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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Komödie

    Fabris Gewährsmann, Pons Martial, hatte Rixende bereits erwartet. Sein bescheidenes Haus, ganz aus Stein, lag direkt neben dem Lagerhaus, das ebenfalls längst nicht so groß war wie die Läger in Carcassonne oder Marseille, aber dennoch gut bestückt. Eine eigene Mole führte zum Meer hinab, wo die Arbeiter die Tuchballen ein- und abluden, wann immer ein Schiff für das Haus Fabri dort einlief.
    Die Laienbrüder aus Fontfroide wurden von Martial entlohnt, man setzte ihnen Brot und Fleisch vor, und sie zogen noch am gleichen Tag wieder ihrer Wege.
    Das Schönste aber war: Simon war schon da. Der Brief, in dem sie nach Nähnadeln fragte und wie beiläufig das Lager in Cotllioure erwähnte, war angekommen und Aton hatte Simon verständigt. Lachend fielen sich die Geschwister in die Arme, und Rixende bemerkte zum wiederholten Mal, dass der Bruder dem Vater ähnlich sah, so wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er sah wild und ungestüm aus, seine grünen Augen blitzten nur so vor Gescheitheit und Unternehmungslust – und er war zu Rixendes Überraschung vor kurzem zum königlichen Statthalter auf dem Queribus ernannt worden. Die Freude der beiden, sich endlich wiederzusehen, wurde jedoch von den Geschehnissen in Carcassonne überschattet.
    „Der Papst hat doch längst goldene Sohlen an den Schuhen, und noch immer reicht es ihm nicht“, rief Simon aufgebracht, als er von Abbévilles Anklage gegen Fabri hörte. „Es war klug von dir, dass du sofort gehandelt hast. Das Vermögen unserer Eltern darf der Inquisition nicht in die Hände fallen. Es gibt genügend Arme in diesem Land, die es nötiger brauchen.“

    Mit den Wechselbriefen gab es keine Schwierigkeiten. Die Templer waren zwar ziemlich hochmütig gewesen, hatten jedoch nicht nach den näheren Gründen für die Auszahlung einer so hohen Summe gefragt. Als sie den Weg von ihrer mächtigen Burg wieder hinunter ritten, das Meer tiefblau zu ihren Füßen, meinte Rixende:
    „Möchtest du nicht für das Haus Fabri tätig werden, Bruder, und mit mir kommen?“
    Doch Simon schüttelte den Kopf. „Ich will kein Kaufmann sein.“
    Sie setzten sich auf eine kleine Mauer im Schatten eines silbrigen Baums mit mimosenartigen Blättern, und beobachteten die Fischerboote, die sanft auf den Wellen schaukelten. Es roch nach Fisch und brackigem Wasser. Einer der Fischer entlud gerade seinen Fang. Der muskulöse, braungebrannte Mann, der barfuß lief und kaum Haare auf dem Kopf hatte, obwohl er noch nicht alt war, hielt Rixende lachend eine mächtige Dorade entgegen. Sie schüttelte bedauernd den Kopf. Der Fischer lachte unbeschwert, zuckte mit den Schultern, nahm dann eine kleine Glocke zur Hand und bimmelte, was das Zeug hielt. Im Nu kamen aus den geduckten Häusern, die an den Hängen Cotllioures regelrecht zu kleben schienen, dunkel gekleidete Frauen ans Ufer hinabgelaufen, um sich mit frischer Ware einzudecken. Lautstark begannen sie mit dem Fischer zu feilschen.
    „Wenn du dich allerdings entschließen könntest, mit mir zu kommen, liebe Schwester, so würdest du mit eigenen Augen sehen können, was ich mit dem Geld anfangen werde. Was hält dich jetzt noch in Carcassonne? Dein Mann ist tot!“
    „Ich habe es dir gestern schon gesagt, Simon. Ich kann nicht mit dir kommen, ich habe Castel Fabri versprochen, mich um das Geschäft zu kümmern, bis dieser Suleyman es auflöst. Außerdem wundert es mich, dass du jetzt auf dem Queribus lebst, sogar als königlicher Statthalter. Hattest du seinerzeit nicht den Verdacht, dass die Inquisition hinter dir her ist? Wolltest du dich nicht verstecken?“
    „Still!“ Simon sprang plötzlich auf, zog sein Ross zu sich heran und machte sich an den Satteltaschen zu schaffen.
    „Da ist dieser Kerl schon wieder!“ raunte er Rixende zu. „Am Leuchtturm! Er ist auch bereits Martial aufgefallen, weil er sich ständig vor dem Lager herumdrückt.“
    Rixende erhob sich nun ebenfalls und drehte sich dabei unauffällig zur Seite, um den Fremden zu begutachten. Doch sie traute kaum ihren Augen: Keine zehn Schritte vom Fischer und den Frauen entfernt stand, an den maurischen Turm gelehnt, jemand, den sie nur zu gut kannte.
    „Was macht er hier? sagte sie leise zu Simon. „Warte auf mich!“ Sie gab ihrem Bruder die Zügel ihres Pferdes und lief schnurstracks zum Turm hinüber.
    Als der Mann Rixende auf sich zukommen sah, weiteten sich seine Augen, dann jedoch drehte er sich abrupt um und lief wie ein flinkes Wiesel die erste krumme

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