Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
mit Worten, die ganz eindeutig jemand anders für ihn gewählt hatte, doch der Inhalt war gleich geblieben.
Kurz darauf waren Erkennungsmarken an langen Metallketten verteilt worden, die Lillja aus dem Fernsehen kannte. An jeder Kette hingen zwei Metallplatten, die auf einer Seite ihren Namen und eine Dienstnummer eingeprägt hatten, während die Rückseiten fremde Zeichen aufwiesen - vermutlich gleicher Inhalt in der Sprache der Xhar. Das war sie nun: A. Winter, 15-83-9-62H.
Die Schrift könnte ein ganz allgemeines Problem werden, denn der implantierte Übersetzer vermochte nur Sprache zu übersetzen - keine visuell erfassten Worte.
Nachdem der Soldat den letzten Namen aufgerufen hatte, verabschiedete Lillja sich unter vielen Umarmungen und guten Wünschen von den wenigen Menschen, zu denen sie einen guten Draht gehabt hatte, nahm ihre bereitgestellte Tasche auf und wandte sich in Richtung des Aufzuges, der die zahlreichen Ebenen miteinander verband.
Kurz nach Betätigen des Rufknopfes hörte sie das leise Summen, mit dem sich die Kabine bewegte, dann gingen die Türen lautlos auf. Die Aufzugkammer konnte problemlos fünfzehn oder mehr Personen fassen, war nun jedoch bis auf eine Person leer. Dr. Varan, der Xhar-Arzt, der einen Großteil ihrer Grundausbildung übernommen hatte, lehnte an der Rückwand der metallenen Kammer und machte keine Anstalten, auszusteigen. Lillja nickte ihm zu und trat ein.
" Es ist gut, dass ich Sie treffe", sprach Varan sie an, nachdem sich die Türen geschlossen hatten. "Ich war auf der Suche nach Ihnen."
Sie drehte sich überrascht um und musterte den hochgewachsenen Mann skeptisch. Für gewöhnlich waren seine Worte weniger freundlich.
" Sie werden auf der Ro'ha eingesetzt", fuhr er fort, als sie nichts erwiderte. "Es ist ein kleines Aufklärungsschiff mit kleiner Mannschaft und geringer Bewaffnung. Sie werden dort der einzige Mensch unter meinesgleichen sein."
" Gut", gab sie zurück und begann sich zu fragen, worauf er hinaus wollte.
" Ich habe Kontakt zu Dr. Dragin, dem Schiffsarzt, dem Sie unterstellt sein werden, aufgenommen und ihn auf Sie vorbereitet."
Ihr war etwas unklar, ob das etwas Gutes für sie bedeuten würde und schwieg vorläufig.
Der Fahrstuhl kam zum Stehen. Sie hatten Ebene vierzehn erreicht und traten gemeinsam auf den Gang hinaus. Auch hier waren sie von unverkleideten Wänden und hohen Decken umgeben, keine Fenster. Sie war nun schon seit Tagen im All und hatte nicht einen Blick auf die Erde oder irgendetwas anderes werfen können. Hoffentlich hatte die Ro'ha Fenster.
" Vergessen Sie nie, dass Sie sich unter Xhar bewegen", fuhr Varan fort und Lillja blieb kurz stehen, um ihn zweifelnd anzusehen. Für einen Moment war sie versucht, ihn zu fragen, ob das sein Ernst sei, entschied sich dann jedoch dagegen. Es würde ihr sicherlich niemals entfallen, dass diese großen, vierfingrigen Aliens mit der natürlichen Hautpanzerung und den reptilienartigen, lidlosen Augen, keine Menschen waren - doch vermutlich ging es nicht darum.
" Was genau wollen Sie mir sagen?", fragte sie gerade heraus, als sie die Haupthalle der Andockrampen erreicht hatten.
" Menschen kommen einander näher, als wir es tun, sie fassen einander ständig an und suchen engen Kontakt. Für uns ist das unangenehm - besonders, wenn es andere Spezies betrifft. Reichen Sie keinem Xhar die Hand, versuchen Sie niemals, einen zu umarmen, halten Sie immer mindestens einen oder besser zwei Meter Abstand - und entblößen Sie nicht ständig Ihre Zähne, diese Geste gilt bei den meisten Lebensformen als Bedrohung."
Als Lillja nickte, ging Varan weiter und fuhr nach einem Augenblick fort: "Ein Soldat namens Cor Soran wird sich um Sie kümmern. Er ist ein guter Mann, sehr aufrichtig und interessiert an fremden Völkern. Er hat mit einigen Spezies zusammengearbeitet. Seien Sie freundlich zu ihm und halten Sie sich an seinen Rat."
Sie konnte sehen, wie sich Varans Pupillen kurz weiteten und wieder verengten. Xhar hatten nur eine sehr eingeschränkte Mimik, aber manchmal schien es, als würden sich ihre Gefühle in den Bewegungen der Augen und in der Tonlage der Stimme wiederspiegeln.
" Das werde ich", sagte Lillja ernst. "Danke."
Aus Gewohnheit war sie versucht, ihm zum Abschied die Hand zu reichen, besann sich jedoch und nickte ihm stattdessen einfach zu.
"Mögen Ihre Wege deutlich zu erkennen sein und zum Wohlgefallen Ihrer Götter führen." Er deutete eine Verbeugung an und machte sich auf den
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