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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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jungen Frauen, die gestern mit ihm die Badestube aufgesucht hatten. Das dampfende wohlige Wasser im Bottich, ihre weichen Brüste, das Lachen, die hungrigen roten Lippen, die flinken Finger … Er seufzte. Seit seiner Absetzung war er nicht mehr in Toulouse gewesen, bei Fabrisse. Er vermisste ihre wollüstige Zärtlichkeit, ihr Lachen, er müsste endlich einen Weg finden, um sie wieder regelmäßig besuchen zu können. Doch da war jetzt dieser d`Ablis … und da war noch immer der Hüter, dieser niederträchtige Hund, der ihn ständig an der Nase herumführte. Der seinen Leuten befahl, sich der Endura hinzugeben und zu sterben, und sich selbst aus dem Staub machte.
    Etliche Lastenträger eilten geschäftig an Abbéville vorüber, ohne ihn zu beachten.
    Für eine Weile lauschte er wieder den Prahlereien der beiden Bootsleute und den derben Trinkliedern, die sie zu grölen begannen. Die große Glocke, die die ein- und auslaufenden Schiffe ankündigte, unterbrach seine Tagträumerei.
    Es wurde ernst. Abbéville stellte sich in Positur. Er wartete, beobachtete …
    Doch der Segler nach Barcelona fuhr erneut ohne die Ketzerin ab.
    Unauffällig verließ er sein Versteck unter den blühenden Mandelbäumen neben dem Zollhaus und der Hafenmeisterei, erfüllt von dem sicheren Gefühl, dass es ganz gewiss morgen soweit wäre. Alle Anzeichen sprachen dafür. Der Mann, den er auf die Fabri angesetzt hatte, war zuverlässig. Nun, sein Entschluss stand fest: Sobald sie morgen im Hafen ankam, würde er sie sich unter dem Vorwand schnappen, sie beabsichtige, heimlich das Erbe Castel Fabris außer Landes zu schaffen. Ein königlicher Bevollmächtigter, dem er seinen Verdacht bereits mitgeteilt hatte, wartete im Zollhaus auf sein Zeichen. Das würde ihm die Gelegenheit geben, das Gepäck der Fabri zu durchwühlen, um dort vielleicht einen Hinweis auf den Hüter zu finden.
    Ein Fetzen Pergament, eine Anschrift, wenn er Glück hatte. Ein Hinweis auf eine Stadt, ein kleines Dorf, eine Burg … Oder wenigstens ein winziges Beweisstück auf häretische Umtriebe, dachte er voller Hoffnung, dann könnte er sie festhalten wegen hartnäckiger Ketzerei. Abbéville war zwar von d`Ablis` angewiesen worden, nichts ohne sein Wissen zu unternehmen, doch er würde die extrema ratio ihrer Verhaftung diesem Dummkopf schon zu erklären wissen.
    In erwartungsfroher Stimmung lief er an den großen Kornspeichern vorbei, bis er zu einem gemauerten Rinnsaal kam, das die Abwässer aus der Stadt ins Meer leitete. Er machte einen Satz über die stinkende braune Brühe, um den Weg zum „Roten Geier“ abzukürzen, einer Herberge, die im schäbigsten Teil Narbonnes lag, dort wo jedermann aus seiner ärmlichen Behausung seine Pisse in die Gasse kippte. Dieses Viertel lag weit genug entfernt vom Erzbischöflichen Palast und der im Bau befindlichen Kathedrale St. Just. Abbéville hatte kein Bedürfnis, jemandem über den Weg zu laufen, der ihn kannte. Seit seiner Absetzung fühlte er sich unter seinen Brüdern wie ein Aussätziger, obwohl ihm großes Unrecht widerfahren war, wie er meinte. Nun, ein Mönch muss keine Heimat haben, dachte er selbstgerecht, als er an das Tor der elenden Spelunke klopfte, schließlich hatte er als Lohn für seine Rechtgläubigkeit irgendwann den Himmel.

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    Urewig kreisend Rad, führt` ihre Bahn
    die Liebe, die in Gang hält Sonn und Sterne.
    Dante, Die Göttliche Komödie

    Es regnete leicht. Über dem Hafen lag ein feiner Nebel. Schäumende gelbbraune Wellen schlugen an die Ufermauer. Wie an jedem Morgen herrschte bereits die laute Geschäftigkeit großer Häfen: flatternde Segel, Kornsäcke schleppende Männer, rasselnde Ankerketten, Geschrei, klapprige Handkarren, das Kräh, Kräh der Möwen, Fässerrollen, gackernde Hühner, deftiges Fluchen über rauchende Pechpfannen, das ständige Vertreiben herumlungernder Bettler und zwielichtiger Gestalten. Mit Hilfe hölzerner Kräne oder auch nur des eigenen Rückens beluden und entluden unzählige Bootsleute die vor Anker liegenden Schiffe.
    Der Segler nach Barcelona befand sich erneut direkt vor Abbévilles Augen. Auf seiner Takelage hockten aufgeplustert etliche Tölpel. Noch waren keine Reisenden an Deck.
    Plötzlich nahm er über all dem Lärm Hufgetrappel wahr.
    Zwei Wagen ratterten heran, gezogen von jeweils zwei Pferden. Abbévilles Körper spannte sich. Die Rösser kamen genau vor dem Segler zum stehen. Um bessere Sicht zu haben, trat der Inquisitor ein Stück aus seinem Versteck

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