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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Prolog
    AUS DER GESCHICHTE VON CHELO LEE, VOM 17. JULI DES JAHRES 222, FREMONT-ZEITRECHNUNG, DEM INSTITUT FÜR GESCHICHTE DER NEUEN WELTEN ZUR VERFÜGUNG GESTELLT
     
     
     
     
     
    Fremont wurde im Jahr Null entdeckt. Die Null markiert stets den Beginn der Zeitrechnung eines Planeten, als hätte er nicht existiert, bevor er von Menschen erkundet wurde.
    Meine Geschichte beginnt lange nach dem Jahr Null, aber ich finde, ich sollte mit der Entdeckung anfangen. Mit der Null, in der gewissermaßen noch unendlich viele Möglichkeiten stecken. Fünf metallisch glänzende Sonden kamen aus dem Bewohnten Weltraum angeflogen, umkreisten meinen wilden Planeten und stürzten dann eine nach der anderen der Oberfläche entgegen. Drei landeten in den Ozeanen und registrierten Salzwasser und Anzeichen von Leben. Eine verschwand völlig; wahrscheinlich wurde sie vom glühenden Feuerstrom verschluckt, der aus dem Rachen des Vulkans Lohe quillt, der heißen Seele des Kontinents Islandia. Die fünfte Sonde landete im Grünen Tal, wo wir heute leben. Sie meldete, dass Menschen die Luft von Fremont atmen können und Leben auf Kohlenstoffbasis im Überfluss vorhanden war.
    Also trafen einhundert Jahre später die tausend Kolonisten ein. Alle waren ursprüngliche Menschen und kamen von einem Planeten, der Fremont recht ähnlich war, fast wie die Erde. Er heißt Chrysops, nach der Form eines Meeres auf diesem Planeten, das an die Flügel einer Goldaugenbremse erinnert. Der Umriss dieses Meeres ziert auch den Rumpf der Weltenreise , des Schiffs der tausend Kolonisten.
    Die Weltenreise wurde im Orbit geparkt, und sieben kleine Planetenfähren flogen zur Oberfläche. Monatelang schafften sie Menschen und Material nach unten. Man war sehr vorsichtig. Trotzdem fielen die Raubtiere von Fremont über die Menschen her, noch bevor alle die Oberfläche erreicht hatten. Denn Fremont ist sehr lebendig, zügellos und wild. Die Sonden hatten lediglich eine Momentaufnahme geliefert, keinen Film, sondern einen Schnappschuss. Wenn mehr Sonden unsere Täler gefunden hätten – die zwei bewohnbaren Kontinente Islandia und Jini, die weite Grasebene –, wären die Kolonisten besser vorbereitet gewesen.
    Fremont rumpelt, bewegt und verschiebt sich. Sein Blut fließt in rotglühenden Strömen über die Oberfläche und gleitet ins Wasser, worauf zischend und prustend Dampf hochkocht, um die Vermählung von Feuer und Wasser zu ehren. Die Gräser, Pflanzen und Tiere von Fremont haben scharfe Kanten und scharfe Zähne. Sie sind essbar, aber erst, nachdem man ihre Verteidigungswaffen unschädlich gemacht hat.
    Neue Kolonien scheitern recht häufig. Mit der auf Fremont wäre beinahe dasselbe geschehen.
    Nach einhundert Jahren beherbergte Fremont ganze tausendfünfhundert Menschen, mittlerweile in der vierten und fünften Generation, eine zerlumpte, hungrige und erschöpfte Schar. Etwa zweihundert waren Wanderer, die als Vagabunden bezeichnet wurden – Wissenschaftler, die den Kontinent Jini durchstreiften, auf dem sich Fremonts einzige Stadt Artistos am Rand der Grasebene an den Samtwald schmiegt. Die Vagabunden errichteten und pflegten ein kontinentales Informationsnetzwerk und dokumentierten die Schönheit und die Gefahren dieser Welt. Sie bemühten sich, das Wissen und die Erfahrung zu sammeln, die die Kolonie zum Überleben benötigte. Alle anderen lebten in Artistos. Hinter Zäunen.
    Die Stadt war für fünftausend Einwohner geplant worden. Natürlich hatte man noch nicht alle Häuser gebaut. Die Gebäude der Gilden ragten in die Höhe und umringten das wahre Zentrum der Stadt, den öffentlichen Park. Der Park wurde gepflegt und die Stadt verwaltet, während in hartnäckiger Schwerarbeit die Kornspeicher gefüllt wurden.
    Genau diese Hartnäckigkeit wäre den Kolonisten beinahe zum Verhängnis geworden. Sie pochten auf ihre wahre Menschlichkeit und lehnten jegliche Aufbesserung ab, um ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern und besser an Fremont angepasst zu sein. Auch ihre Weltanschauung war hartnäckig: Sie gaben nicht auf, auch wenn schon viele andere vor ihnen gescheitert waren.
    Im Jahr 200 landeten unerwartet zwei Raumschiffe auf der Grasebene. An Bord befanden sich meine Eltern und viele andere, die wie sie waren. Die Neue Schöpfung und die Fernfahrt waren kleiner und wendiger als die Weltenreise , so dass sie direkt auf dem freien Feld neben dem Raumhafen von Artistos landen konnten, wobei sie den Boden versengten und das gelbgrüne

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