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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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ist schon wieder ein Mädchen verschwunden. Antonia Bernward aus der Villa am Steinbruch wird seit heute Vormittag vermisst.«
    Antonia hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Wie lange war sie schon hier? Hatte sie Hunger? Nein, das nicht, obwohl sich ihr Magen leer anfühlte. Durst schon eher. Aber all diese Empfindungen wurden überlagert von einer fiebrigen Angst. Sie lehnte neben der Tür im Dunkeln und versuchte, die Angst in den Griff zu bekommen, indem sie leise vor sich hin sang. Sie hatte eine gute Stimme, sie war im Schulchor gewesen und hatte sogar schon bei einer Schulaufführung solo gesungen. Aber gegen die Todesangst anzusingen, war schwer. Immer wieder vergewisserte sie sich, dass sie die Flasche noch in der Hand hielt. Wenn sie gerade nicht sang, dann betete sie flüsternd. »Lieber Gott, hol mich bitte heil hier raus! Bitte, mach, dass ich hier nicht sterbe. Ich will auch nie wieder lügen, ich werde meiner Mutter die Wahrheit sagen, was mit Ralph passiert ist, damit er ein ordentliches Begräbnis bekommt. Aber bitte…« Sie hielt inne. Was war das? Etwas quietschte. Da war ein Lichtstrahl. Die Tür! Es war so weit. Antonia presste sich gegen die Wand, sodass sie hinter der Tür stehen würde, wenn er sie öffnete. Die zerbrochene Flasche hielt sie fest umklammert. Ihr war klar: Die nächsten Sekunden würden über Leben und Tod entscheiden. Ihr Leben. Ihren Tod. Vielleicht half ihr das Überraschungsmoment, wenn er das Licht anmachte und den leeren Raum sah. Was Antonia allerdings nicht bedacht hatte, war, dass sie es war, die erst einmal nichts sah, als das Licht anging. Es dauerte mehrere Sekunden, ehe sich ihre Augen an das grelle Neonlicht gewöhnt hatten. Als sie den Schatten vor sich wahrnahm und ausholte, spürte sie einen Schlag gegen ihr Handgelenk. Die Flasche fiel klirrend zu Boden. Und dann setzte ihr Herzschlag aus, als sie erkannte, wer vor ihr stand.
    Steinhauer redete ununterbrochen, während er in der einen Hand die Taschenlampe hielt und mit der anderen Antonia mit eisernem Griff am Arm. Antonia stolperte ihm hinterher. Es ging durch ein sehr altes Gewölbe, das nach feuchten Steinen roch.
    »Hast du gewusst, dass im Mittelalter ganz Hannover mit Gängen unterhöhlt war? Das ist im Grunde nichts Besonderes, das ist bei fast allen mittelalterlichen Städten so. Die Gänge verbanden wichtige Gebäude, zum Beispiel das Schloss und die Kreuzkirche. Einige führten aus dem Inneren der Stadtmauer hinaus, als Fluchtweg bei einer Belagerung. Im Krieg und beim Bau der U-Bahn und der Abwasserkanäle sind allerdings die meisten dieser alten unterirdischen Gewölbe zerstört oder verschüttet worden. Nur hier, in Linden, ist das Tunnelsystem noch erhalten. Wir haben als Kinder oft auf dem alten Friedhof und auf dem Hanomag-Gelände gespielt, trotz der Verbote unserer Eltern. Das war unser Abenteuerspielplatz, alle Jungs aus der Gegend wussten, wie und wo man hineinkam. Es gibt sogar einen Gang, der direkt in den Keller der alten Villa führt, genauer gesagt, in den Luftschutzkeller. Aber der ist schon vor langer Zeit verschlossen worden, das hat mein Vater noch veranlasst. Die meisten Eingänge sind mit der Zeit zugemauert worden. Aber nicht alle…«
    Die Mauern waren jetzt eng zusammengerückt, die Decke so niedrig, dass Antonia ab und zu sogar den Kopf einziehen musste. Spinnweben streiften ihr Haar. Jeder Schritt, den sie tat, kostete sie Kraft. Den Boden bedeckte Schutt und immer wieder mussten sie über Steine steigen, die aus der Mauer gebrochen waren. Der Gang führte nun leicht bergauf, machte eine Biegung und dann folgte eine steile Treppe, die im Nichts endete. Steinhauer zog sie die letzten Stufen hinauf und ließ dann ihre Hand los. Sie befanden sich in einem kleinen Raum, an dessen Wänden auf beiden Seiten Behältnisse aus Granit standen. Steinerne Fratzen grinsten teuflisch von den Wänden herab, dazwischen hing ein gekreuzigter Jesus aus Holz mit rot aufgemalten Wundmalen.
    »Eine uralte Familiengruft«, klärte Steinhauer sie auf. »Sie ist eigentlich abgeschlossen, aber das Schloss ist ein Witz, man kriegt es mit einem krummen Draht auf, das haben wir schon als Kinder gemacht. Es gibt noch einen weiteren Zugang zum Tunnelsystem, der liegt auf dem Hanomag-Gelände und lässt sich sogar mit einem Auto erreichen. Durch diesen Gang bist du wahrscheinlich hergebracht worden.«
    Antonia wollte im Augenblick viel lieber wissen, wie sie hier wieder hinausgelangte. Da drückte

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