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Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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zu.
    »Nein!«, schrie Larssen entsetzt.
    Von Brast war nichts mehr zu sehen, der Abgrund hatte ihn verschlungen.
    Larssen lauschte angestrengt ins Dunkel, aber sein hämmernder Herzschlag und seine keuchenden Atemzüge übertönten alles. Ungezählte Sekunden verrannen, bis er sich, von düsteren Ahnungen getrieben, ganz langsam umwandte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf eine Schimäre, die aus einer fremden Welt stammen musste.

71
    Rheinbeck saß im abgedunkelten Wohnzimmer von Winifred Kraus und wiegte sich in dem alten, durch die steile Rückenlehne nicht sonderlich bequemen Schaukelstuhl. Ein wahres Glück, dass ihn niemand sehen konnte! Er gab vermutlich eine ziemlich komische Nummer ab, wie er hier in voller Montur samt Kevlar-Weste, umgeben von Häkeldeckchen und neckischen Püppchen im Dunkel saß, alles getreu seinem Auftrag, eine alte Lady zu bewachen! Oh Mann, oh Mann!
    Sooft der Sturm an dem großen alten Haus rüttelte, ächzten und stöhnten die Dielenbretter und die Fensterläden, aber wenigstens gab die alte Lady jetzt Ruhe, ihr lauter, empörter Protest aus dem Keller war verstummt. Sie hatten sie ja nicht aus reinem Übermut im Keller eingeschlossen, sondern weil sie dort am besten vor dem Tornado geschützt war.
    Er saß nun schon seit Stunden hier herum, obwohl es inzwischen lange nach Mitternacht war. Wieso brauchten Sheriff Hazen und seine Männer eigentlich so lange? Sicher hatten sie den Mörder längst umstellt, aber wer weiß, vielleicht hatte der Kerl eine Geisel genommen? Rheinbeck hatte solche Situationen schon ein paarmal miterlebt und wusste aus Erfahrung, dass sich so etwas endlos lange hinziehen kann.
    Der Funkkontakt zu Hazen war abgerissen. Der Tornado hatte in der ganzen County gewütet, auch Deeper war offenbar schlimm betroffen. Rheinbeck hätte im Notfall nicht mal eine Chance gehabt, eine Ambulanz oder einen Arzt für die alte Lady anzufordern.
    Himmel, Arsch und Zwirn, warum hatten sie diesen beschissenen Job ausgerechnet ihm zugeschustert?
    Ein schrilles Geräusch, und gleich darauf hörte Rheinbeck Glas scheppern. Er war im Nu auf den Beinen und suchte die Wohnzimmerfenster ab. Es dauerte eine Weile, bis er dahinter kam, dass ein splitternder Ast eine Scheibe erwischt hatte. Bei dem strömenden Regen bildete sich schnell eine Wasserlache auf dem Fußboden, und der eiskalte Wind pfiff nun ungehemmt durchs ganze Haus. Also wirklich, diese Nacht hatte es in sich! Rheinbeck rückte den Schaukelstuhl in eine Ecke und machte es sich bequem.
    Kurz darauf fing die Propangaslampe zu flackern an. Er runzelte finster die Stirn und verfluchte im Stillen den Idioten, der zu faul gewesen war, den Tank der Lampe rechtzeitig aufzufüllen. Wenn das ohnehin spärliche Licht erlosch, wurde es im zugigen Wohnzimmer verdammt ungemütlich.
    Zufällig fiel sein Blick auf den gemauerten Wandkamin. Warum sollte er sich, wenn er sich die Nacht um die Ohren schlagen musste, nicht den Luxus eines warmen Kaminfeuers gönnen? Streichhölzer lagen auf dem Sims bereit, die Lüftung war mehr als vorzüglich, und zum Anzünden musste er nur die Zeitung von gestern zerknüllen. Und siehe da, nach ein paar Minuten loderte im Kamin ein anheimelndes Feuerchen!
    Als es so richtig gemütlich geworden war, fiel ihm die alte Lady im Keller ein. Es war ihm nicht leicht gefallen, sie dort einzuschließen. Aber sie hatten es eben mit einer Tornadowarnung zu tun, da durften sie kein Risiko eingehen. Er konnte sich lebhaft vorstellen, dass Miss Kraus in ihrem Keller nicht gut auf ihn zu sprechen war. Sie saß ja schon gut drei Stunden, ohne etwas zu knabbern oder zu trinken zu haben, dort unten. Er wollte sich auf keinen Fall den Vorwurf einhandeln, die alte Dame schlecht behandelt zu haben. Es wurde ohnehin Zeit, im Keller nach dem Rechten zu sehen, und bei der Gelegenheit konnte er ihr gleich etwas zu essen mitbringen.
    Im Lichtstrahl seiner Stablampe stellte er fest, dass die Küche gut bestückt war: Fertiggerichte, Knabberzeug, sogar Gewürze und getrocknete Kräuter – es fehlte an nichts. Nur mit den japanisch beschrifteten kleinen Döschen wusste er nichts anzufangen. Vermutlich Tee, nur, er hatte keine Ahnung, wie das Zeug aufgebrüht werden musste. Zum Glück entdeckte er bei seiner Suche auch eine Packung mit ganz normalen Teeaufgussbeuteln, mit denen kannte er sich besser aus. Wegen des Stromausfalls hängte er den Wasserkessel an einen Haken über das Kaminfeuer, kehrte in die Küche zurück,

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