Robins Sommer
gucken zu Mama.
„Wir nehmen das Buch mit“, ruft Mama. „Wir brauchen auch kein schönes Einwickelpapier darum. Wir müssen nach Hause.“
Die Mädchen an der Kasse kriegen rote Köpfe. Sie sagen nichts. Mama dreht sich um. Sie nimmt Robin bei der Hand und geht mit großen, zornigen Schritten durch das Kaufhaus. Das Buch über Paulus hält sie noch immer hoch über ihren Kopf. „Alle können das sehen“, sagt sie. „Ich bin kein Dieb. Ich mache nichts heimlich. Aber die Warterei reicht mir jetzt wirklich. Ich will nach Hause.“ Robin rennt neben ihr her. Das muß er auch. Denn Mama geht wütend weiter und hält ihn fest an der Hand.
Sie kommen an großen, vornehm gekleideten Puppen vorbei.
Robin denkt, daß die Puppen eigentlich Polizisten sind, die da ganz still in ihren guten Anzügen stehen, um zu beobachten, welche Leute Diebe sind und welche nicht. Und wenn sie dann einen Dieb sehen, springen sie ihm auf den Rücken und bringen ihn ins Gefängnis. Aber die Puppen tun nichts. Niemand tut etwas. Sie können ganz normal nach draußen gehen.
Sie kommen gerade noch rechtzeitig zum Bus. Sie steigen ein, und noch bevor sie sitzen, fährt der Bus los.
Sie plumpsen auf die Bank.
„So!“ sagt Mama.
Und Robin flüstert:
„Ich erzähle Papa nichts davon.“
„Das ist auch nicht nötig“, sagt Mama. „Das mache ich schon selbst.“
Und so ist es auch. Mama erzählt es Papa. Die ganze Geschichte! Von dem schönen Nachmittag, von dem Buch über Paulus, von der Rumalberei, von dem Zeiger auf der Uhr...
„Und dann hat es mir einfach gereicht“, erzählt Mama. „Wir sind rausgegangen, ohne das Buch zu bezahlen.“
Und Papa sagt: „Prima. Wer soll das Buch vorlesen?“
„Mama“, sagt Robin.
Stecker
Die Lampe auf Papas Schreibtisch funktioniert nicht mehr. Sie leuchtet nicht mehr. Papa will eine neue Birne einsetzen, und Robin will helfen. „Ziehst du mal eben den Stecker raus?“ fragt Papa.
„Krieg ich dann einen Schlag?“ fragt Robin. „Nicht, wenn ich dabei bin“, sagt Papa. „Nicht an der Schnur ziehen, nimm den Stecker. Mach mal...“
Robin faßt den Stecker an. Er findet es gefährlich. Aber Papa ist dabei. Da kann nichts passieren. Er zieht. Der Stecker springt aus der Steckdose. „Danke“, sagt Papa. „Du bist eine große Hilfe.“ Papa schraubt die kaputte Birne aus der Lampe. Das macht er sehr geschickt, findet Robin. Papa legt die kaputte Birne weg und nimmt die neue Birne.
Robin steckt den Stecker wieder in die Steckdose. Papa schraubt die neue Glühbirne in die Lampe. Die leuchtet auf einmal.
„Es klappt!“ jubelt Robin.
Papa flucht. Wütend guckt er Robin an.
„Bist du denn verrückt geworden!“ schreit er. „Hab ich dir gesagt, daß du den Stecker wieder reinstecken sollst?“
„Nein“, sagt Robin, „aber...“
„Aber, aber, aber“, brüllt Papa. „Du immer mit deinem Aber. Ich könnte tot sein!“
Robin fängt an zu weinen.
Das stimmt doch nicht. Papa hat doch selbst gesagt, daß... Aber Robin traut sich nicht, noch was zu sagen. So böse ist Papa selten. Robin rennt fort, die Treppe hoch und in sein Zimmer. Er nimmt Knor und drückt das Schweinchen fest an sich. Auf dem Bett weinen sie zusammen weiter.
Etwas später kommt Papa rein. Er legt seine Hand auf Robins Kopf. Robin spürt, daß Papa nicht mehr böse ist.
„Wie hast du nur so dumm sein können?“ fragt Papa.
„Aber du hast doch selbst gesagt...“ schluchzt Robin.
„Was hab ich selbst gesagt?“ fragt Papa.
„Du hast zu mir gesagt“, sagt Robin, „zieh den Stecker mal eben raus... Und mal eben, das ist doch nur ganz kurz?“
Papa ist lange still. Viel länger als ,mal eben’.
Robin traut sich nicht, ihn anzusehen. Er liegt mit dem Gesicht auf dem Kissen und schluchzt noch etwas nach. Papa streichelt ihm über die Haare. Dann sagt Papa:
„Ich glaube, hier hat jemand mal eben total gesponnen. Und das war ich. Und dazu fällt mir nicht mal eine gute Ausrede ein..."
„Nein“, sagt Robin. „Dafür bist du zu dumm. Magst du mir eine Geschichte erzählen?“
„Worum soll es denn gehen?“
„Von einem Fisch“, sagt Robin.
Papa erzählt eine Geschichte von einem Fisch. Und dann sind sie wieder Freunde.
Pfefferminzbonbons
Mama hat kein Auto, und Papa hat kein Auto. Nicht alle Leute haben ein Auto. Robin findet es normal, daß sie kein Auto haben, und Mama und Papa finden es einfach gut. Wenn sie in die Stadt fahren, fahren sie mit dem Bus. Und wenn sie in die große
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