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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Häretiker` Authié, den Erzketzer und seine Anhänger Pierre Sanche und Sanche Mercadier. Sie, die sich versteckt halten und in der Dunkelheit umhergehen, befehle ich im Namen Gottes zu verfolgen und zu ergreifen, wo immer man sie findet, und verspreche die ewige Belohnung des Herrn und einen reichen zeitlichen Lohn denjenigen, welche die Genannten ergreifen und vorführen.“
    Abbéville predigte und predigte. Begierig lauschte Fabri auf jedes Wort, doch die Erklärung, auf die er wartete, kam nicht.
    „Wachet daher, Ihr Hirten“, schrie der Inquisitor von der Kanzel herab, „damit die Wölfe Eure Schafe nicht fressen! Handelt mannhaft, Ihr treuen Eiferer Gottes, damit die Gegner des Glaubens nicht fliehen und ...“
    Da unterbrach ihn ein hochgewachsener Mann mitten im Satz und schleuderte ihm entgegen: „Habt Ihr jemals ein Schaf einen Wolf so beißen sehen?“
    Alle Leute rissen die Köpfe herum. Der Mann stand auf, zog die Kapuze vom Kopf und zugleich ein schwarzes Tuch vom Gesicht. Ein Aufstöhnen ging durch die Reihen, als die Leute sahen, dass er weder Nase noch Lippen besaß. Man hatte sie ihm abgeschnitten.
    Doch Nikolaus ließ sich von einem ehemaligen Ketzer keineswegs aus der Ruhe bringen.
    „So wird es allen ergehen“, warnte er vielmehr und deutete mit dem Zeigefinger auf den Mann, „allen, die sich erdreisten, uns Widerstand zu leisten!“
    Fabris Gesicht war wie versteinert. Er dachte unentwegt an seinen Sohn, wollte endlich Bonifatius` Urteil hören, vielleicht lag ja hierin die Ursache für Aimerics Verschwinden.
    Nun kam der Dominikaner auf die Leute von Albi zu sprechen.
    „Die Anklageartikel sind geprüft, die Beweisaufnahme abgeschlossen“, donnerte er. „Die Angeklagten sind allesamt der Ketzerei überführt und schuldig. Ihr Vermögen wird eingezogen, und sie werden morgen zur Dämmerstunde dem Feuer übergeben!“
    Da schrie ein Mann völlig außer sich: „Sobald Gesetz ersonnen, ist Betrug begonnen! Lasst uns gehen! Die römische Kirche gleicht einer Räuberhöhle und jener berüchtigten Hure, von welcher in der Offenbarung die Rede ist!“
    Ein anderer hob die Faust in Richtung Abbéville und rief: „Tod dem Verräter!“
    Und eine Frauenstimme kreischte: „Er ist so falsch wie ein Galgenholz! Steigt ihm aufs Dach - oder besser noch, jagt ihn von der Kanzel!“
    Im Nu war ein derartiger Aufruhr entstanden, dass sogar die Hunde, die sonst gelangweilt in der Kirche herumschnüffelten oder auf dem Boden neben ihrem Herrn schliefen, wie verrückt zu bellen anfingen.
    „Jawohl, jagen wir ihn von der Kanzel. Er ist nicht würdig, dort zu predigen!“ schrien viele durcheinander.
    Vielleicht fünf oder sechs jüngere Männer sprangen herbei, um der Aufforderung nachzukommen, worauf Saint-Georges und seine Mönche aufsprangen und sich schützend vor die Kanzel stellten. Die Franziskaner versuchten indes beschwichtigend auf die Leute einzuwirken. Doch der einzige, dem dies hätte gelingen können, Bernhard Délicieux, befand sich seit Ostern in Castres.
    Ungerührt stieg Abbéville von der Kanzel. Die Dominikaner bildeten einen engen Ring um ihn und schoben ihn im Gedränge der aufgebrachten Menschen zur Kathedrale hinaus.
    Draußen jedoch wurde er bereits erwartet. Einige Männer hatten sich Steine gesucht.
    Leichenblass zwar, aber mit arroganter Miene schritt der Inquisitor voraus und überließ es seinen Mönchen, den Steinhagel abzufangen, der auf sie niederging.
    „Coac, Coac, die Raben auf der Flucht“, schrien die Leute hasserfüllt hinter den Dominikanern her, als diese endlich die Beine in die Hand nahmen, und sie zielten gut. Einer schrie auf und barg dann sein Gesicht in den Händen.
    Blut floss unter der frühlingswarmen Sonne Carcassonnes.

    Nachdem die Mönche in die Rue Dame Carcas gebogen waren – der Pöbel johlend hinterdrein - hatte sich Rixende bedrückten Herzens in die Kathedrale zurückgeschlichen. Völlig aufgewühlt, saß sie nun wieder neben Castel Fabri und drückte seine Hand. Der Alte zitterte.
    „Das ist das Ende“, wiederholte er ein ums andere Mal. Dabei standen ihm Tränen in den Augen. Rixende warf ihm einen fast verlorenen Blick zu. Hassen müsste sie diesen Saint-Georges mit seinen zwei Gesichtern, abgrundtief hassen, wie Abbéville, doch statt dessen sah sie vor sich, wie Saint-Georges sich soeben vor Schmerz gekrümmt hatte. Ach, wäre ich doch nur nie nach Carcassonne gekommen, dachte sie, bevor sie auf die Knie fiel, um für Aimerics

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