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Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Rolf Torring 001 - Das Gespenst

Titel: Rolf Torring 001 - Das Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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Schießen dieses Raubtieres. Mit dem Interesse des Naturforschers betrachtete ich den herrlichen, schwärzlichen Körper dort droben, wie er sich jetzt streckte, jetzt vorsichtig zusammenzog, jetzt die Hinterhand zum furchtbaren Sprung auf das ahnungslose Opfer hob. Die Ohren mit dem tiefschwarzen Rand legten sich eng an den mächtigen Schädel, und die Augen mit ihrer grünlich-gelben Iris waren halb zusammengekniffen. Der grausame Blick war fest auf den Tapir gerichtet, der jetzt näher kam und bald unter seinem Todfeind angelangt sein mußte.
    Ich hob jetzt langsam die Büchse, denn der Tapir tat mir leid. Wußte ich doch außerdem, daß er durch die rastlosen Verfolgungen seiner tierischen und menschlichen Feinde nahezu am Aussterben ist. Aber ich hielt in meiner langsamen Bewegung mit halb erhobener Büchse inne, denn der Panther schien uns trotz meiner Vorsicht gehört oder gesehen zu haben. Mit einem Ruck schnellte sein mächtiger Kopf herum, und die bösen Augen blitzten unheimlich zu uns herüber.
    Gott sei Dank hatten wir unsere graugrünen Khaki-Jagdanzüge an und unterschieden uns kaum vom Stamm des hohen Rasamal-Baumes, an dem wir saßen. Und die riesige Raubkatze wandte nach wenigen, aber uns endlos lang erscheinenden Augenblicken ihren Kopf wieder dem Tapir zu, der jetzt direkt unter dem Ast angelangt war, auf dem sie lauerte.
    Da hob ich meine Büchse höher, um den Sprung, der im nächsten Augenblick erfolgen mußte, zu hindern, doch Rolfs Hand drückte meinen Arm nieder. Dann wies er nur zur linken Seite auf ein mächtiges Gebüsch von Baumfarnen, aus dem der Tapir gekommen war. Und da sah ich, daß sich die freien Wedel dieser schönen Pflanzen leise bewegten, als zwänge sich ein großer Körper vorsichtig hindurch.
    Im ersten Augenblick dachte ich an das Weibchen des schwarzen Panthers, das vielleicht am Mahl seines Gatten teilnehmen wollte. Aber dann kam mir sofort die Erkenntnis, daß ein Panther nie eine so starke Bewegung beim Durchschleichen eines Gebüsches verursacht hätte. Ja, das Weibchen hätte sogar ruhig gewartet, bis es den Siegesschrei des jagenden Männchens gehört hätte, um dann erst am Mahl teilzunehmen. Es mußte also ein viel größeres Wild sein, das sich da der Lichtung näherte. Meine Betrachtungen wurden durch einen fauchenden Schrei des schwarzen Panthers unterbrochen, der jetzt den günstigen Augenblick gekommen sah und sich auf sein Opfer stürzte. Wie ein schwarzer Pfeil flog sein geschmeidiger Körper vom Baum hinunter und landete genau auf dem Rücken des armen Tapirs.
    Der Saladang quietschte hell auf und versuchte mit dem furchtbaren Feind auf dem Rücken ins nächste Gebüsch zu brechen, um ihn abzustreifen, denn mitunter gelingt es ihm, wie die bedeutenden Rißnarben zeigen, die man oft bei erlegten Tapiren findet.
    Aber der riesige Panther hatte in Sekundenschnelle sein furchtbares Gebiß ins Genick des Tapirs geschlagen und zerriß gleichzeitig mit der Pranke die Halsader seines Opfers. Taumelnd brach der Saladang dicht vor dem Unterholz, das ihn vielleicht hätte retten können, zusammen. Fauchend und knurrend stand der prächtige „Matjang tu-tul", das heißt „Gefleckter Tiger", auf seiner Beute. Sein Schweif schlug einen Kreis, und er drehte den Kopf umher, als befürchte er einen Störenfried, der ihn am Genuß des frischen Wildes hindern wolle.
    Es war ein Augenblick, der mich das Schießen vergessen ließ. Nun erwachte wieder der Naturforscher in mir, und ich wollte beobachten, was der Panther jetzt mit seiner Beute beginnen würde. Wie er sie anschneiden würde, ob wirklich das Weibchen hinzukäme - das waren Fragen, die mich im Augenblick bedeutend mehr interessierten als die Jagd.
    Auch Rolf betrachtete gespannt den mächtigen Panther, wie ich mit kurzem Seitenblick sah, aber plötzlich schnellte sein Kopf herum, und er starrte auf das Farngebüsch, dessen Wedel sich vorher so rätselhaft bewegt hatten. Schnell blickte ich auch hin, aber kaum konnte ich einen Ausruf des Erstaunens oder, wenn ich offen sein will, des Erschreckens, unterdrücken, denn durch die äußeren Farne hatte sich ein Kopf geschoben, dessen Augen auf den schwarzen Panther starrten. Aber was für ein Kopf. Ich dachte zuerst an einen riesigen Gorilla, aber wie sollte einer dieser Menschenaffen aus seiner fernen Heimat am Kongo hierher in den Urwald Sumatras kommen? Und ein „Majas", wie der Orang-Utan auf Sumatra und Borneo genannt wird, konnte es erst recht nicht sein, denn

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