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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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führen sollte, nicht so recht glauben. „Meinethalben begleitet mich. Vor Cotllioure jedoch sollten sich unsere Wege trennen. Mir ist nicht daran gelegen, dort mit der Inquisition zu erscheinen.“
    Fulco lachte schallend. „Ich bin ein Mönch und kein Teufel, Frau Fabri! Das macht doch hoffentlich einen Unterschied!“
    Rixende errötete. „O gewiss, aber auch ein Mönch hat mitunter den Teufel im Leib, habe ich mir sagen lassen“, meinte sie, was Fulco von Saint-Georges erneut zu einem Heiterkeitsausbruch veranlasste und Rixende noch tiefer erröten ließ.

    Zwei Tage später ritten sie los. Unzählige Zitronenfalter waren ihre Begleiter auf der Via Dormitia, der alten Römerstraße. Rixende erlebte mit zunehmendem Erstaunen einen Saint-Georges, der wie verwandelt war. Sie konnte mit ihm Gespräche über Gott und die Welt führen, wie bisher mit keinem Mann. Und sie konnte mit ihm streiten, ohne dass er je Amt und Stellung herausgekehrt hätte.
    „Wie konnte Euer christliches Gewissen es zulassen, dass Nikolaus von Abbéville Castel Fabri als Ketzer hinstellt?“ schleuderte Rixende bei einer solchen Gelegenheit Fulco entgegen, als sie an einem Bächlein rasteten, um die Pferde zu tränken. „Ich kann mir kaum eine schlimmere Sünde vorstellen, als die, diesen guten Mann derart zu verleumden!“
    „Ich war darüber genauso wütend, wie Ihr es seid, Rixende. Ich weiß nicht, was der Inquisitor damit bezweckt.“
    „Ach, Ihr wisst das nicht? Aber, aber, Euer Hochwohlgeboren! Stellt Ihr Euch nur so ahnungslos oder seid Ihr es wirklich?“ hatte Rixende scharf gesagt und ihm einen eisigen Blick zugeworfen. „Er hat das Goldene Kalb vor Augen, was denn sonst!“
    Saint-Georges sah sich um und als keiner der Laienbrüder hersah oder zuhörte, sagte er leise:
    „Ihr müsst mir glauben, dass ich damit nicht einverstanden war. Ganz und gar nicht! Ich habe sogar ...“ – jetzt senkte er seine Stimme zu einem Flüstern – „ich habe deswegen an Nogaret, den Berater des Königs geschrieben, was mich den Kopf kosten kann, wenn Abbéville davon erfährt. Das soll Euch zeigen, dass ich auf Eurer Seite stehe, Rixende. Bitte glaubt es mir! ... Ihr ... nun, ich würde Euch nicht hintergehen.“
    Dass Fulco von Saint-Georges ihr gewogen war, hatte Rixende seit Tagen jedem Lächeln, jedem Blick, jedem guten Wort entnehmen können, das er ihr schenkte. Doch dass er hinter Abbévilles Rücken sich für die Sache Fabris – und damit für sie - eingesetzt hatte, ungeachtet der Gefahr, die dieser Verrat für ihn bedeutete, das hatte sie nicht erwartet. Sie hatte ihn nicht für mutig gehalten.
    Rixende drehte sich um.
    „Bitte seid vorsichtig, Fulco“, sagte sie leise, weil die Dienenden zurückkamen. „Um Euretwillen, aber auch um meinetwillen.“
    Saint-Georges Augen leuchteten auf. Er nickte ihr kurz zu, schwang sich dann auf sein Pferd, preschte im schnellen Ritt ein Stück des schattigen Waldweges voraus, um seinem Drang, die ganze Welt zu umarmen, nachzugeben.
    Sie ritten durch weite dunkle Wälder, wo das Sonnenlicht der hohen Bäume wegen einzig wie in Tropfen auf sie fiel; sie umrundeten grüne Bergseen voller Entengries, die ihnen so unergründlich vorkamen wie ihre trunkenen Seelen; sie kehrten in kleinen Klöstern ein, wo an den Mauern wilder Wermut wuchs – und wo Rixende einmal meinte, das Gesicht Cléments unter der Kapuze eines der Mönche erkannt zu haben. Sie sagte Fulco nichts davon, denn es war wohl nur eine Täuschung.
    Beim letzten Aufenthalt – kurz bevor sie die rote Küste erreichten, wo sie sich trennen wollten, ließ sich Saint-Georges vom Schreiber des Klosters, in dem sie Unterkunft gefunden hatten, Pergament und Feder geben. Er zeichnete Rixende den Rückweg nach Carcassonne auf, wies auf Klöster und sichere Burgen, in denen sie gefahrlos nächtigen konnte.
    Rixende ritt weiter gen Cotllioure, um dort ihren Geschäften nachzugehen, die so beschaffen waren, dass Fulco von Saint-Georges auf keinen Fall dabei sein durfte, auch wenn sie sich näher gekommen waren, als sie für möglich gehalten hatte. Was angefangen wurde, muss auch zu Ende gebracht werden, war Rixendes Wahlspruch seit langem. Irgendwann, so dachte sie bei sich, als sie das Meer unendlich weit und silbrig glänzend vor sich liegen sah, würde sie ihm die ganze Wahrheit erzählen, irgendwann ...

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    Nicht hemmt` ein Wort den Schritt, kein Schritt das Wort:
    Gleich Schiffen, die mit gutem Winde fahren.
    Dante, Die Göttliche

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