Rivalen der Liebe
sich in der Falle, andererseits hatte sie den Eindruck, dass sie undankbar war. Schließlich war Stewart Kinross der netteste und aufmerksamste Gastgeber, den man sich denken konnte. Vielleicht war sie aufgrund ihrer früheren Erfahrungen ein wenig paranoid.
Am frühen Abend rief Broderick Kinross an. Da sie in dem Moment gerade durch die Eingangshalle ging, nahm Rebecca ab.
“Kinross Farm.”
Der Anrufer schwieg zunächst. Schließlich sagte eine Männerstimme, die so markant war, dass Rebecca erschrak: “Miss Hunt, nehme ich an.”
“Richtig.” Sie war stolz darauf, dass sie so ruhig sprach.
“Hier ist Brod Kinross.”
Als hätte sie das nicht gewusst! “Wie geht es Ihnen, Mr. Kinross?”
“Prima, und es tut gut, Ihre Stimme zu hören.”
“Sicher möchten Sie mit Ihrem Vater sprechen”, erklärte sie schnell, da ihr sein scharfer Unterton nicht entgangen war.
“Wahrscheinlich nimmt er gerade seinen allabendlichen Drink vor dem Essen”, erwiderte er langsam. “Nein, stören Sie ihn nicht, Miss Hunt. Würden Sie ihm bitte ausrichten, dass ich zum Polowochenende nach Kimbara komme? Grant Cameron nimmt mich mit, falls mein Vater beschließen sollte, mich mit der Beech abholen zu lassen. Dad hängt sehr an mir, wissen Sie.”
Sarkasmus, kein Zweifel. “Ich werde es ihm ausrichten, Mr. Kinross.”
“Ich schätze, Sie werden bald Brod zu mir sagen können.” Wieder dieser spöttische Unterton.
“Meine Freunde nennen mich Rebecca”, erwiderte Rebecca schließlich.
“Der Name passt zu Ihnen.”
“Warum sind Sie so ironisch?”, fragte sie direkt.
“Sehr gut, Miss Hunt”, meinte Broderick Kinross beifällig. “Die Zwischentöne entgehen Ihnen nicht.”
“Sagen wir, Warnsignale entgehen mir nicht.”
“Sind Sie sicher?”, erkundigte er sich genauso kühl.
“Sie müssen mir nicht sagen, dass Sie mich nicht mögen.” Nach ihrer ersten Begegnung konnte er das kaum leugnen.
“Warum sollte ich Sie nicht mögen?”, fragte er und legte dann auf.
Rebecca atmete langsam aus, bevor sie ebenfalls einhängte. Ihre erste und bisher einzige Begegnung war kurz, aber beunruhigend gewesen. Sie erinnerte sich noch genau daran. Es war Ende letzten Monats, also vor etwa vier Wochen gewesen, und er war unerwartet auf Kimbara eingetroffen …
Da Fee leichte Kopfschmerzen gehabt hatte, hatten sie eine Pause eingelegt. Rebecca setzte ihren großen Strohhut auf und ging nach draußen, denn sie nutzte jede Gelegenheit, um Kimbara zu erkunden. Es war wunderschön mit den bizarren Bäumen, den Büschen und Felsen und den roten Dünen an der südsüdwestlichen Grenze. Es war wirklich eine andere Welt, denn die Entfernungen waren gewaltig, das Licht gleißend und die Farben wegen der intensiven Sonneneinstrahlung viel intensiver als anderswo. Sie liebte die Erdtöne und die tiefen Blau- und Violetttöne, die einen reizvollen Kontrast dazu bildeten.
Stewart hatte ihr einen Ausflug in die Wüste versprochen, wenn die schlimmste Hitze vorüber war, und darauf freute Rebecca sich sehr, denn dann würde sie die wilden Blumen blühen sehen. Es hatte seit Monaten nicht mehr geregnet, doch Stewart hatte ihr seine Fotos gezeigt, auf denen Kimbara von Blütenteppichen überzogen war. Dabei hatte er ihr erklärt, dass es nicht einmal in der Gegend regnen musste, damit die Wüste blühte. Sobald es im tropischen Norden zu regnen anfing, würden die Flüsse anschwellen und die Tausende von Quadratmeilen im Channel Country bewässern. Es war so ein faszinierendes Land und so ein faszinierendes Leben.
Sie hatte gerade die Ställe erreicht, in denen einige wunderschöne Pferde standen, als sie wütende Stimmen hörte. Männerstimmen, die sich ähnelten.
“Ich bin nicht hier, um Anweisungen von dir entgegenzunehmen”, sagte Stewart Kinross schroff.
“Doch, das wirst du, es sei denn, du willst das ganze Projekt vermasseln”, erwiderte die andere, jüngere Stimme. “Nicht jedem gefällt deine Vorgehensweise, Dad. Jack Knowles zum Beispiel, und wir brauchen Jack, wenn dieses Projekt Erfolg haben soll.”
“Das hast du im
Gefühl
, stimmt’s?”, fragte Stewart Kinross so höhnisch, dass Rebecca zusammenzuckte.
“Dir könnte es jedenfalls nicht schaden”, erwiderte sein Sohn scharf.
“Halt mir keine Vorträge”, brauste Stewart Kinross auf. “Dein Tag ist noch nicht gekommen, vergiss das ja nicht.”
“Wie sollte ich das vergessen”, konterte sein Sohn. “Ein Streit ist die größte Belohnung, die ich
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