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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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lässt sich Rom jedenfalls nicht abnehmen. Schreibt also Nikolaus von Abbéville, dass das mit dem Queribus wohl nur ein Gerücht ist, doch man munkelt ebenfalls von irgendwelchen Höhlen im Sabarthès. Dort sollen die Geheimen Worte verborgen sein, und ihnen soll in der Tat eine große Macht innewohnen.“
    „Eine große Macht? Der Schlüssel zur Erkenntnis? Ist das tatsächlich Euer Ernst, Bruder Abt?“ Der Inquisitor lachte auf.
    „Ich würde mich nicht darüber amüsieren. Vielleicht hängt alles enger zusammen, als wir es uns vorstellen können“, sagte Novel, nachdem er sich ein weiteres Mal vorsichtig umgesehen hatte.
    „Sie hüten die Geheimen Worte des Herrn wie einen herrlichen Schatz. Und sie leben danach. Ich will Euch ein weiteres Beispiel erzählen. Die Jünger sollen eines Tages Jesus aufgefordert haben, Maria von Magdala auszuschließen, sie meinten, die Frauen wären des Lebens nicht würdig. Jesus jedoch soll ihnen folgendes geantwortet haben: Seht, ich werde sie ziehen, um sie männlich zu machen, damit auch sie ein lebendiger Geist wird, vergleichbar mit euch Männern. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.
    Und nun zu den Katharern. Wie man weiß, können deren Weiber gleich den Männern, parfaites werden, Vollkommene also, Priesterinnen. Ihr habt sicher von Stéphanie de Chateau-Verdun gehört, die vor fünf Jahren all ihre Habe verkauft hat, sich weihen ließ und nun mit ihnen umherzieht. Allein die Vorstellung, dass auch bei uns die Frauen … unmöglich!“ Der Abt schüttelte angewidert den Kopf. „Was Ihr aber vielleicht nicht wisst, Bruder, ist, dass die Ketzer davon überzeugt sind, dass mit der Geistweihe der angehenden parfaites die weibliche Seele zur männlichen wird. Ja, so ist es, so und nicht anders. Das ist für mich der Beweis, dass sie die Geheimen Worte in ihrem Besitz haben. Wie sollten sie sonst auf so etwas verfallen?“
    Saint-Georges schwieg betroffen. Der Hüter der Geheimen Worte war also keine Wahnvorstellung Abbévilles. Es gab ihn tatsächlich. Nun, er würde gleich morgen einen Boten nach Carcassonne schicken. Noch durchdrungen von dem Gehörten, formulierte Saint-Georges in seinem Kopf bereits den Wortlaut seines Schreibens an Abbéville, und er hatte dabei kaum die Muße, die herrlichen hängenden Gärten zu bewundern, die ihm der Abt zum Abschluss voller Stolz präsentierte und in denen es in einer Üppigkeit grünte und blühte, dass man hätte denken können, man befände sich bereits mitten im Paradies.

    Unter der Pflege der heilkundigen Mönche von Fontfroide ging es Rixende bald besser. Die meisten der Unverletzten hatten das Kloster bereits verlassen, und auch Rixende drängte auf eine baldige Abreise.
    „Man wird mir zwei Laienbrüder zur Verfügung zu stellen, die mich nach Cotllioure begleiten“, erklärte sie Fulco von Saint-Georges, als er sie am vierten Abend ihres Aufenthaltes in der Abtei, mit Erlaubnis des Abtes, durch die Orangerie führte. Am Nachmittag hatte es geregnet, und nun herrschte völlige Stille, und die Luft war vom süßlich-schweren Geruch von blauen Irisblüten und Kräutern geschwängert
    Zum ersten Mal seit langem waren sie allein.
    „Ich freue mich sehr, dass es Euch wieder gutgeht, doch meint Ihr nicht, es ist noch zu früh, für einen so langen Ritt?“
    „Ich bin in beträchtlicher Eile, mein Gewährsmann Martial erwartet mich und ...“
    „Erlaubt Ihr mir, Euch ebenfalls zu begleiten?“ unterbrach sie Saint-Georges. Rixende war augenblicklich in Aufregung versetzt. Dass sie nicht auf der Stelle sein Ansinnen empört ablehnte, wie ihr Mengarde geraten hatte, hing nicht nur damit zusammen, dass er ihr Lebensretter war. Andererseits musste sie unbedingt vermeiden, dass er etwas vom wahren Zweck ihrer Reise erriet. Ihre Seelenpein war groß. Was sollte sie tun? Hin- und Hergerissen von ihren Gefühlen, bückte sie sich, um ein Pfefferminzblatt zu pflücken und daran zu riechen. Als sie sich wieder aufrichtete, bemerkte sie ein Taubenpärchen, das sich auf dem dürren Ast eines alten Apfelbaumes wiegte und schnäbelte. Sie warf einen kurzen Seitenblick auf Fulco. Auch er hatte die Vögel gesehen. Sie lachten verlegen.
    „Ich bitte Euch von Herzen, Frau Fabri, Euch begleiten zu dürfen“, drängte Saint-Georges ein weiteres Mal, „zumal ich in jener Gegend ebenfalls zu tun habe.“
    Rixende konnte an den Zufall, dass Saint-Georges` Weg ebenfalls in die Gegend von Cotllioure

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