Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
kein Land.
    – Dann muß es ein Schiff sein, oder doch irgend ein Fahrzeug.«
    Onkel Prudent und Phil Evans blickten nach dem von Tom Turner bezeichneten Punkt hinaus.
    Robur ließ sich ein Seefernrohr reichen und betrachtete scharf den fraglichen Gegenstand.
    »Es ist ein Boot, sagte er, und ich möchte behaupten, daß sich Menschen in demselben befinden.
    – Schiffbrüchige? rief Tom.
    – Ja, Schiffbrüchige, welche gezwungen gewesen sein werden, ihr Schiff zu verlassen, erklärte Robur; Unglückliche, welche nicht wissen, wo sie Land finden sollen und die vielleicht vor Hunger und Durst umkommen. Wohlan, es soll Niemand sagen können, der »Albatros« hätte nicht den Versuch gemacht, ihnen Hilfe zu bringen!«
    Der Maschinist und der Gehilfe erhielten dementsprechend Befehl und der Aeronef begann langsam hinabzusinken. In hundert Meter Höhe hielt er damit ein und seine Propeller trieben ihn rasch nach Norden.
    Es war in der That ein Boot, an dessen Mast ein Segel schlaff herabhing und das wegen Mangels an Wind nicht vorwärts kommen konnte. Die an Bord befindlichen Leute hatten offenbar nicht mehr Kraft genug, ein Ruder zu handhaben.
    Auf dem Boden desselben lagen fünf Menschen, die eingeschlafen oder vor Entkräftung regungslos geworden waren, wenn nicht gar der Tod sie schon ereilt hatte.
    Ueber ihnen angekommen, ging der »Albatros« langsam nach unten. Am Heck des Bootes konnte man noch den Namen des Schiffes lesen, zu dem es gehört hatte; es war die »Jeannette« von Nantes gewesen, ein französisches Schiff, das seine Besatzung hatte aufgeben müssen.
    »Aoh!« rief Tom Turner.
    Die Leute mußten ihn wohl hören, denn sie befanden sich kaum achtzig Fuß unter ihm.
    Keine Antwort.
    »Schießt ein Gewehr ab!« sagte Robur.
    Der Befehl wurde ausgeführt und der Knall des Schusses verbreitete sich weithin über die Oberfläche des Wassers.
    Da sah man einen der Schiffbrüchigen sich mühsam aufrichten, seine Augen lagen tief in ihren Höhlen, so daß das Gesicht mehr dem eines Skelets ähnelte.
    Als er den »Albatros« bemerkte, malte sich in seinen Zügen erst der helle Schrecken.
    »Fürchtet nichts! rief Robur ihm französisch zu. Wir kommen Euch zu retten. Wer seid Ihr?
    – Matrosen von der »Jeannette«, einer Dreimastbark, deren zweiter Officier ich war, antwortete der Mann. Vor nun vierzehn Tagen… mußten wir dieselbe verlassen… weil sie schon im Sinken war… Wir haben weder Wasser, noch Lebensmittel mehr!…«
    Die vier übrigen Schiffbrüchigen hatten sich nach und nach etwas erhoben. Elend, kraftlos und entsetzlich abgemagert, streckten sie die Hände nach dem Aeronef empor.
    »Achtung!« rief Robur.
    Vom Verdeck aus sank ein Tau hernieder und ein Eimer mit Süßwasser wurde zu dem Boote hinabgesendet.
    Die Unglücklichen stürzten darüber her und tranken mit einer Hast, welche fast widerlich mit anzusehen war.
    »Brot!… Brot!«… riefen sie.
    Sofort stieg auch ein Korb mit einigen Lebensmitteln, mit Conserven, einem Fläschchen Brandy und mehreren Pinten Kaffee zu ihnen herunter. Der zweite Officier hatte alle Mühe, die Leute bei der Stillung ihres Hungers nur einigermaßen im Zaum zu halten.
    »Wo sind wir denn? fragte er dann.
    – Fünfzig Meilen von der Küste von Chili und dem Chonas-Archipel, antwortete Robur.
    – Ich danke, doch wir haben keinen Wind, und…
    – Wir werden Sie ins Schlepptau nehmen.
    – Wer sind Sie?
    – Leute, die sich glücklich schätzen, daß sie im Stande waren. Euch Hilfe zu bringen,« erwiderte einfach Robur.
    Der Mann begriff, daß er hier ein Incognito zu respectiren habe. Doch war es wirklich möglich, daß diese Maschine Kraft genug besaß, sie zu schleppen?
    Ja; durch Vermittelung eines hundert Fuß langen Kabels wurde das Boot von dem mächtigen Apparat nach Osten hingezogen.
    Um zehn Uhr Abends war Land in Sicht, oder man sah wenigstens die Leuchtfeuer, welche dessen Lage bezeichneten. Sie war wirklich zur rechten Zeit gekommen, diese Hilfe vom Himmel für die Schiffbrüchigen der »Jeannette«, und sie hatten gewiß einiges Recht, ihre Rettung für ein Wunder zu halten.
    Als sie dann bis zum Eingang der Wasserstraße zwischen den Chonas-Inseln gebracht worden waren, rief ihnen Robur zu, das Tau schießen zu lassen, was sie denn auch, ihre Retter segnend, thaten, und der »Albatros« steuerte wieder auf die offene See hinaus.
    Entschieden besaß er doch gute Eigenschaften, dieser Aeronef, der auf diese Weise im weiten Weltmeer verirrten

Weitere Kostenlose Bücher