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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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richtete alles her, so wie er es befohlen hatte, und wartete am nächsten Morgen mit dem sauber gewaschenen Boot, Flagge und Wimpel gehißt. Nach einiger Zeit kam jedoch mein Patron allein an Bord, sagte mir, seine Gäste hätten Geschäfte halber abgesagt, und befahl mir, mit dem maurischen Jungen und einem anderen Mauren allein auszufahren und ein paar Fische zu fangen, da seine Freunde bei ihm zu Hause zu Abend speisen würden.
    In diesem Augenblick schössen mir meine alten Freiheitsgedanken wieder durch den Kopf; denn nun sah ich, daß ich Aussicht hätte, ein kleines Schiff in meine Gewalt zu bekommen, und als mein Herr fort war, begann ich mich nicht zum Fischen, sondern zu einer Seereise zu rüsten, obwohl ich nicht wußte und überhaupt nicht daran dachte, wohin ich steuern sollte. Nur weg von hier wollte ich, gleichviel wohin.
    Meine erste Sorge war, wie ich dem Mauren auf gute Art befehlen könnte, noch mehr Proviant an Bord zu schaffen. Ich sagte ihm also, es schicke sich nicht, daß wir unserm Patron das Brot wegäßen; ja freilich,
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    sagte er und holte einen großen Korb Zwieback und drei Krüge Süßwasser. Ich wußte, wo die
    Flaschenkiste meines Patrons stand, die unverkennbar auch von einer englischen Prise stammte, und brachte sie ins Boot, während der Maure an Land war. Ich verstaute auch einen großen Klumpen Bienenwachs, über 50 Pfund schwer, nebst einem Knäuel Bindfaden und Zwirn, einem Beil, Säge und Hammer, die mir hernach alle sehr nützlich waren, zumal das Wachs für Kerzen. Ich drehte ihm noch eine Nase, und er ließ sich wiederum übertölpeln. Er hieß Ismael, mit Rufnamen Muley oder Moly; so rief ich: «Moly, wir haben die Flinten unseres Herrn im Boot, könntest du nicht etwas Pulver und Schrot holen? Vielleicht können wir auf eigene Faust ein paar Alken (eine Art großer Seevögel) schießen!» - «Ja», sagte er, «ich will es holen.» Und wirklich brachte er einen großen Lederbeutel, der etwa anderthalb Pfund Pulver oder mehr enthielt, sowie einen zweiten, fünf bis sechs Pfund schweren, mit Schrot und einigen Kugeln, und verstaute beide in das Boot. So segelten wir, mit allem Nötigen versehen, zum Fischen aus dem Hafen hinaus. Das Kastell am Hafeneingang kannte uns und kümmerte sich nicht um uns. Als wir eine knappe englische Meile von dem Hafen weg waren, holten wir die Segel ein und machten uns ans Fischen. Der Wind blies von Nordnordost, also meinem Wunsche entgegen: denn hätte er von Süden gestanden, so hätte ich mir zugetraut, die spanische Küste oder zum wenigsten die Bai von Cadiz zu erreichen; mein Entschluß aber stand fest, von diesem gräßlichen Ort, wehe der Wind aus welchem Loch er wolle, zu fliehen und alles andere dem Schicksal zu überlassen.
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    Als wir eine Weile gefischt und nichts gefangen hatten - denn wenn ich etwas an der Angel hatte, zog ich nicht hoch, damit er's nicht sähe -, sagte ich zu dem Mauren: «So geht es nicht, hier bringen wir nichts nach Hause, wir müssen uns weiter hinaus legen.» Er ahnte nichts Böses, nickte und setzte, da er vorn im Boot war, die Segel.
    Ich, der das Ruder hielt, steuerte das Boot fast eine deutsche Meile weiter in See, drehte dann wie zum Fischen bei, gab dem Jungen das Ruder, ging nach vorn, wo der Maure stand, und indem ich so tat, als ob ich mich hinter ihm nach etwas bückte, faßte ich ihn unversehens mit meinem Arm unter seinen Kniekehlen und schmiß ihn glatt über Bord ins Meer.
    Er kam gleich wieder hoch, denn er schwamm wie ein Kork, schrie zu mir und flehte, ich möchte ihn wieder einnehmen, er wolle mit mir bis in alle Welt gehen. Er schwamm so mächtig hinter dem Boot her, daß er mich sehr bald würde eingeholt haben, da wir nur wenig Wind hatten; ich ging also in die Kajüte, holte eine der Vogelflinten, wies sie ihm und rief, ich hätte ihm nichts zuleide getan und würde es auch nicht tun, wenn er Ruhe gäbe. «Aber», sagte ich, «du schwimmst gut genug, um an Land zu kommen, die See ist ruhig, und ich will dir nichts tun. Wenn du aber dem Boot nahe kommst, schieß ich dich durch den Kopf; denn ich bin entschlossen, meine Freiheit zu haben.»
    So machte er kehrt und schwamm der Küste zu, und ich zweifle nicht, daß er sie erreicht hat, denn er war ein vortrefflicher Schwimmer.
    Ich hätte ja auch den Jungen über Bord werfen und den Mauren mit mir nehmen können; aber ich durfte
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    ihm nicht trauen. Als er davon war, wandte ich mich zu dem Jungen, der Xury genannt wurde,

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