was wir machen.«
»Ich brauche nicht Doc, sondern …« Fast hätte Mike gesagt, dass sie ein Wunder benötigten, um Andi wiederzufinden, aber im letzten Moment schluckte er die Worte herunter und ließ sich von ihrem Sanitäter Alexander, den sie Doc nannten, widerspruchslos versorgen. Anscheinend war er bei der Explosion stärker als gedacht mit dem Boden oder dem Jeep kollidiert, aber Mike verschwieg Doc sicherheitshalber seine Sehstörungen, die bereits besser wurden, und seine Schwindelgefühle. Solange er sich auf den Beinen halten konnte, war alles in Ordnung. Er ignorierte Docs drängende Fragen und seine misstrauische Miene.
»Sir?«
Mike hätte den Ruf beinahe überhört, dann erkannte er den Händler, bei dem Andi die Kette gekauft hatte. Der Mann hatte offenbar mit ihm reden wollen, war aber von Bennie, ihrem jüngsten Teammitglied, daran gehindert worden. Auch jetzt sah Bennie aus, als ob er auf den Afghanen losgehen wollte. »Bennie, halt dich zurück, sonst bekommst du Ärger mit mir.«
Mike drängte sich an Bennie vorbei. »Können wir Ihnen helfen? Ich hoffe, Sie sind nicht verletzt. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann sehen wir, was wir für Sie tun können.«
Ein undefinierbarer Ausdruck huschte über das Gesicht des Mannes. »Sie sind sehr großzügig, genauso wie Ihr Freund. Ich hab gehört, was geschehen ist. Haben Sie eine Telefonnummer, unter der ich Sie erreiche? Ich werde herausbekommen, wer die Männer sind. Und wenn ich ihre Namen kenne, weiß ich auch, wo Sie diese Verbrecher finden können.«
Bennie gab ihm einen heftigen Stoß und hätte ihn dadurch fast zur Seite geschubst. »Du wirst ihm doch nicht glauben! Der steckt garantiert mit den Kerlen unter einer Decke und lockt uns in einen Hinterhalt.«
Mike fuhr zu ihm herum. »Halt die Klappe, du beleidigst sowohl ihn als auch
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