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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Mannes“, sagte der Priester, der eine wunderschöne tragende Stimme besaß, doch Rixende hatte keine Zeit, an ihre große Liebe zu denken, dies musste noch warten. Noch während sie verzweifelt hin und her überlegte, schob sich eine alte Frau, angetan mit einem grauen Tasselmantel aus gutem Stoff und einer grauschwarz gestreiften Haube neben ihr in die Bank. Rixende warf einen kurzen Blick auf sie und hing dann wieder ihren Gedanken nach. Erst am Schluss der Predigt fiel ihr auf, dass die Frau beim Niederknien leise stöhnte. Rixende wollte ihr behilflich sein und fasste sie beim Arm. Da drehte sich die Frau dankbar zu ihr um und lächelte sie an. Rixende stockte der Atem. Erneut warf sie einen Blick auf die Frau, die jetzt spöttisch vor sich hin grinste. Rixende sank ebenfalls auf die Knie. Sie konnte es nicht fassen. Es war tatsächlich Authié.

    „Abbéville ist hier“, flüsterte die „Alte“ und bekreuzigte sich.
    „Mein Gott!“ Rixende bekreuzigte sich ebenfalls.
    „Sorgt Euch nicht, die Unseren lassen ihn nicht aus den Augen. Weswegen wolltet Ihr mich sprechen?“
    Rixende warf zögernd einen kurzen Blick auf Josette, die ebenfalls ein Kreuz schlug und dann so tat, als ob sie ins Gebet vertieft sei, während sie sich krampfhaft bemühte, das Flüstern ihrer Herrin zu verstehen.
    „Ich bin nicht alleine …“
    „Hm …Verstehe“, sagte Authié und warf ihr einen fragenden Blick zu.
    „Sie sind in Sicherheit. Ich habe sie an ihren angestammten Platz gebracht“, sagte Rixende.
    Die „Frau“ seufzte erleichtert auf und bekreuzigte sich wieder. „Das haben wir gehofft.“
    „Ihr solltet dies erfahren, weil ich in drei Tagen das Land verlasse.“
    „Für immer?“
    „Nein, nicht für immer. Irgendwann … habe ich meine Pflicht zu erfüllen.“
    „Gut. Ich entbinde Euch bis dahin von Eurer Verantwortung.“
    Rixende warf ihm einen überraschten Blick zu. „Ihr könnt das?“
    Authié sah kurz nach rechts, wobei Rixende den Eindruck hatte, als suchte er den Blick eines bestimmten Mannes. Dann flüsterte er: „Nein, natürlich nicht. Ihr habt recht. Vor meiner Zeit wurde die hohe Wahl getroffen.“
    Rixende hüstelte. „Wartet“, sagte sie, wobei sie unauffällig an ihrer Kleidung herumnestelte. Unter ihrem Umhang trug sie, an einem Gürtel befestigt, einen ledernen Beutel. Sie hakte ihn los, legte ihn neben sich auf die Bank und schob ihn Authié hinüber. Er war schwer.
    „Für unsere Leute“, sagte sie leise.
    Authié ließ den Tasselmantel darüber gleiten und nahm den Beutel unauffällig an sich.
    „Und Ihr? Braucht Ihr Hilfe bei der Ausreise?“
    „Gut möglich. Abbéville!“ flüsterte Rixende.
    „Morgen Abend nach Einbruch der Dunkelheit! Ich weiß, wo Ihr abgestiegen seid. Das Kennwort ist Lorbeer.“
    „Lorbeer?“
    „In siebenhundert Jahren wird der Lorbeer wieder ergrünen“, flüsterte der Mann. „Dann werden die Geheimen Worte die Welt verändern!“
    Sie knieten noch eine Zeitlang stumm nebeneinander, bis der Priester die Hostie emporhob, um sie der Gemeinde zu zeigen, dann stand Authié auf, bekreuzigte sich abermals - obwohl die Katharer dieses Zeichen entschieden ablehnten - und verließ unauffällig durch einen der seitlichen Ausgänge die Basilika.

    Als Rixende in der darauffolgenden Nacht, lange nach dem Besuch eines Fremden in dunklem Reisemantel, im Bett lag und kein Auge zutun konnte, obwohl sie schrecklich müde war, kam ihr wieder Bruder Paule in den Sinn, der Franziskaner von Gavarnie, ihr Lehrer. Eines Tages hatte er über die Gier der Menschen nach Gold geklagt und dabei Cicero zitiert: „Alle Burgen könnten erobert werden, wenn man nur ein Eselchen mit Gold beladen hinaufbrächte.“
    Nun – Rixende lächelte in sich hinein - sie hatte gerade mit Authiés Hilfe ihr Goldeselchen in Narbonne auf den Weg geschickt, die Festung Abbéville zu erobern, so er tatsächlich hinter ihr her war.
    Gäbe es Gott, dass ihr Vorhaben gelänge.

    Abbéville wartete wie allmorgendlich fiebrig auf seine Stunde. Das Meer glitzerte im ersten Sonnenlicht türkisfarben. Eine schwarze Galeere schaukelte friedlich auf den Wellen. Die Takelage knarrte. Ein Bootsmann war dabei, einige Planken mit Teer abzudichten, ein anderer brachte auf einem benachbarten Segler silberne Beschläge an. Die Männer beschimpften sich spaßeshalber gegenseitig und übertrumpften sich mit ihren Liebesabenteuern. Ein angenehmer Schauer durchfloss Abbévilles Körper. Er dachte an die drei

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