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Ritter des dunklen Rufes

Ritter des dunklen Rufes

Titel: Ritter des dunklen Rufes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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wieder zurückgekehrt. Aber Gold war seltener als eine tugendsame Frau.
    Ruad hievte sich in den Sattel und lenkte die alte Stute den Pfad zwischen den Kiefern hinab. Der Ritt dauerte zwei Stunden, und der Anblick der weißen, steinernen Gebäude von Mactha bereitete ihm kein Vergnügen. Er winkte den Wachposten am Nordtor zu und ritt weiter zu dem Mietstall, der Hyam gehörte. Der alte Mann saß am Zaun der Koppel und verhandelte vehement mit einem nomadischen Händler.
    Ruad sattelte die Stute ab und führte sie an die Heuschütte. Dann striegelte er ihr den Rücken und kehrte zum Zaun zurück, wo die Debatte immer hitziger wurde.
    »Warte! Warte«, sagte Hyam und fuchtelte mit seinen schmalen Fingern vor dem Gesicht des Nomaden herum. »Wir wollen es diesem Reisenden überlassen.« Er wandte sich Ruad zu und winkte. »Werter Herr, seid so freundlich und begutachtet diese beiden Pferde dort am Zaun und sagt mir Eure ehrliche Meinung, was sie wert sind. Was immer Ihr auch sagt, ich werde mich daran halten.«
    Ruad warf einen Blick auf Hyams Finger, die sich rasch in der alten Zeichensprache bewegten. Der untersetzte Handwerker schlenderte zu dem ersten Tier hinüber, einem nussbraunen, siebzehn Handbreit hohen Hengst, der etwa acht Jahre alt war. Er fuhr mit den Händen über die starken Beine und die Flanken und wandte sich dann dem Wallach zu. Dieser war etwa sechzehn Handbreit groß und vielleicht fünf Jahre älter als der Hengst. Er wies verschiedene Anzeichen für einen schwachen Rücken auf. Hyam hatte vierzig halbe Silberstücke für beide zusammen signalisiert.
    »Ich würde sagen, achtunddreißig halbe Silberstücke«, erklärte Ruad.
    »Ihr ruiniert mich!« quiekte Hyam, auf der Stelle hüpfend. »Wie kann so etwas einem ehrlichen Mann nur passieren?«
    »Ihr habt Euch einverstanden erklärt, Euch nach der Entscheidung dieses Mannes zu richten«, erinnerte der Nomade ihn. » Und obwohl es fünf Halbstücke mehr sind, als ich angeboten habe, akzeptiere ich.«
    »Der Himmel hat sich gegen mich verschworen«, meinte Hyam kopfschüttelnd. »Aber ich habe mich durch meine eigene Dummheit selbst in die Falle gelockt. Ich dachte, dieser Mann verstünde etwas von Pferden. Nehmt sie, Ihr habt ein besseres Geschäft gemacht, als Ihr Euch träumen lasst.«
    Der Mann grinste und zählte das Geld ab, dann führte er die Pferde aus der Koppel. Hyam steckte das Silber in seine Gürtelbörse und setzte sich grinsend.
    »Du bist ein Schuft«, erklärte Ruad. »Der Hengst hat eine Sehnenentzündung, er kann übermorgen anfangen zu lahmen. Und der Wallach? Er hat überhaupt kein Feuer in sich.«
    »Das ist auch nicht verwunderlich«, antwortete der alte Mann leise. »Er stammt aus dem Stall des Herzogs, und der behandelt seine Pferde nicht gut.«
    »Wie ist das Leben für dich, Hyam?«
    »Es könnte immer besser sein«, erwiderte Hyam und fuhr sich mit der Hand durch das dünner werdende weiße Haar. »Aber es kommen schlimme Zeiten.«
    »Nach deiner Ansicht – und der aller Pferdehändler – sind die Zeiten immer schlecht«, meinte Ruad lächelnd.
    »Das kann ich nicht leugnen, Ruad, mein Freund. Aber diesmal ist es anders, glaub mir. Die Zahl der Bettler ist seit deinem letzten Besuch gestiegen. Und die Huren? Die ganze Stadt wimmelt vor Huren. Vor zehn Jahren hätte ich mich nicht darüber beklagt, aber jetzt? Jetzt sehe ich das anders. Viele davon sind gute Frauen, die ihren Mann oder ihr Heim verloren haben. Geh die Straßen der Händler entlang und sieh dir die geschlossenen Geschäfte und die verrammelten Fenster an. Und der Preis für Sklaven fällt – das ist nie ein gutes Zeichen. Die Bettler kämpfen um die besten Plätze, und die Zahl der Einbrüche hat sich seit letztem Jahr verdoppelt.«
    »Unternimmt der Herzog denn nichts dagegen?«
    Hyam räusperte sich und spie aus. »Was kümmert ihn Mactha? Ich höre Neuigkeiten aus dem ganzen Reich des Herzogs. Er hat fast überall die Steuern verdoppelt. Die Bauern müssen ihm zwei Zehnt ihrer Ernte abgeben oder von ihren Jährlingen. Und da die meisten Bauern ihr Land von den Adeligen gepachtet haben, bleiben ihnen noch ungefähr ein Zehnt, um ihre Familien zu ernähren und für das nächste Jahr vorzusorgen.«
    Einige Männer hatten sich eingefunden, um die Pferde zu begutachten. Hyam gab Ruad ein Zeichen zu schweigen, und sie setzen ihr Gespräch in der Zeichensprache fort.
    »Irrsinn liegt in der Luft, mein Freund. Der Herzog hat letzten Monat drei Männer

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