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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Walde“, flüsterte sie geheimnisvoll und sah Rixende eindringlich in die Augen. Dann wiederholte sie ihre Worte.
    Sprach Lusitana schon im Fieberwahn?
    Da bäumte sich die Schwangere in einem weiteren Schmerzanfall auf, schrie laut „Heilige Magdalena, steh mir bei“, und sank röchelnd in Rixendes Arme, wobei Blut aus ihrem Mund sickerte.
    Als Paco endlich mit dem Arzt die Hütte betrat, hielt Rixende eine Tote in den Armen. Paco warf sich laut schluchzend über seine Mutter, und Rixende konnte ihn nicht trösten. Der Greis, offenbar ihr Vater, jammerte unaufhörlich, wobei ihm das Wasser aus Augen und Nase rann.
    „Seht, Herrin, Lusitana hat auch noch ein kleines Mädchen, das ebenfalls krank ist. Was soll nur mit den Kindern geschehen? Ich bin zu alt, um für sie zu zu sorgen. Ich hätte sterben sollen und nicht sie! Warum hat der Kerl nicht mich zusammengeschlagen?“
    Rixende stutzte. Auch der Arzt hatte sich umgewandt.
    „Zusammengeschlagen? Wer hat sie … Wie meinst du das, alter Mann?“
    „Gestern abend hat es an die Tür geklopft. Ein Herr stand draußen. Die Tochter hat öfters Besuch gehabt von feinen Herren. Wir – die Kinder und ich – gehen dann immer vor die Tür. Und da haben wir den Streit gehört. Es ging um einen Brief. Doch Lusitana hat schon immer ihren eigenen Kopf gehabt. Dein Dickschädel bringt dich noch eines Tages ins Grab, hab ich ihr oft gesagt. Und ich hab recht behalten!“ Wieder begann der Mann zu weinen.
    „Was ist dann geschehen?“
    „Wir haben sie laut aufschreien gehört, und kurz darauf ist der Mann aus der Tür gestürzt und in der Dunkelheit verschwunden.“
    „Und Lusitana?“
    „Sie lag vornübergekrümmt am Boden. Der Mann hat sie … er hat sie in den Bauch getreten.“
    „Herrin“, warf Paco ein, während er sich die Nase mit einem Zipfel seines schmutzigen Hemdes putzte, „es war der gleiche Mann, der mich in Eurer Gasse verdächtigt hat, die Stoffe bei Euch gestohlen zu haben. Ich habe ihn wiedererkannt!“ Und er erzählte Rixende erregt von dem Vorfall mit dem Herrn, der einen merkwürdigen Bart gehabt hatte.
    Rixende überlief es kalt. Beobachtete man sie? Hatte jemand von dem Plan erfahren können? War Lusitana unvorsichtig gewesen, als sie sich nach den Gängen erkundigt hatte?
    Sie musste mit Délicieux darüber reden.
    „Ich werde mich um alles kümmern, alter Mann“, sagte sie entschlossen zu dem Greis. „Ihr braucht nicht zu hungern. Den Jungen nehme ich in meine Dienste, das habe ich mit Eurer Tochter so besprochen, und das Mädchen …“
    Der Arzt, der gerade das Kind untersuchte, schüttelte bedenklich den Kopf. Es hatte hohes Fieber, der Atem war flach, und es wimmerte leise vor sich hin. Sein feiner blonder Lockenkopf war ganz feucht.
    „Ich will das kranke Kind mitnehmen und in meinem Haus gesundpflegen“, sagte der Arzt. „Vielleicht gefällt es meiner Frau!“ Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht. „ Sie hat schon immer ein Mädchen haben wollen.“
    Als Rixende mit Paco an der Hand aus der Hütte trat, erschrak sie, denn es war bereits stockfinstere Nacht. Der Wind heulte jetzt nur so und peitschte die Wolken vor sich her, so dass sie in beträchtlicher Eile vor der halben Sichel des Mondes vorbeifegten.
    Sicherlich würde man sich im Roten Haus schon um sie sorgen!
    Als der Arzt sie mit seinem Maultierkarren zu Hause absetzte, herrschte dort tatsächlich helle Aufregung. Bereits kurz nach Einbruch der Dunkelheit hatte Castel Fabri Aucassinne ausgeschickt, um nach ihr zu suchen. Unendlich erleichtert, die Schwiegertochter gesund vor sich zu sehen, wischte sich Aimerics Vater eine Träne aus den Augenwinkeln. Die Geschichte, die sie ihm anschließend erzählte, entsprach nicht der Wahrheit, aber sie kam ihr ziemlich nahe. Wer durch die Welt will, hatte ihr die Muhme Mengarde mehr als einmal bedeutet, muss sich mitunter krümmen.
    „Erlaubt Ihr, lieber Vater, dass der Junge mir künftig in der Schreibstube behilflich ist?“ fragte sie am Ende ihrer Schilderung. „Er scheint mir ein kluges Kerlchen zu sein. Seine Schwester hat übrigens Euer Arzt zu sich genommen. Morgen muss obendrein für die Beerdigung und den Großvater gesorgt werden. Ich hab es der Frau auf dem Totenbett versprochen.“
    Castel Fabri war sprachlos. Er sah von Rixende zu Paco und von Paco zu Rixende. In diesem Hause konnte schließlich nur einer die Zügel in Händen halten. Und Rixende hatte für eine Frau, die ein derart schmutziges Kind

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