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Ritual - Höhle des Schreckens

Titel: Ritual - Höhle des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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nach, die sich nun sehr deutlich abzeichneten, also offenbar frisch waren.
    Eine innere Stimme sagte ihm, dass er dem Mörder dicht auf den Fersen war. Der Felstunnel verengte sich, wurde aber kurz darauf wieder breiter. In die Felswände waren merkwürdige Zeichen eingeritzt. In einigen höher gelegenen Felsnischen machte Hazen von Moder überwucherte indianische Fetische aus. Er fasste die Flinte fester und ging langsam weiter.
    Und im nächsten Augenblick blieb er wie angewurzelt stehen und starrte verblüfft auf das bizarre Bild, das sich ihm bot. Die ganze Höhle sah aus, als sei sie ausgeschmückt worden. Wohin er auch blickte, überall wimmelte es von seltsamen, aus Knochen gebastelten, mit Bindfaden zusammengehaltenen Figuren. An den Stalaktiten baumelten mumifizierte Höhlentiere. Menschliche Knochen und Schädel waren wie für eine makabre Ausstellung aneinander gereiht.
    Ein paar Schritte weiter stieß Hazen auf ein Sammelsurium aus alten Laternen, Blechdosen, Gerätschaften aus der Zeit vor der Jahrhundertwende, indianischen Handarbeiten, Abfällen und leeren Jutesäcken.
    Das konnte nur das Werk eines Wahnsinnigen sein!
    Hazen fragte sich, ob er nicht ein wenig zu übereilt handelte. Es konnte nicht mehr sehr weit bis zum Ausgang des Höhlensystems sein. War es da nicht vernünftiger, Verstärkung zu holen, sodass er die Jagd auf den Mörder mit frischen Kräften fortsetzen konnte?
    In diesem Moment fiel sein Blick auf die Felswand am Ende der Höhle. Der Boden stieg dort zunächst steil an und fiel dann in undurchdringliches Dunkel ab. Am höchsten Punkt des Anstiegs ragte ein wie ein Tisch geformter Felsquader auf. Und fast genau daneben lag jemand reglos auf dem Boden.
    Hazen ging, die Flinte im Anschlag, vorsichtig weiter. Auf dem Felstisch lagen irgendwelche vermoderten Gegenstände. Als er näher herangekommen war, bestätigte sich seine erste Vermutung: Auf dem Boden lag tatsächlich eine menschliche Gestalt. Der Mann hatte die Arme ausgebreitet und die Beine gestreckt, so friedlich, dass man denken konnte, er sei übermüdet eingeschlafen.
    Nach abermals zwei, drei Schritten sah Hazen, dass das wirre Geflecht auf dem Tisch gar kein Moder war. Es waren ausgerissene Haarbüschel und verklumpte Barthaare. Hazen wurde sofort an Gasparillas skalpierten Schädel erinnert. Und im Lichte dieser neuen Erkenntnis sah der Mann auf dem Boden plötzlich nicht mehr nach einem friedlichen Schläfer aus.
    Gott im Himmel! Schon wieder ein Opfer?
    Mit vor Entsetzen steifen Beinen legte er die beiden letzten Meter zurück. Der Tote lag nicht zufällig mit ausgebreiteten Armen und gespreizten Beinen da, sein Mörder hatte ihn so zurechtgerückt. Und er hatte ihm bis auf ein paar Fetzen die Kleidung vom Leib gerissen; sein Gesicht war mit Schmutz und Blut besudelt.
    Mein Gott, ein noch ganz junger Bursche!
    Hazen reinigte dem Toten mit dem Taschentuch das Gesicht. Und plötzlich erstarrte ihm das Blut in den Adern. Von seinen Gefühlen überwältigt, zitterte er erbärmlich.
    Es war Tad Franklin, sein Deputy!
    Trauer und ohnmächtige Wut übermannten ihn, er fing hemmungslos zu weinen an. Und als seine Tränen versiegt waren, riss er das Gewehr hoch und feuerte ins rötlich verschwommene Zwielicht, ziellos in alle Richtungen, bis ihn der Steinregen zersplitternder Stalaktiten in Deckung zwang.

73
    »Was war das?« Das Gesicht des Hundeführers verzerrte sich vor Schreck zur Grimasse, er blinzelte nervös ins Dunkel.
    »Jemand hat ein Gewehr abgefeuert, Kaliber zwölf.« Pendergast maß Weeks’ Flinte mit einem zweifelnden Blick. »Sind Sie im Umgang mit solchen Waffen geschult worden?«
    »Natürlich!«, schnaubte Weeks gekränkt. »Ich bin an der Polizeiakademie in Dodge als bester Schütze unseres Jahrgangs ausgezeichnet worden.« Dass sie damals nur drei Kandidaten aus der K-9-Schwadron gewesen waren, verschwieg er lieber. Der Agent musste ja nicht alles wissen.
    »Dann laden und entsichern Sie die Waffe. Halten Sie sich immer dicht neben mir.«
    Weeks rieb sich den Schweiß vom Nacken. »Ich habe an der Akademie gelernt, dass man in solchen Situationen auf Verstärkung warten soll, statt allein weiter vorzudringen.«
    »Officer Weeks«, sagte Pendergast, ohne sich umzudrehen, »wir haben beide die Hilferufe gehört. Sie kamen wahrscheinlich von der Geisel des Mörders. Und wir haben die Schüsse gehört. Sind Sie ganz sicher, dass Ihnen an der Akademie beigebracht wurde, in so einer Situation tatenlos auf

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