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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Enttäuschung.
    »So müssen wir die Lunte löschen, sagte er.
    – Nein… aber uns retten! erwiderte Phil Evans.
    – Uns retten?
    – Ja, mittelst des Ankertaues, da es jetzt finster ist. Hundertfünfzig Fuß hinabzuklettern hat ja nichts zu bedeuten.
    – Nichts, bestätigte Onkel Prudent, und wir wären reine Thoren, eine so unerwartet günstige Gelegenheit unbenützt zu lassen.«
    Vorher kehrten sie jedoch noch einmal nach der Cabine zurück und versahen sich mit Allem, was sie in Voraussicht eines kürzeren oder längeren Verweilens auf der Insel Chatam glaubten bedürfen zu können. Nachdem sie die Thür wieder geschlossen, schlichen sie möglichst geräuschlos nach dem Vorderdeck.
    Sie wollten auch Frycollin wecken und diesen zur gleichzeitigen Flucht mit ihnen veranlassen.
    Rings herrschte tiefes Dunkel. Die Wolkenströmung von Südost wurde etwas schneller. Der Aeronef schlingerte ein wenig vor seinem Anker, indem er, so weit es das gespannte Kabel zuließ, leicht in verticaler Richtung schwankte. Der Abstieg drohte also etwas mehr Schwierigkeiten zu bieten. Das war aber nicht dazu angethan, zwei Männer abzuschrecken, die eben noch entschlossen gewesen waren, ihr Leben geradezu wegzuwerfen.
    Beide schlichen also über das Deck hin und standen zuweilen, geschützt durch die Bauten darauf, still, um zu lauschen, ob irgend ein Geräusch vernehmbar werde. Nein… Alles still. Kein Schein zitterte durch die Lichtpforten. Der Aeronef lag nicht allein schweigend da, er war vielmehr in Schlaf versanken.
    Onkel Prudent und sein Begleiter näherten sich schon der Cabine Frycollin’s, als Phil Evans plötzlich stehen blieb.
    »Der Wachposten!« sagte er.
    Wirklich lag ein Mann in der Nähe eines der Ruffs. Offenbar konnte derselbe, wie man zu sagen pflegt, kaum eingenickt sein. Wenn dieser Lärm schlug, mußte die Flucht unmöglich werden.
    Nahe hierbei lagen einige Stricke, Leinwandstücke und Werg, was Alles bei Ausbesserung der Schraube gebraucht worden war.
    Eine Minute später war der Mann geknebelt, über und über eingewickelt und an einen Pfosten des Vordercastells gebunden, so daß er weder einen Laut von sich geben, noch eine Bewegung machen konnte.
    Alles das vollzog sich fast ohne jedes Geräusch.
    Onkel Prudent und Phil Evans horchten gespannt… Selbst im Inneren der Ruffs ließ sich kein Laut hören. Was an Bord war, lag in festem Schlafe.
    Die beiden Flüchtlinge – denn diesen Namen darf man ihnen wohl geben – kamen nach der von Frycollin eingenommenen Cabine. François Tapage ließ ein höchst beruhigendes Schnarchen vernehmen.
    Zur größten Ueberraschung brauchte Onkel Prudent die Thür Frycollin’s nicht einmal aufzuklinken, denn diese stand offen. Er trat einen Schritt in die Cabine ein, zog sich aber gleich wieder zurück.
    »Da ist Niemand d’rin, flüsterte er.
    – Niemand… Wo könnte er sein?« murmelte Phil Evans.
    Beide begaben sich nun weiter nach vorn, in der Meinung, Frycollin möchte in irgend einem Winkel eingeschlafen sein.
    Auch hier fand sich Niemand.
    »Sollte der Spitzbube uns schon vorausgegangen sein?… fragte Onkel Prudent.
    – Mag das der Fall sein oder nicht, antwortete Phil Evans, wir können unbedingt nicht länger warten. Vorwärts!«
    Ohne Zögern packten die Flüchtlinge einer nach dem anderen das Tau mit den Händen und hielten sich auch mit den Füßen daran fest, dann glitten sie daran herab und kamen heil und gesund zur Erde nieder.
    Welches Entzücken für sie, den Erdboden zu betreten, der ihnen so lange gefehlt hatte, auf fester Grundlage dahin zu gehen und nicht mehr ein Spielball der Luft zu sein!
    Sie suchten eben, längs des kleinen Wasserlaufs hinwandernd, nach dem Inneren der Insel zu gelangen, als sich plötzlich vor ihnen ein Schatten erhob.
    Das war Frycollin.
    Ja, der Neger hatte denselben Gedanken gehabt, der seinem Herrn gekommen war, und sogar die Kühnheit, denselben ohne jede Meldung vorher zur Ausführung zu bringen.
    Jetzt war freilich keine Zeit zu Auseinandersetzungen, und Onkel Prudent drängte es weit mehr, einen Zufluchtsort in entfernteren Theilen der Insel zu finden, als Phil Evans stehen blieb.
     

    Onkel Prudent zündete die Lunte an. (S. 182.)
     
    »Hören Sie mich an, Onkel Prudent, begann er. Wir sind jetzt außer dem Machtbereich jenes Robur. Er und seine Begleiter sind einem schrecklichen Tode geweiht, und ich gebe zu, daß er ihn verdient hat. Wenn er aber nun bei seiner Ehre schwören wollte, von jedem Versuche, uns

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