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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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nach ihrem Begehr.
    „Ich suche Lusitana, die Wahrsagerin“, sagte Rixende freundlich, wenngleich ihr nicht wenig bange war. Warum nur hatte sie nicht wenigstens Aucassinne in ihr Vorhaben eingeweiht oder den jungen Felix mitgenommen?
    „Sie ist nicht hier, Frau“, sagte der zahnlose Alte mit finsterer Miene und wollte die Tür schon wieder zuschlagen.
    „Wartet“, rief Rixende. „Ist vielleicht ihr Söhnchen da, Paco, ein Junge im Alter von etwa sechs Jahren?“
    „Was wollt ihr von Paco?“ fragte der Mann verwundert.
    „Er kennt mich. Führt mich bitte zu ihm.“ Rixende drückte dem Alten ein paar Münzen in die Hand.
    Der Greis zog die Tür hinter sich zu, und Rixende musste eine halbe Ewigkeit warten, bis endlich Paco erschien. Der Junge stutzte, als er sie sah, schaute dann kurz die Gasse hoch, und als niemand weiter zu sehen war, zog er Rixende in die Hütte hinein.
    Drinnen war es düster und roch scharf nach Kohl. In einem Steinkreis in der Mitte des Raumes brannte ein kleines Feuer, und der Rauch zog mehr schlecht als recht durch ein geschütztes Loch im Hüttendach nach draußen. Als sich Rixendes Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie, dass der Mann an einem wackligen Tisch gerade Kaldaunen in winzige Stücke schnitt. Er warf sie in den Schwenktopf, der über der Feuerstelle hing, um sie zusammen mit dem Kohl zu kochen.
    Rixende nahm Paco zur Seite.
    „Wo ist deine Mutter, Junge? Ich muss sie etwas fragen.“
    Paco zuckte mit den Schultern. „Sie ist krank. Mehr darf ich nicht sagen, Herrin.“
    „Krank? Wo ist sie?“
    Da schob Paco eine Kiste mit zwei gackernden Hühnern beiseite und öffnete einen Verschlag. Dort, auf einem armseligen Strohsack lag die Schwangere. Als sie Rixende erblickte, fing sie an zu stöhnen.
    „Ich wusste, dass Ihr kommen würdet ...“
    „Was ist mit dir, Lusitana?“ Rixende beugte sich zu ihr hinunter.
    „Seit … seit gestern schon habe ich höllische Schmerzen im Leib.“
    „Hast du einen Arzt geholt oder die Hebamme?“
    „Der Arzt hat Euer schönes Geld eingesteckt, Herrin, und dann den Kopf geschüttelt.“
    „Er hat dir nicht helfen können?“ Rixende war entsetzt. Sie berührte Lusitanas Stirn, die glühend heiß war.
    „Nein“, stöhnte Lusitana. „Ich muss sterben ...“
    Paco schrie auf.
    „Ich werde auf der Stelle einen anderen Arzt rufen, Lusitana“, rief Rixende. „Halte aus und bete. Dein Sohn soll sich gleich auf den Weg machen.“
    Rasch erklärte sie dem Jungen, wo Fabris Arzt zu finden sei. Er solle sich eilen. Pacos Augen waren noch immer angstvoll aufgerissen. Doch er nickte und rannte davon.
    Rixende tränkte einen Lappen im Zuber und versuchte damit Lusitanas Stirn zu kühlen.
    „Ich weiß, es ist jetzt nicht der rechte Augenblick für meine Frage“, sagte sie nach einer Weile, „aber ich brauche deinen Jungen, Lusitana. Er soll mir bei einer schwierigen – ich will ehrlich sein -, einer nicht ganz ungefährlichen Arbeit behilflich sein. Würdest du ihn mir anvertrauen?“
    „Nehmt ihn mit Euch, Herrin, wenn ich tot bin.“ Lusitana stöhnte wieder und hielt sich den Leib. „Es ist höchste Zeit, dass er etwas Anständiges lernt. Ihr seid ein guter Mensch, bei Euch wird er nicht darben müssen.“
    „Du wirst nicht sterben, Lusitana“, beschwichtigte sie Rixende. „Bald wird der Arzt hier sein!“
    „Habt Ihr vergessen, Herrin, dass ich das zweite Gesicht habe? Ich werde sterben ... Ganz sicher.“
    Die Tränen rannen ihr die Wangen hinab. Plötzlich richtete sie sich auf.
    „Doch zuvor gebt mir nochmals Eure Hand. Es ist etwas um Euch, das mich nicht zur Ruhe kommen lässt.“
    Rixende versuchte, sie abzuwehren, doch Lusitana zog sie an ihrem Umhang ganz nahe zu sich heran.
    „Hol mir die Talglampe“, bat sie den alten Mann, der neugierig vor dem Verschlag stand. Als endlich genügend Licht um sie war, vertiefte sie sich trotz ihrer Schmerzen ein weiteres Mal in Rixendes Rechte. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn, und sie atmete schnell.
    Plötzlich stöhnte sie laut auf und ließ Rixendes Hand schroff fallen, als wenn sie sich soeben daran verbrannt hätte.
    „Was ist? Was hast du, Lusitana?“
    „Die Geheimen Worte! Ich habe mich also nicht getäuscht“, stieß sie hervor, und ihr Atem flog. Dann ergriff sie erneut Rixendes Hand und küsste sie dankbar, wobei ein flüchtiges Lächeln ihr schmerzverzerrtes Gesicht erhellte.
    „Hütet die Geheimen Worte, wenn Ihr sie findet, dort im Steinernen

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